Home » Neues aus Wuppertal Barmen » Pferde- und Straßenbahndepot Schwarzbach 117-119

Pferde- und Straßenbahndepot Schwarzbach 117-119

Das Objekt ist ein 1873 errichteter, ursprünglich als Pferdestall und später als Wagenhalle genutzter Bau der Pferde-Eisenbahn Barmen-Elberfeld. Der langgestreckte, parallel zur Straße angelegte Massivbau besitzt eine hohes Vollgeschoss, sowie ein Dachgeschoss unter dem Satteldach. Die Außenwände sind in Schichtmauerwerk ausgeführt und in der Vertikalen durch Lisenen gegliedert. Die Längsseiten werden außerdem durch Risalite mit Zwerchhäusern akzentuiert. Diese Risalite sind symmetrisch angeordnet, wobei sich ein breiterer in der Mittelachse und zwei schmale rechts und links davon befinden, so dass die Wand in vier Teile zerfällt, von denen wiederum jeder in vier Joche gegliedert ist. Im Erdgeschoss waren in der Zeit der Nutzung als Stall kleine segmentbogige Öffnungen vorhanden, die später im Zuge der Umnutzung zur Wagenhalle vergrößert wurden. Die Belichtung des Dachgeschosses erfolgte weiterhin über kleine Fenster, die seitlich von Mauervorlagen begleitet werden. Die südliche Giebelseite wird durch die erwähnten Lisenen in sechs Teile geteilt, auch sie sind symmetrisch aufgebaut. Hier besitzen die Öffnungen ebenfalls Segmentbögen. In der Horizontalen erfahren die Außenwände dadurch eine gestalterische Belebung, dass jede sechste Ziegelschicht in helleren Steinen ausgeführt ist. Das Dach des Gebäudes steht nach allen Seiten etwa einen dreiviertel Meter über, hier zeigt sich hölzernes Strebewerk. An den nördlichen Teil der östlichen Traufseite wurden nachträglich verschiedene Gebäude angebaut, auch wurden die Öffnungen mehrfach verändert. Trotzdem ist der ursprüngliche Charakter des Gebäudes mit seiner regelmäßigen Gliederung noch gut ablesbar. Der Denkmalwert des Gebäudes ist vor allem im Zusammenhang mit dem Gebäudekomplex Schwarzbach 117 als Bauten der Pferdebahn zu sehen.
Das Zeitalter der Straßenbahnen in Deutschland begann 1865 mit der Einführung der ersten Pferdeeisenbahn in Berlin. Um in Barmen und Elberfeld eine Pferdeeisenbahn zu betreiben, erteilen die beiden Wupperstädte im Jahre 1872 dem Ingenieur Johannes Büsing von der Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft die Konzession, die noch im selben Jahr auf die Gesellschaft überging. Die 9,5 km lange Betriebsstrecke wurde, ausgehend von der Schwarzbachstraße, über die Talsohle – Hofkamp –Morianstraße – Schwanenstraße – Wall – Herzogstraße – Kasinostaße – bis nach Westende festgelegt. In der Gegenrichtung sollte die Bahn ab Breite Straße (Tannenbergstraße) über die Aue – Mäuerchen – Wall – Turmhof – Alter Markt (Alte Freiheit) – Hofaue – Wupperstraße – Berliner Straße und wieder zur Schwarzbach fahren. Nachdem die Berliner Gesellschaft im Oktober 1873 in Konkurs gegangen war, setzte die Konkursverwaltung den Ausbau der Bahn fort, die schließlich am 10. April 1874 zwischen Barmen und Elberfeld eröffnet wurde, der Gesamtbetrieb bis Westende wurde am 2. Oktober 1874 aufgenommen. Die Bahn verfügte zunächst über lediglich zwölf mit Decksitzen ausgestattete Wagen, die im stündlichen Rhythmus eingesetzt wurden. Die Fahrzeuge besaßen außer ihrer vier Räder, die keine Spurkränze aufwiesen, ein fünftes Rad, das die Wagen zum Spurhalten zwang.
Nachdem zwischenzeitlich zwei andere Unternehmen die Pferdeeisenbahn betrieben hatten, wurde sie am 15. Februar 1876 von der belgischen Societe generale des Tramways, Brüssel erworben. Diese gründete zum Betrieb der Pferdebahn die Aktiengesellschaft „Societe anonyme des Tramways de Barmen-Elberfeld“, die ihren Sitz in Brüssel hatte. Dieses Unternehmen stellte den Betrieb auf kleine Einspännerwagen um, die mit Spurkränzen ausgestattet waren und keine Decksitze besaßen. 1889 wurde die Strecke bis Sonnborn ausgedehnt.
In den 1880er Jahren begann in Berlin das Zeitalter des elektrischen Straßenbahnen. In Barmen führte die Barmer Bergbahn den elektrischen Fahrbetrieb ein, als sie am 16. April 1894 den Zahnradbetrieb zum Toelleturm aufnahm. Die Städte Barmen und Elberfeld verlangten daraufhin die Umstellung der Pferdebahn auf elektrischen Betrieb. Die Union-Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin, erwarb die Aktien der Societe anonyme des Tramways Barmen-Elberfeld und erhielt von den beiden Wupperstädten die Konzession für den Betrieb der elektrischen Straßenbahn bis zu Ende des Jahres 1939. Die Union-Elektrizitäts-Gesellschaft gründete 1895 als neue Betriebsgesellschaft die „Elektrische Straßenbahnen Barmen-Elberfeld AG“ (Talbahn), die ihren Sitz in Elberfeld nahm. Bereits 1896 wurde der elektrische Straßenbetrieb auf der ganzen Stecke zwischen Schwarzbach und Sonnborn ausgeführt. Wie im Konzessionsvertrag bestimmt, ging die Elektrische Straßenbahn Barmen-Elberfeld mit dem 1. Januar 1940 in das Eigentum der Stadt Wuppertal über. Im selben Jahr erwarb die Stadt Wuppertal auch die anderen Nahverkehrsbetriebe und fasste sie zu einem einheitlichen Nahverkehrsunternehmen in der Wuppertaler Bahnen AG (Wubag) zusammen.
1987 wurde der Betrieb der Wuppertaler Straßenbahnen eingestellt. In der Schwarzbach befanden sich außer dem Pferdestall mit Futterboden, der von der elektrischen Straßenbahn als Wagenhalle genutzt wurde, eine Werkstatt, das Betriebsbüro, sowie eine Wagenremise. Die Werkstatt wurde 1922 zum Westende verlegt.
Das Objekt ist in zeittypischer Ziegelbauweise errichtet. Als ältestes erhaltenes Bauwerk der Wuppertaler Straßenbahnen ist es ein wichtiges Zeugnis für die regionale Verkehrsgeschichte, wie auch für die Stadtgeschichte Wuppertals.