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Engels–Monument

Die von Alfred Hrdlicka (27.02.1928-) geschaffene 3,2 Meter hohe und acht Tonnen schwere Marmorplastik wurde 1981 (Enthüllung 02.07.1981) aufgestellt. Das Monument symbolisiert die zerbrechenden Ketten der Arbeiterschaft. Damit wollte der Bildhauer und überzeugte Sozialist dem Kampfgefährten von Karl Marx ein ungewöhnliches Denkmal setzen und Denkanstöße geben.
Mit der Aufstellung der Skulptur, die Hrdlicka im Auftrag der Stadt Wuppertal schuf, wurde ein heftiger kommunalpolitischer Streit über die Aussage und Kosten des Kunstwerkes nach fünfjähriger Dauer beendet.
Als das „Denkmal für den Engelsgarten“ endlich aufgestellt und eingeweiht war, da lag auch schon Dokumentation über den mühevollen Werdegang des Engels-Denkmals auf dem Tisch. Das starke Werk, zusammengestellt von dem Wuppertaler Journalisten und Galeristen Enno Hungerland, zierte auf der Rückseite eine Röntgenaufnahme: des Künstlers Rückgrat, ruiniert bei der Arbeit an dem Denkmal aus schneeweißem Marmor. Der Wiener Alfred Hrdlicka, dessen Name der ehemalige Wuppertaler Oberbürgermeister Gottfried Gurland auch bei der Einweihung vor 1.000 Zuschauern noch nicht richtig aussprechen konnte, hat sich immer dagegen gewehrt, dass die Statue als sein Lebenswerk bezeichnet wurde. Solange der Mann noch lebt und von ungebrochener Schaffenskraft ist, erscheinen solche Einstufungen vorschnell, doch gehört die Wuppertaler Plastik gewiss zu seinen herausragenden Werken. Berühmt wurde die Arbeit jedoch durch den Rummel, der schon entstand, bevor Hrdlicka den ersten Schlag getan hatte, und der von Journalisten und Leserbriefschreibern mit Hingabe gepflegt wurde. Schuld an der Publizitätswelle waren wieder einmal die Politiker (obwohl die natürlich sagen, dass der Künstler mit seinen finanziellen Nachforderungen Schuld war) und die Marmorlieferanten im italienischen Carrara. Denn eigentlich war ein anderes Denkmal für den Engelsgarten geplant. Erste Skizzen aus dem Jahre 1976 zeigen ein aufgeklapptes Buch, aus dem Figuren hervorquellen: angeregt von dem Engels Wort „Die Metamorphose des Geschriebenen“. Eine Düsseldorfer Galerie, von der Stadt als Vermittler eingeschaltet, schloss mit Hrdlicka einen Vertrag über 130.000 Mark ab. Im Jahr darauf passierte der Katastrophe erster Teil: Um Zeit zu sparen, lässt er den Carrara ausgesuchten Marmorblock vor bearbeiten. Das misslingt so gründlich, dass der Block unbrauchbar wird. Zum Retter in der Not wird ein bei anderer Gelegenheit bestellter Marmorblock, der kurz danach in Hrdlickas Wiener Atelier angeliefert wird.. Wie besessen von der neuen Idee, „mit dem seltsamen Trick der Unklarheit die Masse auf engem Raum“ darzustellen, macht sich Hrdlicka an die Arbeit an seinem Rundum-Denkmal; armtiefe Löcher treibt er in das Gestein, zeitweise bis zu den Knöcheln in Schutt stehend und sich nebenher mit den Zerstörern in Carrara, der Düsseldorfer Galerie und den Wuppertaler Verantwortlichen streitend. Letzte haben nämlich erst aus Zeitungsveröffentlichungen erfahren, dass der Künstler mittlerweile an einem anderen Werk arbeitet. Hatte es schon beim Grundsatzbeschluss im Oktober 1976 heftige Auseinandersetzungen im Stadtrat gegeben, wird ab 1978 die Diskussion immer emotionaler. Die CDU, die von Anfang an eine kommunistische Wallfahrtsstätte im Engelsgarten befürchtete, versuchte bis zum letzten Moment, das Denkmal zu verhindern. Ein übriges taten Hrdlickas Nachforderungen. Seine Idee, das Engels-Wort „Ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten“ Bildnis werden zu lassen, ist nicht nur noch ambitioniert, sondern einfach auch arbeitsaufwendiger. Kunstexperten sind sich heute einig, dass die zuerst vereinbarten 130.000 Mark für das Denkmal, das jetzt in Wuppertal steht, schlicht ein Witz gewesen wären. Da Hrdlicka nun einmal Künstler und kein Verhandlungsgenie ist, bedachte er nicht, dass seine häppchenweise vorgebrachten Forderungen dem ideologischen Unmut auch noch eine materielle Dimension verschaffen mussten. Zwischendurch war Hrdlicka über das vielfältige Echo aus dem Bergischen Land so verärgert, dass er androhte, einen unbearbeiteten Block abzuliefern und diesen zum Kunstwerk an sich zu erklären. Zumal zahlungswillige Abnehmer für seine kettenhemdsprengenden Arbeiten mehrfach an die Ateliertüre klopften… 300.000 Mark, abzustottern in drei Raten, hat Hrdlicka schließlich für sein „Lebenswerk“ bekommen. Doch ehe es soweit war, gab es noch am 24. Februar 1981 eine Kampfabstimmung im Stadtrat, die von der Pro-Denkmal-Fraktion der Sozialdemokraten mit 32 zu 31 Stimmen bei zwei Enthaltungen denkbar knapp gewonnen wurde. Bei der Einweihung des Monuments, sprach Ministerpräsident Johannes Rau einen Satz, der einen gewissen Schlusspunkt der leidigen Diskussion darstellte: „Dieses Denkmal gehört an diesen Platz“.

01.01.2008, Wikipedia, Wolfgang Mondorf