Home » Barmer Köpfe » Wolfgang Fehl

Wolfgang Fehl

(kgc). In den Kirchen gibt es viele Christen, die sich mehr oder weniger aktiv am Gemeindeleben beteiligen. Das war nie die Sache von Wolfgang Fehl. Seit Jahrzehnten singt er in der Kantorei Barmen-Gemarke und er war Presbyter, als 1984 die lutherischen und reformierten Protestanten in Oberbarmen fusionierten. Die Vereinigte Kirchengemeinde Wupperfeld hatte eine Kirche zu viel. Deren Alte Kirche blieb Gemeindekirche und Predigtstätte. Die benachbarte, jüngere Immanuelskirche stand zur Disposition. Die über Wuppertals Grenzen hinaus bekannte Kantorei Barmen-Gemarke drohte ihre Heimat zu verlieren. Wolfgang Fehl übernahm die Initiative und gründete 1983 mit Gleichgesinnten einen Trägerverein, um Immanuelskirche und Obendiekhaus vor dem Abriss zu bewahren und sie zum Kulturensemble zu entwickeln. Es war das erste Unternehmen dieser Art in Deutschland, lange bevor die Kirchen öfter solche Wege gehen mussten. Über zwei Jahrzehnte freuten sich Wuppertals Oberbürgermeister, gegenwärtig Peter Jung, der Wolfgang Fehl zu „Mister Immanuelskirche“ ernannte: „Die wunderbare Immanuelskirche wurde als Ort der Kultur langfristig gesichert, dient für Gottesdienste, Ausstellungen, Vorträge, Kirchen- und andere Musik. Jedes Requiem ist ein Genuss!“

Als Wolfgang Fehl das ehrenamtlich getragene Unternehmen Immanuelskirche startete, sollte der Sakralbau durch Vermietungen am Leben erhalten werden, dienten die Einnahmen zur Deckung der laufenden Kosten. Ein kaufmännisches Geschenk vor kulturellem Hintergrund. Der 1937 Geborene ahnte nicht, dass er ein – auf die äußere Fassade bezogen – marodes Bauwerk übernommen hatte. Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts spitzten sich die baulichen und finanziellen Probleme so zu, dass die ehrgeizigen Sanierungspläne zu scheitern drohten. Ein Baustopp mit Nachdenkzeit war die Folge. Oft entmutigt, blieb Fehl eine Festung in der Brandung. Der Bankkaufmann nutzte alle Möglichkeiten und seine Fachkenntnisse, um Geld aus verschiedenen Quellen zu beschaffen und steuerte Architekten, Statiker, Bauleute aller Art. Der „Mann für alle Fälle“ avancierte zum Fachmann für tausend Details. Seine Hartnäckigkeit und Freundlichkeit ließen manch scheinbare Mauer einstürzen. Immer um das Wohl von Chor und Kirche besorgt, ist Wolfgang Fehl jetzt auf dem besten Wege, dass zu Ende zu bringen, was er damals angefangen hat. Immerhin ist die Sanierung der Fassaden mit Glockenturm und dessen Uhrwerk und mit Hilfe der „Regionale 2006“ die Modernisierung des Innenraums mit neuer Beleuchtung und dem neu gestalteten Foyer praktisch fertig, doch fehlt zum guten Ende immer noch Geld.
Die nach langen stummen Jahren wieder erklingenden Glocken sind unüberhörbarer Dank an den Mann, der, tatkräftig von seiner Frau Trudi unterstützt, ein Beispiel für ehrenamtliches Engagement der besonderen Art liefert. Er hat nie gefragt, was andere für ihn persönlich tun können, sondern was diese Menschen für „seine“ Kirche leisten können. Und dafür, dass die so erhaltene Immanuelskirche als „Barmer Stadthalle“ in Kulturkreisen seit langem überregional einen herausragenden Ruf genießt, empfing Wolfgang Fehl mehrmals besondere Auszeichnungen, zusammen mit seiner Frau 1988 den „Wuppertaler“, 1996 aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, 2005 den „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes Rheinland und aktuell 2010 den Michael-Metschies-Preis, dessen Verleihung am 21. November in der Immanuelskirche erfolgt.
Besondere Freude für Wolfgang Fehl: mit „seiner“ Kantorei Barmen-Gemarke, die regelmäßige Kantate-Gottesdienste ausrichtet, singt er noch immer hochwertige Werke. Chorleiter Wolfgang Kläsener will auch auf diese Stimme nicht verzichten.