Home » Barmer Köpfe » Johannes Rau

Johannes Rau

Biografie

1931
16. Januar: Johannes Rau wird in Wuppertal-Barmen als drittes von fünf Kindern des Evangelisten und Predigers Ewald Rau und der Hausfrau Helene (Geburtsname: Hartmann) geboren.
Bereits als Gymnasiast engagiert sich Rau in der Bekennenden Kirche und in Bibelkreisen.

1948
Rau bricht seine Schulzeit ab und verlässt das Gymnasium.

1949-1951

Lehre als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und Besuch der Buchhändlerschule in Köln. Parallel dazu engagiert sich Rau bereits politisch und wird journalistisch tätig. So arbeitet er ab 1949 als freier Mitarbeiter für die in Wuppertal erscheinende Westdeutsche Rundschau. Seine Beiträge befassen sich vor allem mit kirchlichen und kulturellen Themen.

1952-1954

Zunächst Verlagsbuchhändler in seinem Lehrbetrieb in Wuppertal, ab 1953 Lektor und Vertreter im Luther-Verlag und beim Eckart-Verlag in Witten.

1952

2. Dezember: Aus Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik tritt Rau in die von Gustav Heinemann am 29./30. November mitgegründete „Gesamtdeutsche Volkspartei“ (GVP) ein. Er wird zum Kreis- und Ortsvorsitzenden von Wuppertal bestimmt.

1953

Veröffentlichung seiner beiden ersten Erzählungen „Keine spielt wie Gisela“ und „Klaus und das Feuer“ unter eigenem Namen. Darin beschreibt Rau die Schwierigkeiten junger Menschen mit sich selbst und wie sie ihren Weg zu Jesus finden.

1954-1967

Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlages in Wuppertal. Ab 1962 wird Rau Vorstandsmitglied und ab 1965 Direktor des Verlages.

1954

Redaktionsmitglied der „Gesamtdeutschen Rundschau“.

1957

Nach der Auflösung der GVP tritt Rau in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein.

1958-1962

Vorsitzender der Jungsozialisten in Wuppertal.

1958-1999

Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen. 1962 bis 1970 gehört er dem Vorstand der SPD-Landtagsfraktion an. 1967 bis 1970 übernimmt er den Vorsitz der SPD-Fraktion.

1959-1968

Vorstandsmitglied und ab 1962 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Wuppertal.

1962

Eintritt in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

1964-1978

Mitglied des Wuppertaler Stadtrates. 1964 bis 1967 ist er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Wuppertal.

1965-1999

Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Stellvertretendes Mitglied der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland.

1966-1974

Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

1968-1999

Mitglied des Parteivorstandes der SPD auf Bundesebene.

1969/70

Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal.

1970-1978

Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Rau initiiert unter anderem die Gründung der fünf nordrhein-westfälischen Gesamthochschulen in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal 1972. 1974 kommt die Fernuniversität Hagen hinzu.

1972
10. Oktober: Auf Geheiß von Rau in seiner Funktion als Minister für Wissenschaft und Forschung wird der Kunstprofessor Joseph Beuys aus seinem Amt entlassen. Beuys hatte zusammen mit Studierenden das Sekretariat der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf besetzt, um jedem, der wollte, das Kunststudium zu ermöglichen.

1973-1998

Mitglied des SPD-Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen.

seit 1977

Mitglied des Kuratoriums des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises.

1977-1998

Vorsitzender des SPD-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen.

seit 1978

Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Kunstsammlung des Landes Nordrhein-Westfalen.

1978-1999

Mitglied des Parteipräsidiums der SPD auf Bundesebene.

1978-1998

Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. In seine Zeit als Ministerpräsident fallen vor allem die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Bundeslandes infolge der Kohle- und Stahlkrise. 1984 legt er das vielbeachtete Konzept „Landesinitiative Zukunftstechnologien“ und ein umfassendes Umweltschutzprogramm vor. In seine Amtszeit fallen vier Landtagswahlen. Bei den ersten drei Wahlen 1980, 1985 und 1990 erreicht die SPD die absolute Mehrheit. 1995 erlangt die SPD nur die einfache Mehrheit.

seit 1981

Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Lufthansa AG.

seit 1982

Kuratoriumsvorsitzender der Heinz-Kühn-Stiftung.

1982

Heirat mit Christina Delius (geb. 1956), einer Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Anna Christina (geb. 1983), Philipp Immanuel (geb. 1985) und Laura Helene (geb. 1986).

1982-1999

Stellvertretender Vorsitzender der SPD.

1982/83

In seiner Funktion als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wird Rau turnusgemäß Bundesratspräsident.

seit 1985

Mitherausgeber der Monatszeitschrift „Evangelische Kommentare“.

1985

15. September: Die SPD nominiert Rau zum Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 1987. Die Möglichkeit einer rot-grünen Koalition lehnt Rau entschieden ab.

seit 1986

Vorsitzender des Stiftungsrates der nordrhein-westfälischen Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.

1986

Rau erhält als erster Deutscher die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät Haifa/Israel.

1987

25. Januar: Nach der Wahlniederlage bei den Bundestagswahlen, bei denen die SPD 37 Prozent, die CDU /CSU 44,3 Prozent, die Freie Demokratische Partei (F.D.P.) 9,1 Prozent und die GRÜNEN 8,3 Prozent der Stimmen erhalten, lehnt Rau die Übernahme des Parteivorsitzes der SPD ab.

1988

Februar: Bei der Montan-Konferenz mit Bundeskanzler Helmut Kohl erreicht Rau in seiner Funktion als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident den Beschluss eines umfassenden Hilfsprogramms für eine Beschleunigung des wirtschaftlichen Strukturwandels im Ruhrgebiet.
Rau vermittelt im Streit um die Schließung der Stahlhütte Rheinhausen.

seit 1990

Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur.

1990-1994

Vorsitzender des Vermittlungsausschusses von Bundesrat und Bundestag.

1991

Dezember: Die nordrhein-westfälische Regierung unter Rau verabschiedet den Haushalt 1992, der eine Neuverschuldung von 5,4 Milliarden D-Mark vorsieht. Die Regierung wird daraufhin von den Oppositionsparteien stark kritisiert. Rau räumt auf dem SPD- Landesparteitag eine „Schwächephase“ der Regierung ein.

1991/92

Rau unterstützt Björn Engholm bei seiner Wahl zum SPD-Parteivorsitzenden und zum SPD-Kanzlerkandidaten.

1992

Juli: Wegen eines bösartigen Tumors wird Rau die linke Niere entfernt. Im November kann er seine Arbeit wieder aufnehmen.

seit 1993

Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Bibel und Kultur.

1993

Mai-Juni: Nach dem Rücktritt Engholms als Bundesvorsitzender der SPD übernimmt Rau den Vorsitz der Partei für eine Übergangszeit bis Rudolf Scharping zum neuen Vorsitzenden gewählt wird.
13. September: Nominierung als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten durch den SPD-Parteivorstand.

1994

23. Mai: Bei der Wahl der Bundesversammlung für das Amt des Bundespräsidenten unterliegt Rau im dritten Wahlgang mit 605 Stimmen dem Kandidaten der Union, Roman Herzog, der 696 Stimmen erhält.

1994/95
In seiner Funktion als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wird Rau erneut turnusgemäß Bundesratspräsident.

seit 1995

Ehrenmitglied des Jerusalemer „Israel-Museums“.

1995

Mai: Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen erreicht die SPD nur 46 Prozent der Stimmen und verfehlt damit die absolute Mehrheit.
Juli: Rau wird mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zum fünften Mal in Folge zum nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten diesmal einer rot-grünen Regierung gewählt. Vorrangige Ziele der neuen Regierung sind der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und ein wirksamer Umweltschutz.
Rau wird für seine Initiative „Wald der deutschen Länder“, bei der man für 15 D-Mark einen Olivenbaum kaufen und in der Wüste Negev/Israel pflanzen lassen konnte, vom Jüdischen Nationalfonds als erster Deutscher mit einem Goldenen Olivenzweig ausgezeichnet.

1997

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

1998

März: Rau kündigt den Rückzug aus seinen nordrhein-westfälischen Ämtern an.
23. Mai: Rücktritt als nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender der SPD. Sein Nachfolger wird der von ihm vorgeschlagene Franz Müntefering (geb. 1940).
27. Mai: Rücktritt als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Sein Nachfolger wird der von ihm vorgeschlagene Wolfgang Clement (geb. 1940).
2. November: Nominierung als Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten.

1999
23. Mai: Die Bundesversammlung wählt Rau im Berliner Reichstagsgebäude zum achten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.
1. Juli: Vereidigung als Bundespräsident in Bonn. Seine Amtszeit verläuft ruhig und ist weder von Skandalen noch herausragenden Appellen begleitet. Wegen seiner stets betonten Nähe zum Christentum wird er von Freunden und Kritikern häufig als „Bruder Johannes“ bezeichnet.
14. Juli: Als ersten ausländischen Staatsgast empfängt Rau den italienischen Staatspräsidenten Carlo Ciampi (geb. 1920).
Dezember: Rau besucht trotz jugoslawischer Kritik deutsche Kfor-Soldaten im Kosovo.

2000
17. Februar: Rau hält als erster deutscher Bundespräsident eine Rede in deutscher Sprache vor dem israelischen Parlament, der Knesset, in Jerusalem. Er entschuldigt sich für die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus in Deutschland.
1. Juni: Rau eröffnet die Weltausstellung in Hannover. In seiner Eröffnungsrede für die Expo 2000 ruft er die Deutschen auf, sich „gastfrei, tolerant und weltoffen“ zu zeigen. Die Expo werde „aufregend, wenn wir neugierig werden, wie die anderen leben“.

2003

September: Rau gibt bekannt, bei der nächsten Wahl 2004 nicht mehr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.

2004

23. März: Rau bricht seine Afrika-Reise ab, nachdem laut Geheimsdienstberichten ein Mordanschlag auf einen hochrangigen europäischen Repräsentanten verübt werden soll.
23. April: Rückkehr vom letzten Staatsbesuch seiner Amtszeit in Ungarn. Insgesamt hat Rau als Staatsoberhaupt 76 Auslandsreisen unternommen.
29. Juni: Mit einem Großen Zapfenstreich wird Rau von der Bundeswehr als Bundespräsident verabschiedet. Sein Nachfolger wird Horst Köhler.
August: Rau unterzieht sich einer Herzoperation.

2005

Mai: Rau erhält den Deutsch-Türkischen Freundschaftspreis.

2006

27. Januar: Johannes Rau stirbt nach längerer Krankheit in Berlin.
7. Februar: Ehrung mit einem Staatsakt in Berlin.