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Kolpinghaus

Kolpinghaus setzt alte Tradition fort

(kgc). Im Geiste Adolph Kolpings arbeitet noch heute der Verein Kolpinghaus. Als Kaplan Kolping (1813-1865, "Gesellenvater") dem Mitte 1846 von Johann Gregor Breuer (1821-1897) in Elberfeld gegründeten katholischen Gesellenverein seinen Stempel aufdrückte, ging es darum Handwerksgesellen zu unterstützen. In jener Zeit spielten sich Leben und Miteinander der Menschen auf den Straßen ab. Kommunikation sollte auch im 1956 erbauten und 1998 für 4 Millionen Mark „runderneuerten" Kolpinghaus an der Bernhard-Letterhaus-Straße gefördert werden. Deshalb sah der Entwurf von Architekt Christoph Wissmann einen vom Glasdach belichteten Innenhof („Das Licht entscheidet über die Qualität der Architektur") vor, von dem die 17 modernen Wohneinheiten abzweigen. Glasbausteine bieten die Chance, den Mitbewohnern Anwesenheit zu demonstrieren. Natürliche Werkstoffe, wie Holzdecken und speziell gefertigte Sichtbausteine runden den durch und durch modernisierten Komplex ab.
Am 1. Mai 1999 weihte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner auf Bitten der Barmer Kolpingfamilie deren neues Kolpinghaus an der Bernhard-Letterhaus-Straße ein. Zwar hat das Haus schon eine jahrzehntelange Tradition hinter sich, doch waren die baulichen und konzeptionellen Veränderung so umfänglich, daß die Organisatoren von einem Neubeginn sprechen. Dem durchaus angemessen scheint da die persönliche Anwesenheit des hohen katholischen Würdenträgers, der für Tradition und klare Worte bekannt ist.
Die ursprüngliche Nutzung als kostengünstige und gepflegte Unterkunft für Wanderburschen im Sinne Adolph Kolpings reichte zu Beginn dieses Jahrzehnts nicht zum Erhalt aus. Der 1994 gewählte Vorstand setzte die Konzeptdiskussion fort und beschloß eine Umgestaltung des Hauses, um es heutigen Gegebenheiten anzupassen. Nach vielen Überlegungen und dem Baubeginn im Sommer 1997 entstand durch Um- und Anbau Raum für 17 Wohngemeinschaften von 3 bis 6 Zimmern. Der Bauausschuß des Kolpingvereins unterstützte Architekt Wissmann tatkräftig bei seiner schwierigen Arbeit, denn bei Abriß- und Rohbauarbeiten blieben unerwartete Schwierigkeiten nicht aus. Im Oktober 1998 konnten die ersten Bewohner ins runderneuerte Haus einziehen. Es sind nicht mehr nur Handwerker, sondern auch junge Menschen in Aus- und Weiterbildung. „Das können Auszubildende aller Berufszweige, aber auch Studenten oder junge Familien in der Ausbildung sein," erläutert Bruno Spittmann, Vorsitzender des Vereins Kolpinghaus, den angesprochenen Personenkreis.
Die Barmer Kolpingsfamilie ist als Katholischer Gesellenverein 1854 gegründet worden. Bereits 1867 konnte an der Gewerbeschulstraße das erste Vereinsheim eröffnet werden. Dem Verein Kolpinghaus wurde durch Statut des Königs von Preußen vom 2. November 1894 die Rechte einer juristischen Person verliehen. Vom Geiste des früheren Elberfelder Kaplans Adolph Kolping, der die Initiative des Lehrers Johann Gregor Breuer zu einem weltumspannenden Hilfswerk weiterentwickelte, getragen waren jene Männer, die nach der Zerstörung des Gesellenhauses im Zweiten Weltkrieg und dem folgenden Neubeginn den Mut faßten, 1953 ein neues Kolpinghaus an der Bernhard-Letterhaus-Straße, im Schatten der St. Antonius-Kirche, zu bauen. Drinnen gab es eine große Küche, zwei geräumige Säle und 72 Betten. Nach den damaligen Jugendschutzvorschriften durften nur 3-Bett-Zimmer eingerichtet werden. Erst Anfang der siebziger Jahre gelang die Umstellung auf 2-Bett-Zimmer, sodaß nur noch 58 Betten zur Verfügung standen. Anfangs war die Belegung mit jungen Menschen, die aus aller Welt nach Wuppertal kamen und als Lehrlinge oder Volontäre tätig waren, gut. 1965 wohnten 25 Togolesen für eineinhalb Jahre im Kolpinghaus, aber unter diesem Dach wohnten zeitweise auch einmal 17 Nationen miteinander. Junge Bewohner kamen aus der damaligen DDR, doch auch zwei stellvertretende Polizeipräsidenten, Pfarrer und Kapläne richteten sich bequem ein. Nach dem Mauerbau 1961 blieben die Gäste aus dem Osten Deutschlands aus und junge Menschen wollten nicht mehr in einem geführten Haus wohnen, sondern sich in eigene vier Wände zurückziehen können. Trotz verschiedener Überlegungen, beispielsweise Umwidmung in ein Altenheim, wurde am alten Konzept festgehalten. Zwei Namen stehen für erfolgreiche Zeiten: Rudolf Hilbert mit Frau und fünf Söhnen als Heimleiter; Steuerberater Günter Schuwart als Vorsitzender und Schatzmeister.
Im September 1996 begannen die Ausräumarbeiten im alten Kolpinghaus an der Bernhard-Letterhaus-Straße, das 45 Jahre als Jugendwohnheim gedient hatte. Die bauliche Erneuerung ging mit einer neuen Zielsetzung einher, die vom Träger „Verein Kolpinghaus" mutig umgesetzt worden ist. Zwar blieb das Gebäude im Kern erhalten, doch Anbau, das ausgebaute Dachgeschoß und der Innenhof zeugen von neuen, zeitgemäßen Details. Im Dezember 1998 wurde das Baugerüst vom neuen Kolpinghaus abgenommen und es erstrahlte ein Nachkriegsbau in neuem Glanz, „nach außen und innen," wie Diakon Werner Braun aus Überzeugung erklärt. Bereits zu Semesterbeginn konnten Studentinnen und Studenten einziehen. Werner Braun, Mitglied des Trägervereins: „Das Kolpinghaus möchte allen jungen Menschen in Aus- und Weiterbildung eine vorübergehende Bleibe sein, wenn sie zuhause nicht mehr wohnen können.
Die Studierenden kommen aus verschiedenen Ländern und Erdteilen der Welt, beispielsweise aus Frankreich, Italien, der Türkei und Afrika. Sie bringen eine eigene Tradition mit. Diakon Braun: „Ihre Wünsche sind auch unsere Wünsche: die Hoffnung auf Frieden in der Welt, das Bemühen, in Gerechtigkeit und Liebe über Ländergrenzen hinweg zusammenzuleben, in gegenseitiger Achtung und Verstehen. Ganz im Sinne des internationalen Kolpingwerkes, das in über 30 Ländern der Erde mehr als 400.000 Mitglieder zählt.