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Adolph Herman Joseph Coors

Back to the roots

Kinoleinwand oder Fernseh-mattscheibe: Es läuft „Die Nacht hat viele Augen“ von John Badham. Zwei Polizisten, gespielt von Richard Dryfuss und Emilio Estevez, sitzen in einem Restaurant und observieren Verdächtigen. Die Kamera fährt durch den Raum. Im Hintergrund – reflektiert von der Spiegelfläche an der Rückwand des Tresens, leuchtet ein roter Schriftzug aus wenigen Buchstaben. „Coors“ ist da zu lesen. Und was hat das mit Wuppertal zu tun ? Ein klassisches Film-drehbuch könnte jetzt diesen schlichten Satz liefern: Das ist eine lange Geschichte…

Genaugenommen eine, die sich über mehr als 100 Jahre erstreckt – und Barmen und die USA bis heute miteinander verbindet.

Im Alter von 21 Jahren ging der 1847 in Oberbarmen, das damals noch Rittershausen hieß, geborene Brauer Adolph Herman Joseph Coors in den USA von Bord eines Schiffes, das ihn als „blinden Passagier“ ins gelobte Land der unbegrenzten Möglichkeiten gebracht hatte. Dem Entschluß, Deutschland zu verlassen, waren Kindheit und Jugend in bitterer Armut vorangegangen; die Familie gehörte zu den gesellschaftlichen Gruppen, deren finanzielle und soziale Situation eine exakte Registrierung des Geburtsortes für die Verwaltung nicht notwendig erschienen ließ – und so existiert auch kein Hinweis auf eine bestimmte Straße oder Hausnummer als Herkunftshinweis, nur das „Quartier Rittershausen“ ist gesichert und damit das ungefähre Umfeld des heutigen Berliner Platzes in Oberbarmen.



„Märchenhafte Karriere“

Adolph Coors lernte das Bierbrauen in Dortmund bei der Heinrich Wenker-Brauerer, arbeitete in Kassel, Berlin und Uelzen und machte sich dann auf den Weg nach Amerika, um hier den immer wieder beschworenen Weg vom Tellerwäscher zum Millionär einzuschlagen.

Den Anfang machte Coors aus Baren mit einem Hilfsarbeiterjob in Baltimore, denn die erschlichene Schiffspassage mußte abgearbeitet werden – Coors war auf der Hälfte der Atlantiküberquerung entdeckt worden. Am 11. August 1869 dann startet er als Vorarbeiter bei der Stener-Brauerei in Naperville im US-Bundesstaat Illinois seine Karriere: Im Sommer 1872 kann Coors Teilhaber der John Stradermann´s Bottling Company werden, wenig später ist er Alleininhaber des Unternehmens und expandiert in atemberaubender Geschwindigkeit. Der Weg führte dann nach Denver im US-Bundesstaat Colorado, wo das reine Quellwasser am Fuß der Rocky Mountains ideale Voraussetzungen für Bierbrauen bietet: Hier hat Coors auch heute noch seinen Sitz und produziert pro Tag 45.000 Hektoliter Bier – drittgrößte Brauerei der USA und die größte Brauerei des Globus in Privatbesitz.

Wie sehr Vergangenheit und Gegenwart in Sachen Bier auseinanderklaffen, wurde im Spätherbst klar, als Peter Coors, Urenkel des Firmengründers und heutiger Chef der Coors Brewing-Company, im Rahmen einer Geschäftsreise durch Deutschland auch Wuppertal Station machte, um den Ort zu sehen, an dem die Geschichte seiner Familie und seines Unternehmens sozusagen ihren Anfang nahm. Als Adolph Coors Deutschland verließ, gab es im Tal der Wupper 76 Brauereien, 44 in Barmen und 32 in Elberfeld – und auf je 50 männliche Einwohner kam eine Schankwirtschaft.

Erstveröffentlichung: Top-Magazin Ausgabe 4/1996