Home » Barmer Köpfe » Louis Lekebusch

Louis Lekebusch

Nur wenigen Wuppertalern wird Louis Lekebusch bekannt sein. Durch seine vielen Ehrenämter kann er uns heute ein großes Vorbild für bürgerliches Engagement und soziales Engagement dienen. Nach einer bewegten Kindheit kam er als Kaufmann und Garnhändler zu geschäftlichem Erfolg und hohem Ansehen. Die heutige Gestalt der Villa Halstenbach Am Diek in Wuppertal-Wichlinghausen geht auf ihn zurück. Seine Grabstätte in der Friedhofstraße ist seit 1993 eingetragenes Grabdenkmal.

Am 23. Mai 1835 wurde Louis (Ludwig) als ältestes Kind von Ludwig und Rosalie Lekebusch in Elberfeld geboren. Der Kaufmann Ludwig Lekebusch (1807–1840) war Mitinhaber der Türkisch-Rot-Garnhandlung Schöler & Lekebusch in der Hofaue A.259a. Seine Frau Rosalie war eine Tochter des Bürgermeisters Peter Böcker zu Wermelskirchen. Bei der Taufe seines Sohnes Ludwig (Louis) 1835 trug der Vater noch die Berufsbezeichnung Comptorist, bei seinen Töchtern Emilie (1837) und Laura (1839) hingegen lautet die Kirchenbucheintragung „Herr [!] Ludwig Leckebusch, Kaufmann“. Die junge Familie wohnte zunächst bei der Garnhandlung in der Hofaue, spätestens ab 1837 in der Laurentiusstraße. Louis, die frz. Form des Ludwig, stammt vermutlich von dem Verwandten des Geschäftspartners, Louis Schöler, einem Anwalt und Advokaten beim Handlungsgericht in der Hofaue (B. 441), der vielleicht Vorbild des jungen Ludwig war.

Die Familie Le[c]kebusch stammte vom Gut Leckebüschen nahe Quellenburg im Raum Sprockhövel. Nach den ältesten Schwelmer Kirchenbüchern gab es um die Mitte des 17. Jahrhunderts einen Hartleif Leckebusch. Einige Söhne der Familie zog es in den Raum Langerfeld und Johann Engelbert Leckebusch auf den Kotten Sternenberg oberhalb von Wichlinghausen. Dessen Sohn Johann Caspar Leckebusch „zum Dieke“ war Bleicher und Pächter des Bleichgutes Dieker Hof in der Nähe des Beckacker. Er diente als Scholarch in der Lutherischen Kirchengemeinde Wichlinghausen. Er war der Urgroßvater von Louis Lekebusch. Das Ehepaar hatte acht Kinder (die später in die Familien Wolff, Dicke, Mittelsten Schee und Braselmann heirateten). Großvater von Louis war der Bäckermeister Johannes Leckebusch in Wichlinghausen, Ecke Westkotter/Wichlinghauser Straße. Das Bäckerehepaar hatte vier Kinder: den späteren Lohgerber Friedrich Leckebusch, später Werkmeister im Unternehmen seines Schwiegervaters Johann Peter Mittelsten Scheid; Johannes Leckebusch; Wilhelm Lekebusch, Kaufmann und Garnhändler und als jüngstes Kind Ludwig Lekebusch, den Vater von Louis.

Louis besuchte die Elementarschule bei Hauptlehrer Schlupkothen in Elberfeld, wo die Familie in der Laurentiusstraße wohnte. Die drei Geschwister Louis, Emilie und Laura verloren ihre Eltern schon in frühen Jahren. Am 1. September 1840 starb der Vater im Alter von 32 Jahren an der Lungenschwindsucht. „Tief gebeugt stehe ich mit meinen 3 Kindern am Sarge des so früh Verblichenen, und flehe zu Gott um Trost und Kraft in dieser hart geprüften Lage. Verwandten und Freunden, denen diese Anzeige gewidmet ist,bitte ich um stille Theilnahme.“ schreibt die junge Mutter in die Todesanzeige. Das Ehepaar war erst sieben Jahre verheiratet gewesen.
Im Ruhestand lebend schrieb der Königlich Preußische Kommerzienrat Louis Lekebusch viele Jahre später in seinen Lebenslauf, was in den folgenden Jahren seiner Kindheit dann geschah:
„Einen tiefen Eindruck machte auch auf mein Kindergemüth die Unruhen des Jahres 1849, wo in Elberfeld Barrikaden gebaut wurden und der Pöbel das Wohnhaus des Oberbürgermeisters von Carnap plünderte und die darin befindlichen Möbel und Geräthe zerstörten. Ich war zugegen wie die Aufrührer das Arresthaus stürmten und die Thür der alten reformierten Kirche gewaltsam erbrachen um Sturm zu läuten- auch sah ich das Militair von Düsseldorf anrücken und weil wir ganz in der Nähe des Rathauses in der Burgstraße wohnten, konnte ich aus unserem Fenster den Kampf um die Barrikaden in der Schwanenstraße etwas beobachten,auf welcher leider der Herr Hauptmann von Uttenhoven fiel, und die Kanonenkugeln mehr hinter uns einschlagen hören.Meine Mutter flüchtete mit uns Kindern zu Verwandten nach Barmen und es ist mir unvergeßlich wie wir an der Haspeler Brücke die Barrikaden überklettern mußten.“

Nach dem Tod des Familienvaters hat die Witwe mit ihren Kindern offensichtlich eine andere Wohnung in der Elberfelder Burgstraße bezogen. Bereits im März 1848 gab es Unruhen in Elberfeld. Nach dem Scheitern der Verfassungspolitik der Frankfurter Nationalversammlung kam es zwischen dem 9. und 17. Mai 1849 in Elberfeld erneut zu Aufstand und Tumult. Zwischen Militär und den Freischaren, die auch als „Sicherheitsausschuß“ den Stadtrat abgesetzt hatten, kam es zu Straßenkämpfen, bei denen es Tote gab. Auf den Barrikaden trat Friedrich Engels mit Reden auf. Barmen zeigte sich königstreu. Die aus Schützengesellschaft und Turnern bestehende Barmer Bürgerwehr drängte einige Aufständische auf das Elberfelder Stadtgebiet zurück und wurde dafür vom König („mein treues Barmen“) besonders ausgezeichnet. Durch Geldsammlungen konnte der Verdienstausfall vergütet werden. Am 18. Mai beendete das Düsseldorfer Militär gewaltsam diesen Aufstand.
Mutter Rosalie Lekebusch hat dann offenbar in Wichlinghausen bei Verwandten Unterschlupf finden können, denn Pastor Sander konfirmierte ihren Sohn Louis in der lutherischen Gemeinde Wichlinghausen. Als dann 1851 die Mutter starb, nahm der Onkel Wilhelm Lekebusch (1804–1877) seinen verwaisten Neffen Louis am 23. April 1851 bei sich auf. Er wohnte auf Wupperfeld (heute Runkel & Schmidt) und hat im Leben seines Neffen Louis eine große Rolle gespielt.

Louis verbrachte seine Lehrzeit bei Lekebusch & Co. in der Berliner Straße 30 und trat ab 1855 für ein Jahr als „Volontair“ in das Geschäft von Louis Mettenheimer in Frankfurt am Main ein. Er hat dort nicht nur seine Kenntnisse erweitert, sondern nach seiner eigenen Erinnerung eine angenehme Zeit gehabt, für die damalige Zeit ungewöhnlich. 1861 kehrte er wieder nach Wupperfeld zurück. Dort arbeitete er in dem Geschäft seines Onkels Wilhelm und erhielt 1858 im Alter von 23 Jahren Prokura. Er wohnte zunächst in der Straße Heubruch, später und nach seiner Heirat in der Berliner Straße 30. Neben der Herstellung von Bändern aus Baumwolle (bw) und aus Leinen war auch der Handel „in bw&wollenen Garnen“ aufgenommen worden. In der Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges (1861–1865) stiegen wegen der ausbleibenden Rohstoffe die Preise für Baumwolle bis zu 500%. In Barmen gingen die ersten Dampfmaschinen in Betrieb. Die Zeit der „mechanischen Bandstühle“ begann. Im letzten Viertel des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden neben der traditionellen Hausbandwirkerei in den neuen Fabrikgebäuden „Kraftstellen“ vermietet.
Ab 1871 wohnte der Onkel Wilhelm in dem neu errichteten Haus Berliner Straße 12 auf der „Pfalz“, zwischen Pfälzer Steg und dem Abzweig des Mühlengrabens von der Wupper. Wilhelm Lekebusch war in erster Ehe mit Pauline Gauhe (1813–1845) und nach deren frühen Tod mit ihrer Schwester Helene Auguste Gauhe (1821–1894) verheiratet. Die Tochter Pauline (1840–1892) war mit ihrem Vetter Louis gemeinsam im Wupperfelder Haus aufgewachsen und vermählte sich mit Karl Wilhelm Ferdinand Kirschstein (1820–1893), seit 1854 Pastor auf Wupperfeld, später Superintendent der Synode Elberfeld. Der Kaufmann Wilhelm Lekebusch hatte mehrmals Ämter im Presbyterium der Wupperfelder Kirchengemeinde inne: mit Wilhelm von Eynern, J. Erbslöh, W. Osteroth u.a. war er Mitglied in der Baukommission für die neue Kirche (Friedenskirche). Der Bereich Heckinghausen zählte zum Gemeindegebiet und benötigte wegen des großen Bevölkerungswachstums kirchliche Gebäude und Einrichtungen. Der Onkel muß für Louis ein gutes Vorbild gewesen sein in der Ausübung vieler Ehrenämter. Als er 1877 starb, ging das Geschäft auf seinen Neffen Louis allein über.

Im Jahr 1869 wurde Louis Lekebusch Provisor im Presbyterium der Wupperfelder Gemeinde. Als Provisor lag die Armenfürsorge der Gemeinde in seinen Händen. Barmen hat 1863 als erste Stadt die ehrenamtliche bürgerliche Armenpflege nach dem „Elberfelder System“ von 1853 eingeführt. Die staatliche „Sozialhilfe“ bedurfte aber auch der Unterstützung kirchlicher Kreise und privater Initiativen. Im Jahresbericht des Barmer Vereins für Gemeinwohl wird 1905 neben anderen auch die Firma Leckebusch & Co. (Berliner Str. 30) genannt. In den 1880er und 1890er Jahren bekleidete er mehfach das Amt des Kirchmeisters in der Kirchengemeinde Wupperfeld. Die Kirchmeister waren für die Finanzen der Gemeinde verantwortlich, teilweise sind auch Baukirchmeister bekannt.
Viele Jahre war Louis Lekebusch auch tätig in den Vorständen der Pastoralhilfsgesellschaft, des evangelischen Vereinshauses, der Oberbarmer Kleinkinderschulen und der Barmer Krankenanstalten (15 Jahre Führung der Kasse). Er ist damit zu der Schicht des freien Bürgertums (Honoratioren) zu rechnen, die sich für die Ämter in den Kirchengemeinden, der städtischen Verwaltung, Schule und Armenfürsorge verantwortlich fühlten.
Durch die enge Nachbarschaft zur Familie von Eynern wuchs Louis auch in die gesellschaftlichen Kreise der Wupperfelder und Barmer Bürgerschaft: Er war Mitglied im Verein für Kunst & Gewerbe und 1858 -fünf Jahre vor Emil Rittershaus – durch Mitgliedervorschlag und Ballotage (=Abstimmung mittels weißer und schwarzer Kugeln) in die „Erste Gesellschaft Barmens“ – in die Concordia, aufgenommen. Die Aufnahme seines Sohnes, Willy Lekebusch, fällt 1894 zusammen mit der von Ernst Walter Röhrig, dem Verfasser der Familienchronik Mittelsten Scheid. Neben Fr. von Eynern, Phil. Barthels, Chr. Bellingrodt u.a. war Louis Mitglied der Verwaltung des Wupperfelder Bürgerhauses. Durch die zunehmende Bebauung Wupperfelds waren kaum noch Gartenflächen vorhanden. Um die Bevölkerung mit Gemüse versorgen zu können, beantragten 1863 Mitglieder des Wupperfelder Bürgervereins, Abr. vom Scheidt und Fr. Imler, die Einrichtung eines Wochenmarktes am Mittwoch und Samstag. Nach dem Abbruch des alten Bürgerhauses 1888 war Louis mit anderen Vorstandsangehörigen für den vierstöckigen Neubau am Wupperfelder Markt (1943 zerstört, heute steht dort der Bleicherbrunnen) beauftragt; die Entwürfe des Architekten zeichnete er gegen. In den unteren Etagen waren nicht nur Ladengeschäfte, sondern auch die Brandspritze und andere Feuerwehrgeräte untergebracht. Bei dem Umbau seines schwiegerelterlichen Hauses Diekerstraße 47 übernahm Louis einige Gestaltungselemente dieses Bürgerhauses.
Als Rheinischer Provinzial-Landtagsabgeordneter (im 34., 38., 42. und 46. Landtag) vertrat Louis Lekebusch im Regierungsbezirk Düsseldorf den Wahlbezirk Barmen-Stadt in den Jahren 1888–1906. Er war Handelsrichter von 1874–1889, ebenso 30 Jahre Deputierter im Ausschuß für die Gewerbesteuer und seit Einführung des neuen Einkommensteuergesetzes Mitglied der „Einschätzungs-Comission“ in Düsseldorf. Als Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins und des Schloßbauvereins Schloß Burg unterstützte und erlebte er den Wiederaufbau der ehemaligen Hofburg der Grafen von Berg.
Neben Medizinalrat Dr. Kriege finden wir Louis Lekebusch auch bei der Gründung der Copernikus-Gesellschaft am 19.2.1873. Es war eine Wasserleitungs-Gesellschaft. Mitbegründer waren Wilhelm Weskott, Eduard Lekebusch – als Geschäftführer war Paul Lekebusch eingesetzt. Das Wasser sollte von den Quellen und Brunnen in der Nähe des Eisenbahntunnels hinter der Station Braken über den „Eduardstollen“ bis Hottenstein zu den „Gesellschaftsteilnehmern“ geführt werden. Als der Freudenberg in Wichlinghausen bebaut wurde, errichtete man an der Liegnitzer Straße einen Wasserturm, den Älteren noch vielen bekannten „Copernikusturm“. Da aber inzwischen die Stadtverwaltung die Wasserversorgung übernommen hatte, ging der Wasserturm nicht mehr in Betrieb. An festlichen Tagen diente er nun als Plattform zum Abbrennen eines von Alten und Jungen bestaunten Feuerwerks, und hoch an seiner Spitze flatterte die Fahne. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde er abgerissen.
Im Februar 1904 zählte Kommerzienrat Louis Lekebusch neben Ernst Jacoby, Max Titel, Paul Jüdel, Albert Stäckel, Friedrich Enderlein und Dr. Leopold Landau zu den Mitbegründern der Victoria Versicherungs AG in Berlin.

Am 19.05.1868 heirateten Louis Lekebusch und Auguste Mittelsten Scheid. Bis zur Umsiedlung nach Wichlinghausen wohnten sie im Haus an der Berliner Straße. Im folgenden Jahr wurde ihr Sohn Friedrich Wilhelm Ludwig (Willy) geboren. Einen zweiter Jungen verstarb schon sehr früh. Willy Lekebusch (1869–1919) führte mit seinem Vater und später allein das Geschäft Lekebusch & Co. auf Wupperfeld weiter. 1897 – ein Jahr nach dem Umzug seiner Eltern zur Dieker Straße – heiratete Willy die aus Indianapolis/USA stammende Ida Emma Luise de Jongh (1872–1954).

Nach dem Tode seines Schwiegervaters Friedrich Wilhelm Mittelsten Scheid erbte Louis Lekebusch die Grundstücke an der Dieker Straße. Das Barmer Adreßbuch nennt ihn als Eigentümer der Häuser Dieker Straße 47 und 41. Doch erst nach größeren Umbauten des später als „Villa Halstenbach“ bekannten Anwesens begab er sich 1896 von Wupperfeld nach seinem Alterssitz in der Dieker Straße 47, dem Elternhaus seiner Gattin Auguste.
Als Louis Lekebusch am 9. Februar 1909 verstarb, schrieb die Barmer Zeitung: „Herr Kommerzienrat Louis Lekebusch; Teilhaber der Firma Lekebusch u. Co., Fabrik in leinenen, wollenen und baumwollenen Bändern und Garnhandlung, ist am Samstag im Alter von 74 Jahren an Herzlähmung verschieden. Der Handelskammer hat der Verstorbene 25 Jahre ununterbrochen angehört; er hat ebenfalls lange Jahre als Provinzial-Landtagsabgeordneter im Interesse unserer Stadt gewirkt: ferner gehörte er der Repräsentation der evangelisch – lutherischen Gemeinde Wichlinghausen an, auch um den Barmer Verein für Ferienkolonien und um die Turnsache hat er sich namhafte Verdienste erworben. Die Beerdigung des Dahingeschiedenen findet heute Nachmittag statt.“
Am folgenden Tag druckte die Barmer Zeitung einen Bericht von den Beisetzungsfeierlichkeiten: „Die Beerdigung; des am Samstag plötzlich verstorbenen Kommerzienrates Louis Lekebusch stand gestern Nachmittag gegen 4 Uhr vom Trauerhause, Diekerstraße 47, auf dem Wichlinghauser Friedhofe unter großer Beteiligung von Leidtragenden statt.Die Leichenfeier am Hause hielt Herr Pastor Merck von der Wichlinghauser luth. Gemeinde im Trauerhause, wobei die Herren Meyer und Bausch ebenfalls anwesend waren. Als Vertreter der städtischen Behörde war Herr Oberbürgermeister Voigt erschienen, ferner waren Mitglieder der Handelskammer, welcher der Verstorbene 25 Jahre ununterbrochen angehört hatte, Mitglieder des Vereins für Kunst und Gewerbe, dessen Mitglied er war, Beamte der Reichsbank anwesend. Auch der Barmer Turnverein,dessen Ehrenmitglied der Verstorbene lange Jahre war, sowie andere Körperschaften und viele Bürger nahmen an der Beerdigung teil. Hinter dem reich mit Kränzen und Blumen geschmückten Leichenwagen folgten die Angestellten und das Geschäftspersonal. Den Schluß bildete eine lange Wagenreihe mit den Angehörigen und anderen Leidtragenden.“
In einem 16-seitigen Erinnerungsblatt mit den gedruckten Trauerreden von Pastor Meyer (Wupperfeld) und Pfarrer Merck (Wichlinghausen) lesen wir: „Gesegnet dies Leben im stillen,engen Kreis des Hauses; damals, als er noch drunten in der unruhigen Hast des Tales an der Pulsader des gewerblichen Lebens wohnte, gesegnet hier oben auf der ruhigen Höhe der Diekerstraße,wo er mehr in die Stille zog und gezogen ward; gesegnet mit Weib und Kind und Kindeskindern: die waren ein Sonnenschein seines Alters. Gesegnet, viel gesegnet war er in der Arbeit seines Berufes: Er hat sich emporgearbeitet; ihm ist gelungen, was wenigen gelingt. Der größte Segen aber war der: Sein Geld ward ihm nicht zum Schaden seiner Seele, sondern hat ihn noch treuer und gewissenhafter vor seinem Herrn gemacht. Er konnte gewinnen, konnte es vertragen reich zu werden; aber er konnte auch verlieren, ohne sich selbst zu verlieren und die Ruhe und den innern Halt. Das war Segen, viel Segen. Gesegnet war er mit viel Liebe, viel Vertrauen und Anhänglichkeit in weiten Kreisen, bei Hohen und Geringen; aber der größte Segen: Er konnte es haben und sich dessen freuen ohne stolz zu werden.“

Die Witwe „Frau Kommerzienrat“ Auguste Lekebusch, geb. Mittelsten Scheid erhielt während ihrer Krankheit in den letzten Monaten von ihrer Schwiegertochter Pflege und starb 1923 in der Augustastraße 23. Sie wurde neben ihrem Gatten, ihrem Vater und der Stiefmutter auf dem luth. Friedhof an der Friedhofstraße beigesetzt. Ein Jahr zuvor hatte sie die Grundstücke und Häuser Dieker Straße 41 und 47 an den Fabrikanten Willy Halstenbach verkauft.
Der vom Stein- und Bildhauer Friedrich Schluckebier ausgeführte Grabstein über der gemeinsamen Familiengruft von Louis Lekebusch, dem Schwiegervater Friedrich Wilhelm Mittelsten Scheid und ihren Ehefrauen befindet sich heute noch an der Friedhofstraße. Die Grabstätte (Mittelstreifen II, Nr. 104/106/108) ist durch die Initiative des Verfassers seit Februar 1993 unter der Nr. 2759 in die Denkmalliste Wuppertals eingetragen und bildet westlich vom Wichlinghauser Zentrum ein Pendant zum ebenfalls geschützten Baudenkmal „Villa Halstenbach“ im Ostteil Wichlinghausens.

Rainer Hendricks, im Februar 2009