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Ludwig Ferdinand Neuhoff

Ludwig Ferdinand Neuhoff wurden am 6. Februar 1870 in Unterbarmen als Sohn des Kaufmanns und Seidenweberei-Besitzers Louis Neuhoff und dessen Frau Laura Emma Neuhoff, geborene Grote, geboren. 1888/89 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf und war Schüler von Heinrich Schönleber. 1892 hat sich Ludwig Neuhoff mit Wilhelmine Helene Emma Neese, genannt Ella, Tochter des Düsseldorfer Reeders Hugo Neese, verlobt. Nach der Hochzeit im Juni 1893 brach das Paar zu einer Hochzeitsreise über Frankfurt, München, Bozen, Innsbruck und Gardasee nach Capri auf.
Einmal Italien – immer Italien
Von Mai bis Dezember 1892 machte Neuhoff eine Studienreise nach Italien und hielt sich in Capri auf. Die Villa Giulia war von Juli 1893 bis Winter 1896 ständiger Wohnsitz. Im Herbst 1895 schloss sich ein Aufenthalt in Rom, Terracina, im Sommer 1896 in Düsseldorf an. Weihnachten 1896 nahm Neuhoff seinen Wohnsitz in München und kehrte 1898 nach Düsseldorf zurück. Ins Jahr 1899 datiert eine weitere Reise an die italienische Riviera, zu der von Juni bis November ein Aufenthalt in Capri zählte. 1900 bereiste er die Insel Rügen, Berlin, die Eifel und Kassel. 1901 war wieder Italien das Ziel.
Kunstverein
Der Kunstverein in Barmen, der 1906 in der Barmer Ruhmeshalle (heute: Haus der Jugend) 80 Gemälde und Studien präsentierte, hat 1907 das Gemälde „Letzter Sonnenstrahl“ erworben und 1911 und 1912 Werke von Neuhoff an private Sammler verkauft.
Früher Tod
Am 11. Juni 1905 ist Ludwig Neuhoff im Alter von nur 35 Jahren in Bonn an den Folgen einer Operation gestorben.

Aus dem Ausstellungskatalog „Wuppertaler Künstler – Landschaften: Neuhoff, Nantke, Dost
Ausstellung 09.07.-19.09.1999 in der Barmer Kunsthalle im Haus der Jugend
Text von Antje Birthälmer
Ludwig Neuhoff
Der Landschafts- und Marinemaler Ludwig Ferdinand Neuhoff wurde 1999, 90 Jahre nach den Nachlassausstellungen seiner Werke, erstmals wieder mit einer Auswahl von Gemälden vorgestellt. Neuhoff ist 1905 im Alter von nur 35 Jahren gestorben.
Wenn bei Capri …
Zur Offenbarung wurde für Ludwig Neuhoff 1892 eine Reise nach Capri, zu der ihn möglicherweise sein Lehrer an der Kunstakademie Karlsruhe, Gustav Schönleber, ermutigt hatte, der fast zur selben Zeit, 1892/93, die italienische Riviera bereiste. In den folgenden Jahren bis 1901 verbrachte Ludwig Neuhoff, offensichtlich von der romantischen Schönheit der Küstenlandschaft fasziniert, wiederholt längere Aufenthalte auf Capri. Daneben gehörten auch Rom und verschiedene Orte an der italienischen Riviera, San Remo, San Fruttuoso, Rapallo, Lévanto und die Insel Elba zu den Reisezielen von Neuhoff. Sein künstlerisches Schaffen, soweit es sich aus den bekannten Bildern und Katalogen seiner Nachlassausstellungen erschließen lässt, konzentriert sich vor allem auf malerische Landschaftsmotive des Südens, deren Reichweite von Capri und Kalabrien bis in die Albaner Berge und nach Carrara, von der ligurischen Küste bis nach Elba reicht. Außerdem hat er Ansichten aus Berchtesgaden, wo er sich 1898 aufhielt, als Karlsruhe, Rothenburg und aus der Eifel, sowie einige Naturstudien im Garten der Düsseldorfer Künstlervereinigung „Malkasten“, deren Mitglied er war, gemalt.
Technik und Empfinden
„Mit einer ausgereiften Technik verband er ein wundervolles poetisches Empfinden, welches seinen idealisierten Landschaften einen eigentümlichen Zauber verlieh, und denen ein Zug der Romantik inne wohnte, der an die rheinischen Künstler Schirner und Lessing erinnerte“, schrieb Otto Hausmann 1906 in seinem Nachruf auf den Künstler, und weiter: „Seine Schilderungen südlicher Gegenden bestricken durch einen außerordentlichen Farbenreiz, der in den wundervollsten Akkorden ausklang, und dessen Einwirkung man sich nicht leicht entziehen konnte.“
Reizende Landschaften
Die Bilder von Ludwig Neuhoff vermitteln einen Eindruck romantischer und wilder Landschaftsreize und Naturschönheiten. Die überlieferten Gemälde und die Bildtitel in den Nachlasskatalogen geben eine Vorstellung der von ihm bevorzugten Motive wie Felsenburgen und –nester, Sarazenenschlösser, Festungen, Türme, Kirchen, Klöster, Grabmäler und Ruinen, Landstraßen und Feldwege mit Blick über das Meer und auf Berge im Hintergrund; auf Villen, Gärten, Treppen, Brunnen und Zypressen gehörten zu seinem Motivrepertoire. In anderen Werken sind Grotten, Felswände, Barken und Fischerboote am Strand oder auf dem Meer dargestellt. Auch das Elementare des Meeres in Form der Brandung und des stillen Wassers hat ihn beschäftigt.
Die auf einigen Bildern wiedergegebenen Villen von Capri bieten einen Rahmen für alltägliche Szenen, in denen die Frau des Künstlers unter der Pergola erscheint oder Wäscherinnen auf der Terrasse ihrer Arbeit nachgehen. In anderen Bildern hingegen herrscht eine ernste, erhabene, bisweilen sogar melancholische Stimmung, die der südlichen Landschaft einen symbolistischen Charakter verleiht und, wie beispielsweise bei den Gemälden „Das Grabmal“ und „Letzter Sonnenstrahl“, Erinnerungen an Böcklins „Toteninsel“ aufkommen lässt.
Meistermaler
Besonders hervorzuheben ist aber Ludwig Neuhoffs Meisterschaft in der Schilderung des Atmosphärischen. Er legte großen Wert auf die Wiedergabe der Lichtstimmungen und ihrer Wirkungen auf die Landschaft. Die südliche Lichtfülle ebenso, wie das gedämpfte Licht bei bewölktem Himmel und die grau-violetten Tönungen der Wolken im Abendlicht der untergehenden Sonne sind genau beobachtet und einfühlsam wiedergegeben.
Stimmungslagen
Zum Stil der idealisierenden Landschaftskomposition, in der noch die romantische Tradition des 198. Jahrhunderts weiter wirkt, kommt bei Neuhoff ein ausgeprägtes Interesse an der realistischen Naturbeobachtung. Neuhoffs Bilder kann man in der Nachfolge von Schirmer, Lessing, Blechen, Andreas und Oswald Achenbach sehen und hinsichtlich seiner atmosphärischen Schilderung weiter, hoher Himmel über dem Meer auch Vergleiche mit dem französischen Maler Gustave Courbet herstellen.