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Wilhelm August Bredt

Edler Sinn, humanes Wesen und vielseitige Leistungen

(kgc). Nur Großstädte haben einen Oberbürgermeister! Der erste Barmer Oberbürgermeister hieß Wilhelm August Bredt. Trotz seiner recht langen Amtszeit von 1857 bis 1879 fand sich scheinbar in seinem Wirkungsort keine Straße, die an ihn erinnert. Lediglich der Barmer Verschönerungsverein benannte einen Platz am Höhenweg im Barmer Wald nach dem Ehrenbürger: Bredthöhe.

Einzelheiten über Leben und Wirken Bredts haben wir einer Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins zu verdanken, die 1905 veröffentlicht, heute noch im Stadtarchiv einsehbar ist. Zu den Männern im Bergischen Land, die sich zu wichtigen Zielen bekannten, mit eigenen Kräften Neues zu schaffen, Vorhandenes fortzusetzen und zu verbessern, aber auch trotz starkem Tatendrang das Führen von Menschen nicht vergaßen, wird Geheimrat Bredt gezählt. Wilhelm August Bredt enstammte einer schon seit Jahrhunderten in Barmen ansässigen Familie, die ihren Namen von dem Hofe „in der Bredde“ herleitet. Sie hatte fast nur Kaufleute in ihren Reihen gehabt. Aber auch mütterlicherseits bekam der am 16. März 1817 geborene Wilhelm August Tradition mit auf den Weg; Johanne Charlotte war eine geborene Rübel, ein hierzulande wohlklingender Name mit Wohnsitz auf dem Gebiet des einstigen Dörner Hofes. Unter- und Oberdörnen sind Straßennamen, die noch an vergangene Zeiten erinnern. Die ersten Lebensjahre verbrachte der junge Bredt mit seinen drei Geschwistern im Haus Bredt-Rübel, das Richtung Wupper von Bleichen umgeben war. Nach persönlichem Unterricht durch Großmutter Rübel besuchte der Knabe neunjährig die Barmer Stadt- und Realschule. Alte Sprachen waren seine Liebe, die im Privatstudium gepflegt wurde, bis 1833 die Erlaubnis zum Besuch eines Bielefelder Gymnasiums kam. Das Abiturexamen gelang Bredt 1836 und in Bonn studierte er Jura. Zwischendurch zog er nach Berlin um und bestand 1840 beim Kammergericht sein Examen. Dem Dienst am Kriminal- und Landgericht folgte Referendarprüfung und 1842 die Ernennung zum Königlichen Kammergerichtsreferendar. Doch stattdessen ließ sich August Bredt in den preußischen Verwaltungsdienst übernehmen. Bei einem Aufenthalt in der Heimat wohnte er am 27./28. August 1842 dem Besuch des preußischen Königspaares im Hause Bredt-Rübel bei. Beruflich wechselte er zur Regierung nach Koblenz und dann nach Düsseldorf. 1847 wurde der 30jährige Assessor Bredt zum interimistischen Landrätlichen Kommissar des Kreises Elberfeld ernannt. 1848 war ein Jahr politischer Wirren. In Barmen und Elberfeld war es schwer, Kandidaten bzw. Abgeordnete für ein Parlament zu finden, die beiden Städten angenehm waren. Bredt war einer, der durch Tüchtigkeit Ansehen und Vertrauen erworben hatte. Es drückte sich im Wahlergebnis aus: von 238 abgegebenen Stimmen erhielt Bredt 216. In der Nationalversammlung arbeitete der Abgeordnete des „Rechten Zentrums“, etwa bei Gesetzentwürfen und Petitionen, aktiv mit. Nach allerhand Trubel trat Bredt am 1. Dezember 1848 zurück und August von der Heydt erhielt sein Mandat. Am 13. Dezember 1848 wurde Bredt seines Landratsamtes enthoben und nach Koblenz versetzt. Nach den Stationen Sigmaringen, Düsseldorf und Krefeld, wo er Amalie v.d.Leyen kennen und lieben lernte (Hochzeit am 4. Mai 1854), kehrte August Bredt in sein Heimattal zurück. Am 9. Dezember 1854 wählte ihn der Barmer Stadtrat zum Bürgermeister, doch Bredt trat die Stelle zunächst nur provisorisch an, um seinen Posten in Berlin nicht zu verlieren. Am 2. Oktober 1855 wurde er dann doch, als Nachfolger von Bürgermeister Windhorn, in sein Amt eingeführt, aber erst zwei Jahre später zum Regierungsrat und Oberbürgermeister ernannt. Unter Bredts Regie entwickelte sich Barmen von einer Land- zur Fabrikstadt; die Frühindustrialisierung stand in voller Blüte und die Bevölkerungszahl explodierte. 1855 hatte Barmen, das sich mehr und mehr von der Kreisstadt Elberfeld löste 41.000 Einwohner, 1879 schon 95.000. In Bauwerken drückte sich der Fortschritt aus: neues Rathaus (1873-76), Stadttheater (1874), Johannis- und Wichlinghauser Kirche (1866), Immanuelskirche (1867), Friedenskirche (1869). Die vereinigte „Latein- und Realschule“ erhielt 1861 ein neues Gebäude am Bahnhof; Gymnasial- und Realunterricht wurden getrennt und die Wupperfelder Realschule 1875 errichtet. Große Bemühungen Bredts galten der Errichtung einer Handwerker- bzw. „Gewerbeschule“, die schließlich 1863 eröffnet wurde. Volksschulen widmete der Oberbürgermeister seine besondere Fürsorge. Er formte das ganze Schulwesen mit. Einfluß hatte Bredt auch auf die verkehrliche Entwicklungen, von der Eisenbahn bis zur Pferdestraßenbahn. Arbeiterschutz, Armenhilfe, Landschaftsschutz (Gründung des Barmer Verschönerungsvereins), Musik (Konzertgesellschaft), Kunst (Kunstverein) und Wissenschaft (Verein) waren weitere Aufgabenfelder. 1866 arbeitete der OB beim Kampf gegen die Cholera-Epidemie mit. Der Krieg von 1870/71 sah auch Bredt mit an der Front.

Für sein Wirken im Interesse Barmens erhielt August Bredt Anerkennung von Bürgerschaft, Regierung und König. Die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat war so ein Zeichen. Als die zweite, zwölfjährige Amtsperiode ablief, entschloß sich der Oberbürgermeister zum Eintritt in den Ruhestand. Am 30. September 1879 verabschiedete er sich von Stadtrat und Bevölkerung. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde und zog nach Honnef am Rhein um, wo er am 23. März 1895 starb. Zuvor hatte er jedoch noch Ämter im Siebengebirgsverein und Honnefer Verschönerungsverein übernommen, gründete eine Lungenheilanstalt und wurde gar „Vater des Siebengebirges“ genannt. Seine letzte Ruhe hat er in der Familiengruft des Unterbarmer Friedhofes gefunden.