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Reiner Pawlak

(kgc). Unzweifelhaft ist Reiner Pawlaks Nachname polnischer Herkunft. Ende des 19. Jahrhunderts trug sein Großvater den Namen ins Ruhrgebiet, wo er seine deutsche Frau ehelichte, mit der er drei Kinder hatte. 1911 wurde der Vater von Reiner in Essen geboren. Nachdem der Opa im Ersten Weltkrieg (1914-1918) gefallen war, zog die Familie nach Barmen. Hier heiratete Reiners Vater die Langerfelderin Edeltrud Jesinghausen. Die Familie ist überzeugt, dass ihr der gleichnamige Ortsteil „gehört“. Beweise wurden leider durch einen Bombenangriff vernichtet.

Lichtblick
Am 6. Mai 1939 erblickte Reiner Pawlak in einem Barmer Krankenhaus das Licht der Welt. Und wurde vertauscht, was auf der Entbindungsstation für enorme „Stimmung“ sorgte.
Seine Kinderjahre verbrachte er zwischen den Trümmern in der Schwarzbach, in Oberbarmen. Ein gewisses Verhandlungsgeschick und Organisationstalent ließ ihn schließlich zum „Indianerhäuptling” aufsteigen.
Ab 1946 besuchte Reiner die „Katholische Volksschule an der Wichlinghauser Straße“. Dort traf er seinen „Tauschpartner“ wieder. Beide gingen in die selbe Klasse. Nach zwei Jahren stand die Schule kopf. Man hatte gerade das Lied von dem Mond, der aufgegangen ist, gelernt, als die ganze Klasse die dritte Strophe, abgewandelt, sang: „Nun legt auch euch, ihr Brüder, mit euren Frauen nieder …“. Bei der Recherche nach dem Ursprung dieser Ungeheuerlichkeit, kam schließlich heraus: Pawlak. Elternhaus und Rektorat wurden eingeschaltet und der 8-jährige Reiner, der überhaupt nicht wusste, warum alle so aufgeregt waren, musste sich in einem Einzelgespräch mit seiner Lehrerin, einer peinlichen „Aufklärung“ über die Entstehung des Lebens unterziehen.
Richtungsänderung
Beim Schulabgang 1954 hatte Reiner Pawlak im Fach „Zeichnen“ die Note „Sehr gut“. Er wollte Dekorateur werden. Doch der befreundete Hausnachbar, ein Postbeamter, überzeugte die Eltern von einem sicheren Arbeitsplatz als Staatsdiener – mit Pensionsanspruch. Reiner kam zur Post. Basta! Gleichzeitig zog die Familie 1954 nach Wichlinghausen. In der Görlitzer Straße übernahm sie eine Bäckerei.  Bis 1960. Umzug zur Landwehrstraße 1, Ecke Steinweg.
Familiengründung
Reiner hatte sich – nach dreijähriger Postler-Lehre – zur Telegramm- und Eilzustellung gemeldet. Wegen des Gratisführerscheins, Klasse 1. Diese Tätigkeit jedoch ein Leben lang auszuüben, konnte er sich nicht vorstellen. 1962 absolvierte er die Prüfung des mittleren Dienstes. Nicht ganz unerheblich für diesen Entschluss war auch, dass er inzwischen geheiratet hatte und ein Sohn da rumkrabbelte. Marianne Schröder, aus Unterbarmen, war die Glückliche, die am 25. Mai 1960 zustimmend auf des Pfarrers Frage genickt hatte. Und wie es sich für einen Eilzusteller gehört: Ein halbes Jahr später kam bereits Sohn Roger auf die Welt. Es folgten schließlich noch die Töchter Barbara und Nicole.
Ein Service besonderer Art
Den Postdienst (überwiegend am Schalter) nahm Reiner Pawlak bis zu seiner Frühpensionierung 1995, wie es seine Art ist: leicht und locker. Und als Zeichen dafür, dass sich dieser humorige Mensch, der immer Feste organisierte, bei denen er auch dauernd Sketche und (Bütten-) Reden vortrug, selber auf den Arm nehmen kann, soll seine folgende Aussage zeugen: „Ich? – Ich hatte bei der Post eine Sonderstellung! – Ich hatte den Spezialschalter. Den Serwieße-Schalter. Ich ließ täglich 8 Stunden meine Zunge raushängen, damit unsere Kunden die Briefmarken anfeuchten konnten!“
Grüne Oase
Der Landwehrplatz war für kleine Kinder zu gefährlich geworden. Auf dem Steinweg hatte der Verkehr rapide zugenommen. 1966 bot sich der Familie Pawlak die Möglichkeit zur Übernahme eines Kleingartens im Verein „Kahlen-Asten“, halbe Höhe Hatzfeld. Bald schon anerkannte man dort Pawlaks Organisationstalent und Arrangement. 1971 wurde er zum Schriftführer gewählt. Durch seine lockeren Formulierungen fiel er schließlich dem Kreisverband der Kleingärtner auf, der ihn 1972 in seine Dienste holte. Von 1973 bis 1991 brachte Reiner für die 7.000 Wuppertaler Kleingärtner (in 116 Vereinen) eine gerne gelesene Vierteljahresschrift, die „WGR, Wuppertaler Gartenrundschau“ heraus. Er korrespondierte in dieser Zeit mit Professor Kurt Biedenkopf und Prinzessin Grace Kelly (Grimaldi) von Monaco. Er organisierte Spenden und Schuhverkäufe für Wupperthal in Afrika, unterhielt Kontakte nach Österreich und Japan und knüpfte Verbindungen zu Wuppertals Partnerstädten in Israel, CSSR, Frankreich, England und der DDR – eben ein Mensch voller Tatendrang.
Künstler?
Seine Familie und Freunde halten Pawlak für einen Künstler. Er malt, zeichnet, arbeitet mit Holz, schnitzt – und schreibt gerne. Zum 50. Jubiläum (1979) seines Kleingärtnervereins, brachte er eine 414seitige Chronik heraus, die in das deutsche „Guinness-Buch“, dem „Schneider-Buch der Rekorde“ aufgenommen wurde. Im Stadtarchiv findet man diese Chronik und man kann sie sich in der Stadtbibliothek ausleihen. Das „Werk“ fand überdies beim WDR soviel Zuspruch, dass man damals eine Sendung über den kleinen Verein auf Hatzfeld im Fernsehen brachte.
Nie gedruckte Bücher
Inzwischen hat Reiner Pawlak weitere Bücher geschrieben, die er jedoch bisher keinem Verlag angeboten hat. – Unter anderem auch über sein Kegel-Hobby. Seit 14 Jahren gehört er der Wuppertaler Kegel-Betriebssport-Szene an. Ob er dort sein großes Ziel erreicht, mal 10 Neunen hintereinander zu werfen, kommentiert er aber selber mit: „Wohl kaum noch.“ – Und seine fünf Enkel stimmen ihm da verhalten zu.