Pfalz

Die "Pfalz" in Barmen
Herkunft und Bedeutung des Wortes

Vorbedingung:

  1. Alter Flurname, kein Zusammenhang mit der (Kur-) Pfalz, etwa durch das bergische Herrscherhaus.  Der Name des Gasthofes "Pfälzer Hof" ist später gebildet worden.  Flurname auf den alten Karten: "In der Pfalz".
     
  2. Der Name war wahrscheinlich ursprünglich ein Mundartbegriff.
     
  3. Mundartlich: "Palz" (Ausdruck: "en de Palz").

Zwei Wege der Bedeutungserschließung

  1. Lage der "Pfalz"

    Die Flur "Pfalz" bildet das Dreieck zwischen Hauptarm der Wupper und Mühlengraben.
    Daraus folgt (wahrscheinlich): Die ersten Barmer siedelten sich auf den beiden Teilhängen an. Von daher: "in den barmen": Siedlung innerhalb /  an den Hängen.  Z.B. der "Sehlhof (von "Selhof, "Salhof, "salihova", wohl: Herrenhof); vielleicht bei Beginn der Besiedlung Barmens der zentrale Fronhof Barmens, bevor später der in der Wupperaue Gelegene Dörnerhof diese Rolle übernahm.  Der Sol- / Haupthof des Sehlhofs lag etwa gegenüber dem Eingang der    Heidter     Feuerwehrwache. Also genau am Beginn der  Wupperhauptterrasse, am Rande der Wupperaue.  Der "Clef“ zwischen Fischertal (bis ins 19.  Jahrhundert "Clever Tal" mit dem "Clever Bach") und Heckinghausen erhielt seinen Namen von einem mit z.B. "Klippe" verwandten Wort für Abhang.  Am Rande des "Clevs" (ab 1634: "Clever Rotte", eine der 12 Barmer Rotten von 1634) lag außer dem Sehlhof eine ganze Reihe von weiteren Höfen. Z.B. am Fischertal / Saarbrücker Straße "Reuters-Clev" und "Krebs-Clef´ (Krebsstraße) an der Heckinghauser Straße 105, erst Januar 1980 abgerissen.  Die Wupperaue blieb in der Zeit der ersten Besiedlung unreguliert.  Extensive Nutzung als Weide, Jagd (Wasserv“gel) und Fischfang (fischreiche Wupper: insbesondere bekannt für Lachs, Aal und Forelle),  außerdem in der Wupperaue auch in extremen Trockenzeiten genügend Wasser (Grundwassernutzung durch flache Brunnen immer möglich).  Die  Hochwasser der Wupper (vgl. z.B. Photo in "Barmer Südstadt", S. 35, Bild vom Bereich der "Pfalz", links der Beginn des Mühlengrabens) könnten / dürften dazu geführt haben, daß sich die Wupper immer mal wieder ein neues Hauptbett schuf oder ein altes wieder "reaktivierte".

    Die steigende Zahl der, Menschen und technische Fortschritte erforderten eine Nutzung der Wupperaue.  Die heftigen Hochwasser der Wupper machten eine wasserbautechnische Regulierung der Wupperaue so nötig wie schwierig.  Wo heute die Pfalz liegt, scheint ein natürlicherweise günstiger Ort gewesen zu  sein, die Wupper für den Bereich flußabwärts zu regulieren: Oberhalb, im Bereich Wupperfeld, war unter Umständen die Wupperaue deutlich schmaler (Höhenlinien genau prüfen!  Z.B. Lage des Wupperhofs !), ab der "Palts" verbreiterte sie sich deutlich zu einem Streifen zwischen heutiger Wupper und Mühlengraben.  Mit einem Pfahlwerk konnte hier der Wupperhauptstrom auch bei starkem Hochwasser in das heutige Wupperhauptbett (am südlichsten Teil der Wupperaue, am "Clev", an der Wupperhauptterrasse, ca. 165 Meter-Linie ca. 2 Kilometer Länge) geleitet werden.  Dadurch wurde das Wupperhauptbett auch   vertieft,   was    wiederum      zu    einer    leichten   Senkung des Grundwasserspiegels führte. Durch das Pfahlwerk gelang es, die  Wassermenge       des    Mühlengrabens (wahrscheinlich der nördlichste Wupperarm, am Rande der nördlichen Wupperhauptterrasse) auch bei  Hochwasser so wenig steigen zu lassen, daß die jetzt erbaubare gräfliche bzw.  ab 1380 herzogliche Mühle nicht durch Hochwasser gefährdet war.  Zwischen Wupper und Mühlengraben war jetzt die Anlage von Wiesen und Weiden und auch der Bau von Häusern möglich.  Wohl auch erst jetzt der Bau des herzöglichen Dörnerhofes.  Dieser lag am südlichen Ufer des Mühlengrabens in der Wupperaue, westlich der heutigen St. Antoniuskirche, etwa im rechten Winkel zur Bernhard-Letterhaus-Straße auf dem Gelände des heutigen Kolpinghauses. Der Mühlengraben konnte in der Folgezeit einerseits als Wasserquelle z.B. für die Bleichen und als Antriebskraft für zahlreiche Wasserräder dienen. Die"Palts" /"Pfalz" nimmt also in der Barmer Kommune und in der Geschichte der Barmer Stadtentwicklung eine wichtige Stellung ein.  Auch von ihrer Funktion her gehört sie zur Gemarke, nicht zu Wupperfeld. (vgl. auch Langewiesche !

  2. Sprachliche Herkunft von "Palz", "en de Palz"
    (M. Lücke, de B.)

    Da es ein mundartlicher Ausdruck des (niederdeutschen) Niederfränkischen ist, macht die exakte Bestimmung Schwierigkeiten.

    Wahrscheinlich ist: Ausgangspunkt "Pal" = Pfahl.  Davon "palen" = pfählen.  Von "palen" abgeleitet. Das"(Ge-) Palt(e)  =  Das "Gepfählte"  im Sinne von Pfahlwerk oder das Gebiet, das gepfählt ist".  "Palt" wurde dann auf das ganze Landgebiet, die Flur im Dreieck zwischen Wupper und Mühlengraben übertragen.  Das niederdeutsche bzw. als niederdeutsch empfundene "t" in "Palte" wurde dann in der Mundart unter hochdeutschem Einfluß zu "ts".  Wahrscheinlich war die ursprüngliche Bedeutung des Flurnamens nicht mehr bekannt.

    Diese sprachliche Deutung stimmt mit der wasserbautechnischen Funktion überein.

 

(Hans Joachim de Bruyn-Ouboter)

 Juni 1996