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Helmut Hirsch

(kgc). Manchen Menschen ist nur ein kurzes Leben auf Erden beschieden, andere dürfen sich über ein langes Leben freuen, das aber gegen Ende nicht immer nur Freude ist. Jedenfalls: der bekannte Historiker Helmut Hirsch hat 102 Jahre gelebt und einen langen Abschnitt deutscher Geschichte miterlebt!
Anfänge und Emigration
Helmut Hirsch wurde am 2. September 1907 in Barmen als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sein Vater Emil war Mitbegründer der Wuppertaler Volksbühne und Sozialdemokrat des linken Flügels. Der Vater wurde von den Nationalsozialisten inhaftiert und im KZ Kemna gefoltert. Der junge Helmut Hirsch studierte in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre in München, Berlin, Bonn, Köln und Leipzig Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und Zeitungskunde. In der Abschlussphase seiner Dissertation wurden die deutschen Universitäten durch das nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler gleichgeschaltet. Deshalb war es Helmut Hirsch nicht mehr möglich, in Deutschland zu promovieren. Die Nazis zwangen ihn zur Emigration und er floh mit seiner Frau Eva Buntenbroich über das Saarland und Frankreich (Paris) in die USA. In Chicago schloss er sein Studium mit der Dissertation ab, unterrichtete als Professor europäische Geschichte und reifte zu einem bedeutenden Historiker heran.
Miteinander
1945 hat Helmut Hirsch in Chicago das Roosevelt College mit gegründet. Es war die erste Hochschule ohne Diskriminierung bezüglich Rasse, Klasse, Religion oder Nation.
Heimkehr
Als 50-jähriger kehrte Helmut Hirsch 1957 nach Deutschland zurück, lehrte ab 1972 an der Universität Duisburg und lebte in Düsseldorf. 1997 ernannte ihn die Heinrich-Heine-Gesellschaft zum Ehrenmitglied. Dem Düsseldorfer Heine-Institut hat er zu Lebzeiten einen Teil seiner Forschungsbibliothek vermacht und kam immer wieder zum Arbeiten in die dortige Bibliothek.
Arbeiterbewegung
Helmut Hirsch war zuletzt ältestes Mitglied des deutschen Pen-Zentrums (Sitz in Darmstadt). Er hat unter anderem viel gelesene Werke (Monografien) über August Bebel, Friedrich Engels und Rosa Luxemburg publiziert und geht als Buchautor und Historiker der deutschen Arbeiterbewegung in die Geschichte ein.
Verdienste
Für seine Verdienste wurde Helmut Hirsch mit dem Bundesverdienstkreuz und in Wuppertal mit dem Von-der-Heydt-Preis ausgezeichnet. Die Stadt gab zu seinem 100. Geburtstag im Barmer Rathaus einen Empfang.
Erinnerung
Nach seinem Ableben am 21. Januar 2009 drückte Oberbürgermeister Peter Jung die Trauer der Heimatstadt Wuppertal in einem Kondolenzbrief an die Witwe Marianne Hirsch aus: „Helmut Hirsch wird in unserer Erinnerung als Mensch weiterleben, für den Geschichte und Wissenschaft, vor allem aber die Menschen, einen ganz wichtigen Stellenwert hatten.“