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Archiv der Kategorie: Barmer Köpfe

Wilhelm August Bredt

Edler Sinn, humanes Wesen und vielseitige Leistungen

(kgc). Nur Großstädte haben einen Oberbürgermeister! Der erste Barmer Oberbürgermeister hieß Wilhelm August Bredt. Trotz seiner recht langen Amtszeit von 1857 bis 1879 fand sich scheinbar in seinem Wirkungsort keine Straße, die an ihn erinnert. Lediglich der Barmer Verschönerungsverein benannte einen Platz am Höhenweg im Barmer Wald nach dem Ehrenbürger: Bredthöhe.

Einzelheiten über Leben und Wirken Bredts haben wir einer Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins zu verdanken, die 1905 veröffentlicht, heute noch im Stadtarchiv einsehbar ist. Zu den Männern im Bergischen Land, die sich zu wichtigen Zielen bekannten, mit eigenen Kräften Neues zu schaffen, Vorhandenes fortzusetzen und zu verbessern, aber auch trotz starkem Tatendrang das Führen von Menschen nicht vergaßen, wird Geheimrat Bredt gezählt. Wilhelm August Bredt enstammte einer schon seit Jahrhunderten in Barmen ansässigen Familie, die ihren Namen von dem Hofe „in der Bredde“ herleitet. Sie hatte fast nur Kaufleute in ihren Reihen gehabt. Aber auch mütterlicherseits bekam der am 16. März 1817 geborene Wilhelm August Tradition mit auf den Weg; Johanne Charlotte war eine geborene Rübel, ein hierzulande wohlklingender Name mit Wohnsitz auf dem Gebiet des einstigen Dörner Hofes. Unter- und Oberdörnen sind Straßennamen, die noch an vergangene Zeiten erinnern. Die ersten Lebensjahre verbrachte der junge Bredt mit seinen drei Geschwistern im Haus Bredt-Rübel, das Richtung Wupper von Bleichen umgeben war. Nach persönlichem Unterricht durch Großmutter Rübel besuchte der Knabe neunjährig die Barmer Stadt- und Realschule. Alte Sprachen waren seine Liebe, die im Privatstudium gepflegt wurde, bis 1833 die Erlaubnis zum Besuch eines Bielefelder Gymnasiums kam. Das Abiturexamen gelang Bredt 1836 und in Bonn studierte er Jura. Zwischendurch zog er nach Berlin um und bestand 1840 beim Kammergericht sein Examen. Dem Dienst am Kriminal- und Landgericht folgte Referendarprüfung und 1842 die Ernennung zum Königlichen Kammergerichtsreferendar. Doch stattdessen ließ sich August Bredt in den preußischen Verwaltungsdienst übernehmen. Bei einem Aufenthalt in der Heimat wohnte er am 27./28. August 1842 dem Besuch des preußischen Königspaares im Hause Bredt-Rübel bei. Beruflich wechselte er zur Regierung nach Koblenz und dann nach Düsseldorf. 1847 wurde der 30jährige Assessor Bredt zum interimistischen Landrätlichen Kommissar des Kreises Elberfeld ernannt. 1848 war ein Jahr politischer Wirren. In Barmen und Elberfeld war es schwer, Kandidaten bzw. Abgeordnete für ein Parlament zu finden, die beiden Städten angenehm waren. Bredt war einer, der durch Tüchtigkeit Ansehen und Vertrauen erworben hatte. Es drückte sich im Wahlergebnis aus: von 238 abgegebenen Stimmen erhielt Bredt 216. In der Nationalversammlung arbeitete der Abgeordnete des „Rechten Zentrums“, etwa bei Gesetzentwürfen und Petitionen, aktiv mit. Nach allerhand Trubel trat Bredt am 1. Dezember 1848 zurück und August von der Heydt erhielt sein Mandat. Am 13. Dezember 1848 wurde Bredt seines Landratsamtes enthoben und nach Koblenz versetzt. Nach den Stationen Sigmaringen, Düsseldorf und Krefeld, wo er Amalie v.d.Leyen kennen und lieben lernte (Hochzeit am 4. Mai 1854), kehrte August Bredt in sein Heimattal zurück. Am 9. Dezember 1854 wählte ihn der Barmer Stadtrat zum Bürgermeister, doch Bredt trat die Stelle zunächst nur provisorisch an, um seinen Posten in Berlin nicht zu verlieren. Am 2. Oktober 1855 wurde er dann doch, als Nachfolger von Bürgermeister Windhorn, in sein Amt eingeführt, aber erst zwei Jahre später zum Regierungsrat und Oberbürgermeister ernannt. Unter Bredts Regie entwickelte sich Barmen von einer Land- zur Fabrikstadt; die Frühindustrialisierung stand in voller Blüte und die Bevölkerungszahl explodierte. 1855 hatte Barmen, das sich mehr und mehr von der Kreisstadt Elberfeld löste 41.000 Einwohner, 1879 schon 95.000. In Bauwerken drückte sich der Fortschritt aus: neues Rathaus (1873-76), Stadttheater (1874), Johannis- und Wichlinghauser Kirche (1866), Immanuelskirche (1867), Friedenskirche (1869). Die vereinigte „Latein- und Realschule“ erhielt 1861 ein neues Gebäude am Bahnhof; Gymnasial- und Realunterricht wurden getrennt und die Wupperfelder Realschule 1875 errichtet. Große Bemühungen Bredts galten der Errichtung einer Handwerker- bzw. „Gewerbeschule“, die schließlich 1863 eröffnet wurde. Volksschulen widmete der Oberbürgermeister seine besondere Fürsorge. Er formte das ganze Schulwesen mit. Einfluß hatte Bredt auch auf die verkehrliche Entwicklungen, von der Eisenbahn bis zur Pferdestraßenbahn. Arbeiterschutz, Armenhilfe, Landschaftsschutz (Gründung des Barmer Verschönerungsvereins), Musik (Konzertgesellschaft), Kunst (Kunstverein) und Wissenschaft (Verein) waren weitere Aufgabenfelder. 1866 arbeitete der OB beim Kampf gegen die Cholera-Epidemie mit. Der Krieg von 1870/71 sah auch Bredt mit an der Front.

Für sein Wirken im Interesse Barmens erhielt August Bredt Anerkennung von Bürgerschaft, Regierung und König. Die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat war so ein Zeichen. Als die zweite, zwölfjährige Amtsperiode ablief, entschloß sich der Oberbürgermeister zum Eintritt in den Ruhestand. Am 30. September 1879 verabschiedete er sich von Stadtrat und Bevölkerung. Er erhielt die Ehrenbürgerwürde und zog nach Honnef am Rhein um, wo er am 23. März 1895 starb. Zuvor hatte er jedoch noch Ämter im Siebengebirgsverein und Honnefer Verschönerungsverein übernommen, gründete eine Lungenheilanstalt und wurde gar „Vater des Siebengebirges“ genannt. Seine letzte Ruhe hat er in der Familiengruft des Unterbarmer Friedhofes gefunden.

Wilhelm Dörpfeld

Als Archäologe auf Heinrich Schliemanns Spuren

Aus „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal“, Ruth Meyer-Kahrweg, Born-Verlag 1991:

Am Dienstagvormittag, dem 18. August 1936, kurz nach Beendigung der Olympischen Spiele in Berlin, fand in Anwesenheit von Professor Wilhelm Dörpfeld, der in Berlin Ehrengast der Spiele gewesen war, die Enthüllung der Gedenktafel für den „Meister der Spatenforschung“ statt. Zahlreiche Vertreter der Stadt, allen voran Oberbürgermeister Friedrich, Abordnungen wissenschaftlicher, künstlerischer und sportlicher Korporationen, darunter eine Gruppe olympischer Frauen, nahmen an der Feierstunde teil.
Die Gedenktafel aus Muschelkalk hatte der Barmer Bildhauer Schluckebier geschaffen. Ihre Inschrift in Bronzebuchstaben lautete: „Der Meister der Spatenforschung. Prof. Wilh. Dörpfeld wurde am 26. Dezember 1853 als Sohn des Rektors F.W. Dörpfeld in diesem Hause geboren.“ Haus und Tafel wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Wilhelm Dörpfeld wuchs in der Lehrerwohnung neben der Alten Wupperfelder Kirche in der Bredde auf. Er besucht die Volksschule seines Vaters, war einige Jahre Zögling des auch von seinem Vater besuchten Erziehungsinstituts von Direktor Zahn bei Moers und wechselte dann zum Barmer Gymnasium über, an dem er Ostern 1872 sein Abitur machte. Da er den Wunsch hatte, Baumeister zu werden, erwarb er erste praktische Kenntnisse auf dem städtischen Bauamt in Barmen unter Stadtbaumeister August Fischer. Von Herbst 1873 bis 1876 studierte er an der Berliner Bauakademie. Während seiner Semesterferien arbeitete er am Bau der Rheinischen Eisenbahnstrecke Barmen – Mettmann mit und leitete den Bau von Fabrikanlagen seines Onkels Albert Keller in Hammerstein bei Lennep.
Im Herbst 1876 legte er sein Bauführer-Examen bei Professor F. Adler in Berlin mit hervorragenden Kenntnissen über die Propyläen von Athen ab. Im Januar 1877 trat er in Adlers Baubüro ein. Hier begann er, sich mit den Ausgrabungen von Olympia zu beschäftigen, da Professor Adler gemeinsam mit Professor Curtius die Oberleitung über dieses deutsche Projekt erhalten hatte.
Im Herbst 1877 reiste Dörpfeld zum erstenmal als Assistent des leitenden Baumeisters nach Griechenland und erhielt die technische und architektonische Leitung der Ausgrabungen bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1881. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland war er Anfang 1882 wieder zurück in Griechenland. Diesmal als Architekt des Deutschen Archäologischen Zentralinstituts in Athen. Gleichzeitig half er Heinrich Schliemann bei dessen Ausgrabungen in Troja, Mykene und Tiryns und unterstützte die Grabungen der Griechen auf der Akropolis von Athen, in Eleusis, Epidaurus und Oropos.
1887 wurde Dörpfeld von der deutschen Regierung zum 1. Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen ernannt. Nach Schliemanns Tod (1890) setzte er dessen Ausgrabungen fort und suchte auf den Spuren Homers nach der Heimat Odysseus‘, die er auf der Insel Leukas zu finden glaubte. Ausgedehnte Reisen durch Griechenland und Kleinasien zu Ausgrabungsstätten aller Nationen schlossen sich an.
1937 berichtete Wilhelm Dörpfeld dem General-Anzeiger der Stadt Wuppertal von seinem Leben und schloss seine Ausführungen mit den Worten: „So bin ich durch die Propyläen von Athen Altertumsforscher geworden, ohne doch Archäologie studiert zu haben, und durfte als solcher 60 Jahre lang in Griechenland als Ausgräber und Lehrer wirken.“
Wilhelm Dörpfeld starb am 25. April 1940 auf der Insel Leukas, seinem antiken Ithaka, wo er auch begraben wurde. Das Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld, das seine Wurzeln auf das Barmer Gymnasium zurück führt, erinnert noch heute mit seinem Namen an seinen ehemaligen Abiturienten von 1872.
Anlässlich seines 50. Todestages zeigte das Deutsche Archäologische Institut in Athen im April 1990 eine Gedächtnisausstellung, zu deren Gelingen auch das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal beitrugen. Die Ausstellung kam anschließend nach Wuppertal und wurde am 14. August 1990 mit einem Vortrag von Dipl.-Ing. Klaus Herrmann, Athen eröffnet.
Am 21. Mai 2006 beging das deutsche Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Athen mit 2.000 Gästen im „Megaro Musikis Athina“ sein 110-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert. Die von etwa 1.000 griechischen und deutschen Schülern besuchte Schule wurde 1896 mit entscheidender Unterstützung des Archäologen Wilhelm Dörpfeld gegründet. Der aus Barmen stammende Dörpfeld leitete bis 1912 das Deutsche Archäologische Institut in Athen und kam als Ausgräber von Troja, Olympia, Pergamon, Tiryns und Mykene zu Weltruhm.

Wilhelm Hedtmann

In den 1880er Jahren gründete der aus Wetter/Ruhr stammende Wilhelm Hedtmann (1840-1914) in Langerfeld eine Schmiede und Maschinenfabrik. Er entwickelte mit unermüdlichem Fleiß und viel Erfindergeist aus den manuell betriebenen Flechtmaschinen eine Spitzenflechtmaschine, die maschinell angetrieben wurde. 1877 war es geschafft: In der damaligen Firma Alb. & E. Henkels in Langerfeld wurden die ersten Versuche durchgeführt, die bereits gute Ergebnisse brachten. Hedtmann verkaufte sein Patent an die Firma Henkels, in der die Maschine ständig weiter verbessert wurde. 1878 nahm man die Produktion mit dieser Flecht- und Spitzenmaschine auf, bei der einzelne oder ein Teil der Klöppel vorübergehend kurzfristig zum Stillstand gebracht werden konnten. Die so produzierten Spitzen zeichneten sich durch Präzision und Vielfältigkeit der Muster aus.
Wilhelm Hedtmann erfand auch ein System, mit dem man dem ständigen Wassermangel in Langerfeld begegnete. Er ließ tiefe Stollen und Gänge in den Hedtberg treiben. Durch diese Stollen wurde das Wasser in Staubecken geleitet, gefiltert und durch weitere Leitungen entweder direkt in die umliegenden Häuser oder zu den Wasserholstellen in der Ortsmitte geleitet. Auf Grund der so gesicherten Wasserversorgung konnte sich danach dort auch Industrie ansiedeln, die für ihre Dampfmaschinen darauf angewiesen war.
Die Straße, in der Wilhelm Hedtmann lebte, arbeitete und starb, wurde später nach ihm benannt.

Wilhelm Klugmann

(kgc). Dr. med. Wilhelm Klugmann lebte vom 3. Juni 1898 bis 6. Juni 1975. Er wohnte in Oberbarmen, gegenüber der katholischen Kirche St. Johann Baptist, an der Normannenstraße und hatte rund 50 Jahre im gleichen Haus neben der jetzt nach ihm benannten Treppe seine hausärztliche Praxis. Er war auch Geburtshelfer. Enkel Michael Grobel erinnert sich: „Mein Großvater wurde als ältestes von acht Kindern eines Volksschullehrer und einer Hausfrau geboren. Die Familie war nicht vermögend und es deshalb keineswegs selbstverständlich, dass Wilhelm Klugmann Abitur gemacht und Medizin studiert hat. Entscheidend war wohl ein Stipendium nach guten Leistungen.“ Dr. Klugmann und seine Frau Hedy (25. Januar 1900 bis 18. Oktober 1960) hatten zwei Töchter: Michael Grobels Mutter und Ärztin Hedy (9. März 1930-16. September 1996) und Eva (geb. 1931). Hedy Grobel-Klugmann führte die väterliche Praxis bis 1992 weiter. Das Familiengrab befindet sich auf dem Friedhof Liebigstraße.
Zum 75-jährigen Bestehen des Rittershauser Bezirksvereins bilanzierte der seit 1936 amtierende Dr. Wilhelm Klugmann in einer Festschrift 1961: „Im Rahmen der AG der Bürger- und Bezirksvereine Wuppertal-Ost hat der Rittershauser Bezirksverein sich für den Wiederaufbau des Opernhauses und der Ruhmeshalle (Haus der Jugend), für die Rückverlegung des Standesamtes Barmen von Elberfeld nach Barmen, sowie für die Erhaltung der Barmer Bergbahn (Stillegung 1959) eingesetzt. Als Aufgaben erwähnt der damalige Vorsitzende: grundsätzliche Existenz der Bürger- und Bezirksvereine; Behebung der Not an Krankenhausbetten; Gesamtverkehrsplan für die Stadt Wuppertal einschließlich Umgehungs-/Entlastungsstraße (B326/A 46); Flugplatzfrage (Langerfeld); Anlage von Gesundheitsparks. Zum Geburtstag wünschte sich der Verein den baldigen Ausbau der Berliner Straße zur Talstraße, den Bau eines Tunnels im Zuge der Wichlinghauser Straße von Rittershausen unter der Wupper und Eisenbahnstrecke her nach Heckinghausen und den Bau einer Realschule in Oberbarmen, der heutigen Max-Planck-Schule im Schulzentrum Ost.
Zum Schluss erinnerte Dr. Klugmann 1961 an einen bewährten Spruch: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! In wie weit die Wünsche, dass der Bezirksverein wachsen, blühen und gedeihen möge, in Erfüllung gehen, ist mangels Dokumente nicht bekannt. Die Archivunterlagen enden um 1970. Vielleicht auch deshalb, weil Dr. Wilhelm Klugmann 1975 gestorben ist. 1996 behauptete der inzwischen verstorbene Max Anton Jodokus Bönner, dass der Verein noch bestehe. In der Öffentlichkeit ist der Bezirksverein nicht mehr aufgetreten. Das 1996 nachgefolgte Bürgerforum Oberbarmen forscht nach Unterlagen und Fotos zu den früheren Bezirksvereinen in Rittershausen und Wupperfeld und zur Person Wilhelm Klugmann. Leihunterlagen nimmt Peter Hansen in der „Färberei“ am Stennert entgegen.
Als der Stadtverband der Wuppertaler Bürger- und Bezirksvereine am 5. Oktober 1997 in der Gesellschaft Concordia seinen 40. Geburtstag feierte, gedachte er seines ersten Vorsitzenden, denn nach seiner Wahl am 23. Mai 1957 vertrat der Oberbarmer Arzt und Vorsitzende des Rittershauser Bezirksvereins, Dr. Wilhelm Klugmann, die Interessen der damals 24 Vereine. Gründungsanlass war eine gemeinsame Abwehrreaktion gegen Angriffe auf ihre selbstständige Existenz durch den Hauptausschuss des Stadtrates in 1956, wonach die Ämter der Stadtverwaltung Eingaben der Vereine an die Bezirksvertretungen zur Stellungnahme weiter leiten müssen. Später wurde eine Rücknahme der Anweisung durch den Oberbürgermeister erreicht.

15.12.2006

Wilhelm Meckel

Wilhelm Petig

(kgc). Die über 50-jährige Vereinszugehörigkeit war den Mitgliedern des Oberbarmer Turner-Bundes ein Wert an sich, Wilhelm Petig zu ehren. Gegen Jahresende 1996 ließ sich auch der Deutsche Sängerbund nicht lumpen und überreichte Petig eine echt goldene Ehrennadel. In 2000 konnte der engagierte Mitbürger aus den Händen von Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl den "Wuppertaler" als Dank an Ehrenamtliche in Empfang nehmen. "Wir nehmen uns viel zu selten die Zeit, einmal Danke zu sagen, dabei nehmen sich Leute wie Wilhelm Petig viel Zeit, um aus Liebe anderen Menschen zu helfen," gestand der (damalige) Stadtchef anläßlich der zweiten Verleihungsstaffel.

Urgestein
Willi Petig trat im Januar 1946 in den OTB ein und wurde Mitglied der Gesangsabteilung. Zehn Jahre war er Notenwart. Als 1952 das Nachrichtenblatt aus der Taufe gehoben wurde, war Petig Geburtshelfer und anschließend lange Jahre Redakteur. Er erfreute die Leser mit Versen, Berichten und Kurzgeschichten. Petig gestaltete mit großer Präzision Festschriften und Reisezeitungen. 1960 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der traditionsreichen Gesangsabteilung gewählt. Zuvor ließ Hubert Hildebrand (70) keinen Zweifel an seiner Überzeugung, dass er nur unter der Bedingung für den Vorsitz kandidiert: „Du musst die Arbeit tun!“ Petig rückblickend: „Und so war’s dann auch.“ Fähigkeiten bewies der geschäftsführende Chorvorsitzende, der als Mitglied des OTB-Hauptvorstandes viele Ideen einbrachte, auch als Gesangssolist, Singspiel-Akteur, Dichter, Konzert-, Fest- und Reiseorganisator. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Petig 1972 die Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes. 1975 übernahm Willi Petig das Amt des 1. Vorsitzenden der singenden Abteilung, nach kommissarischer Übernahme im Jahr zuvor. Die Ehrenmitgliedschaft des OTB wurde dem engagierten Zeitgenossen 1986 angetragen. 1990 ließen es sich der Deutsche Sängerbund und der Sängerbund NRW nicht nehmen, für 30 Jahre Vorsitz goldene Ehrennadeln zu überreichen. Dass Willi Petig ein singender Sportler war, belegte die Tatsache, dass er längst das goldene Sportabzeichen erworben hatte.
Singe, wem Stimme gegeben
Wenn Petig gestand, dass er sein Leben lang gesungen hat und die Begeisterung in sich spürte, dann mochte man ihm wünschen, dass sich jüngere Zeitgenossen von ihm anstecken lassen … Das Hobby Singen hatte er übrigens mit seiner Frau Gerda (sie leitet seit 1983 die Sängerfrauengruppe), die er schon als Sechsjähriger in der Schule kennenlernte und später geheiratet hat, gemeinsam; sie singt allerdings in der Sängerfrauengruppe des OTB. Musikalische Ambitionen liegen den Petigs scheinbar im Blut. Wilhelms Großvater war 1877 Mitbegründer des Oberbarmer Sängerhains, Vater Wilhelm war nebenberuflicher Chorleiter und seine acht Geschwister gute Sänger; Onkel Rudolf war Konzertsänger und hauptberuflicher Chorleiter. Die Petigs bereisten gerne deutsche Lande und der begeisterte Hobby-Fotograf hielt die Exkursionen in Fotoalben fest.
Beruf und Ehrenamt
Eine gesunde Basis für ehrenamtliche Tätigkeiten ist stets ein sicherer Beruf. 1945/46 startete Wilhelm Petig, am 6. Januar 1924 im großelterlichen Hause Ackerstraße 11 geboren, im Konstruktionsbüro von Bemberg. Der Wehrdienst war von 1942 bis 1945, vorher datieren Lehre, Abendschule, Fachschulreife, Ingenieurschule. Bemberg musste 1946 die meisten Mitarbeiter entlassen, weil die Besatzungsmacht das „Permit“ (Produktionserlaubnis) verweigerten. Petig arbeitete in jenen Jahren in einer Schwelmer Kunstharzpresserei als Konstrukteur und Leiter des Werkzeugbaus. 1950 kehrte er in die Öhde zurück und arbeitete als Betriebsingenieur, später als Abteilungsleiter, in Spinnerei und Textilabteilung (Cupro und Perlon) des traditionsreichen Unternehmens, das sich über Enka zum Konzern Membrana (vorher Akzo-Nobel) entwickelt hat. Die Expansion dauerte bis 1972, als 600 Mitarbeiter auf den Lohnlisten standen. In Raten vollzog sich bis 1981 ein Rückwärtstrend. Von da an zeichnete Petig für Inhalt und Gestaltung der Werkszeitung verantwortlich. Dem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1988 ging eine reduzierte Arbeitszeit ab 1986 voraus.
Als "ruheloser Ruheständler" durfte Wilhelm Petig viele Jahre dichten, schreiben, planen und singen. Am 23. September 2008 hat sich sein Lebenskreis geschlossen.
 

Wilhelm Vorwerk

Fabrikant, Standesvertreter und Vater des Barmer Verschönerungsvereins

(kgc). Der Name Vorwerk ist jedem Wuppertaler selbstverständlich und vielen Deutschen wahrscheinlich ein Begriff. Zwei große Unternehmen tragen diesen Familiennamen: (Electro-) Vorwerk und Co, die Firma mit dem Kobold-Staubsauger, und Vorwerk & Sohn (Certoplast).
Einst im nahen Schwelm, dem heute „Vörfken“ genannten Hof beheimatet, siedelten Familienangehörige ins Wuppertal über. Das Wupperfeld war die erste Station und später entstand im Bereich des Kleinen Werthes, Bach- und Kohlgartenstraße ein großes Vorwerk-Imperium. Electro-Vorwerk siedelte zum Mühlenweg um und die Textilfabrikation von Vorwerk & Sohn wurde zunächst teilweise in ein neues Werk auf dem Lichtenplatz verlegt. Später kehrten die Textilmaschinen noch einmal zurück und schufen Platz für die Gummiherstellung.
Der Name Vorwerk ist dank eines Familiensprosses (Adolf) mit vielen Ereignissen im Süden der Stadt untrennbar verbunden: Barmer Bergbahn, Luftkurhaus, Turmbahn, Besiedlung der Südhöhen. Sein Sohn Wilhelm setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) für die Erhaltung der Parklandschaft ein.

Wilhelm Vorwerk wurde am 13. Januar 1889 als zweiter von drei Söhnen Adolf Vorwerks geboren. Nach einer gründlichen Ausbildung trat er in die 1827 gegründete Firma Vorwerk & Sohn ein und widmete sich besonders dem vor der Wende zum 20. Jahrhundert errichteten Gummiwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb Wilhelm Vorwerk gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder und den Mitarbeitern den Wiederaufbau voran, auch in Fulda, wo Deutschlands modernste Reifenfabrik entstand, die später an Goodyear verkauft wurde. Weltweite Bedeutung erlangte auch das Wuppertaler Unternehmen zurück. Den forstschrittlichen Gedanken Vorwerks folgend, wurde das in der Barmer City gelegene Textilwerk nach Schwelm verlegt.

Trotz seiner vielfältigen betrieblichen Bindungen engagierte sich Wilhelm Vorwerk in Unternehmerorganisationen und zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches betrieb er die Wiedervereinigung von Arbeitsgeberverbänden als Gesprächspartner für die Gewerkschaften, zunächst gegen den Widerstand der damaligen Besatzungsmacht. Triebfeder war die Überzeugung von einer notwendigen, verantwortungsbewußten Zusammenarbeit zwischen den Tarifvertragsparteien. Ein Ergebnis waren die „Hattenheimer Gespräche“, die wertvolle Anregungen für die bundesdeutsche Sozialpolitik gaben. Mitglied der Industrie- und Handelskammer war Vorwerk bereits 1929 geworden, seit 1933 deren Vizepräsident. Das 1942 abgebrochene Engagement setzte er 1945 als Vorsitzender fort und verwirklichte die Neuorganisation auf Landes- und Bundesebene. Die hohe Wertschätzung Vorwerks drückte sich unter anderem 1956 in der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages aus.
Für seine Vaterstadt engagierte er sich im besonderen Maße als Vorsitzender des Barmer Verschönerungsvereins. Er setzte ab 1945 Mitarbeiter ein, die die im Krieg zerstörten Barmer Anlagen rekultivierten, auf seine Lohnliste. Er stellte Geräte zur Verfügung, kaufte das inzwischen veräußerte Haus Dahl und managte die Neugestaltung und Pflege dieser zweitgrößten privaten Parkanlage Deutschlands. Anläßlich der letzten Fahrt der Barmer Bergbahn, von seinem Vater Adolf 65 Jahre zuvor initiiert, hielt Wilhelm am 4. Juli 1959 neben dem Bergbahnhof eine flammende, aber erfolglose Rede gegen die Stillegung.
Mit Wilhelm Vorwerk starb am 4. November 1967 ein Mann mit Verantwortungsbewußtsein, Blick für das Praktische, Aufgeschlossenheit für neue Ideen und liebevoller Hingabe zur Natur. Am Höhenweg des Barmer Waldes ist 1971 für ihn eine schlichte Gedenkstätte errichtet worden.
Als Wilhelm Vorwerk, blieb die Erinnerung an einen Mann mit Verantwortungsbewußtsein, Temperament, unbestechlichem Blick für das Praktische, Aufgeschlossenheit für neue Ideen und liebevoller Hingabe zur Natur.

Literaturhinweis:
Jubiläumsschrift „100 Jahre Vorwerk & Sohn“ (1827-1927).
Wilhelm Vorwerk, Porträt in „Wuppertaler Biographien, 11. Folge“, Born-Verlag.

Wilhelm Werle´

Ein Leben für Licht und frische Luft

(kgc). Ein Stück Barmer Stadtgeschichte hat Wilhelm Werle` mitgestaltet. Seinen Verdiensten gemäß wurde ihm in Heckinghausen eine Straße gewidmet und der Barmer Verschönerungsverein stiftete ein Denkmal in den Anlagen.
Wilhelm Werle` wurde am 26. September 1804 in Wetzlar geboren. 1846 gründete er in seiner zweiten Heimat die „Barmer Gaserleuchtungsgesellschaft“ und leitete sie auch nach Besitzübernahme durch die Stadt Barmen. In der „Deputation der Aktionäre der Bergisch-Märkischen Eisenbahn“ übte er den Vorsitz aus. Politische Aktivitäten entfaltete er als Mitglied der Barmer Stadtverordnetenversammlung (1846-75), Beigeordneter (1840-46), Deputierter des Frankfurter Vorparlamentes (ab 1848) und liberales Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus (1856-62). Humanitäre Hilfe leistete er in der Armenverwaltung und im Vorstand der „Anstalt für verlassene Kinder“, die ihr Domizil auf dem Grundstück des heutigen Altenheimes an der Oberen Lichtenplatzer Straße hatte. Der Barmer Verschönerungsverein erinnert sich gerne an seinen ersten Vorsitzenden. Wilhelm Werle` gründete am 8. Dezember 1864 gemeinsam mit zwölf Barmer Fabrikanten und Kaufleuten eine der ersten Bürgerinitiativen „pro Natur“. Erst der Tod stoppte 1880 seinen Tatendrang für die Schaffung der Grünflächen und des Waldes im Barmer Süden – just zu einer Zeit der Frühindustrialisierung, als Fabriken und Wohnhäuser freie, grüne Flächen immer mehr aus der Stadt verdrängten und es für die Menschen kaum Erholungsraum gab. In seiner Amtszeit wurden die unteren Anlagen von Wiesen, Gestrüpp und Felsen in eine Parklandschaft umgewandelt und dem BVV 1873 die Rechte einer juristischen Person (mangels Vereinsregister) verliehen. Oberhalb des ehemaligen Schwanenteiches fand ein Denkmal zu Ehren Werle`s seinen Standort, das am 21. August 1881 enthüllt wurde. Es war bereits zu Lebzeiten Werle`s geplant worden. Die überlebensgroße Marmorbüste steht auf einem zwei Meter hohen Sockel, geschaffen von dem Berliner Bernhard Afinger. Das als Einfassung gedachte kunstvolle Eisengitter ging im Zweiten Weltkrieg verloren.

Wolfgang Diepenthal

(adb/kgc). Wolfgang Diepenthal ist gebürtiger und überzeugter Barmer! Nach studienbedingtem Exil kehrte er schnell in die Heimat zurück und ließ in seinem Lehramt im Carl-Duisberg-Gymnasium keine Gelegenheit aus, die Heimat in ein echtes, ungeschminktes Licht zu rücken. Das Schülerkabarett „Die Unerbittlichen“ legt davon beredtes Zeugnis ab, vor allem 2008 im Jubiläumsprogramm „Kennze Barmen, kennze die Welt, aber kennze Barmen?“ zum 200-jährigen Stadtgeburtstag.
Wolfgang Diepenthal studierte nach dem Abitur 1964 am Aufbaugymnasium Sedanstraße in Köln und Freiburg, wo er 1973 in osteuropäischer Geschichte mit einer Dissertation über die Entstehung der „Volksdemokratien“ in Osteuropa promoviert wurde. 1972 kehrte er heim ins Tal, als Referendar des Seminars Elberfeld, wo er auch einige Jahre wohnte, bis es ihn 1980 in die Taubenstraße auf den Sedansberg zurück zog, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte und wo er von 1951 bis 1955 die Volksschule Sedanstraße besuchte. Er trat seinen Dienst als Lehrer 1974 am Carl-Duisberg-Gymnasium an. 33 Jahre blieb er diesem Institut treu.
Diese bemerkenswerte Treue war vielleicht auch deswegen möglich, weil Dr. Diepenthal früh ein Blick über den Tellerrand hinaus gelang. Schon 1976 wurde er Fachleiter für Deutsch am ehemaligen Barmer Studienseminar, wo er 1980 zum Studiendirektor ernannt wurde. Bemerkenswert und ungewöhnlich zur damaligen Zeit nennen Fachleute die Art und Weise seiner sehr unkonventionell lockeren Ansprache der Referendare. Er zeigte ihnen seine Schule und Unterricht, der erstaunlich nah an den Schülern war, was 1980 keineswegs selbstverständlich war. Es war die Zeit, als viele von der 68er-Zeit geprägte Schüler als Lehrer in die Schule drängten. Und viele von ihnen, die der Schule aus ihrer eigenen Erfahrung eher kritisch gegenüberstanden, fassten aufgrund des Eindrucks von Diepenthals Unterricht Mut. Wenn Unterricht am Gymnasium so möglich war, dann konnte man sich das wohl auch vorstellen!
Neben der Seminararbeit und über schulische Grenzen hinaus war er ab 1987 Mitglied des Hauptpersonalrates in Düsseldorf als Mitbegründer einer Wahlliste namens VLG-Die ALTERNATIVE, deren Vorsitz er 1991 übernahm und die hinter den Kulissen mit unkonventionellen, aber stets konstruktiven Vorstößen einen unabhängigen Weg zwischen den großen Berufsverbänden am Gymnasium, GEW und Philologenverband, ging. Die nordrhein-westfälischen Seminarausbilder beriefen ihn 1987 als Beisitzer in den Vorstand. So war Diepenthal immer nahe an den politischen Weichenstellungen für Schulen in Nordrhein-Westfalen. An diesem Wissen und dieser Verantwortung, die Wolfgang Diepenthal 20 Jahre getragen hat, hat er sein CDG immer in großzügiger Weise teilhaben lassen.
Dr. Diepenthals Engagement und Unabhängigkeit in schulischen Dingen spiegelte sich gewissermaßen symbolisch in freier Platzwahl bei Konferenzen und im Lehrerzimmer wider. Als Lehrerratsvorsitzender hatte er immer das Wohl aller im Blick und war so im Prinzip mit allen Kolleginnen und Kollegen in Verbindung. Seine 29-jährige Mitgliedschaft im Lehrerrat ließen ihn zur Seele des Kollegiums werden. Diese Einmaligkeit lobte zur Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 2007 Schulleiterin Antonia Dicken-Begrich. Zu einer angemessenen Würdigung der Verdienste sah sie sich nach eigenen Worten außerstande. Einzigartig die vielfältigen Aktivitäten bei Lehrer- und Schulfesten, bei wichtigen, offiziellen Veranstaltungen in der Schule, in denen er als Integrationsfigur eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen vermochte. Von einem „besonderen Diepenthal-Style“ sprach Frau Dicken-Begrich und dankte für die warmherzige und persönlich absolut verlässliche Unterstützung und für den unglaublichen Ideenreichtum, mit dem „Mister CDG“ das kollegiale Leben geprägt hat. Dicken-Begrich: „Er war unglaublich großzügig und seine Kraft schien einfach keine Grenzen zu kennen.“ Die Kolleginnen und Kollegen, und auch die Schüler, dankten es ihm mit einem denkwürdigen Abschiedsfest, wobei einige junge Kollegen zu seiner Freude ganz im Sinne seiner Feierlaune und Umsicht bei der Vorbereitung von Festen handelten, als sie bei der Stadt offiziell die Genehmigung für die Übernachtung des Kollegiums vom 20. auf den 21. Juni (1. Ferientag) einholten, was dort mit einigem Stirnrunzeln und Nachfragen bei der Schulleitung quittiert wurde.
Für das Carl-Duisberg-Gymnasium hat Wolfgang Diepenthal seit 1974 die Schulzeitung „CDG-Mitteilungen“ redaktionell betreut, die zweimal im Jahr erscheint und zu den ältesten Publikationen dieser Art im Lande gehört. Er gehörte 1983 zu den Gründungsmitgliedern der „Krühbusch-Amseln“, eines satirisch angehauchten Lehrerchores, und war bis zuletzt einer der Texter und sein Moderator. Das Programm zu seinem Abschied bewies, dass die „Amseln“ in Zukunft auch ohne ihren guten Geist auskommen können.
Die Leidenschaft zum Kabarett konnte Wolfgang Diepenthal im CDG ausleben, nachdem er mit Schülerinnen und Schülern 1986 „Die Unerbittlichen“ gegründet hatte. Er kümmert sich um Themen, Dialoge, Ausstattung, Regie und Präsentation. Das Personalkarussell drehte sich zwar unter den Mädchen und Jungen, aber Kollegin Bärbel Hauptkorn („Er ist spitzzüngig, hyperaktiv.“) und Wolfgang Diepenthal „überstanden“ als Urgestein über zwei Jahrzehnte. Jedes Jahr wurde kurz vor den Sommerschulferien ein Programm (2007: 22. Programm) auf die Bühne des Fetenraumes im Schulzentrum Ost gestellt. Zuweilen mussten Schüler zwischen Abiturprüfungen und Proben (durchschnittlich 20 Stunden in fünf Tagen) hin und her wechseln. Aktuell, offen, hintergründig und voller messerscharfer Dialoge. Die durchschnittlich fünf Aufführungen waren immer gut besucht. Ein Best-of-Programm wurde 1997 sogar im Schwebebahnhof Werther Brücke aufgeführt. Markenzeichen: Bestes Kabarett zwischen Krühbusch und Wichlinghauser Straße!
Seine sportlichen Ambitionen drückt Wolfgang Diepenthal, einst Goalgetter der Lehrerfußballmannschaft, seit 1980 durch den Vorsitz im Sport-Verein des Carl-Duisberg-Gymnasiums aus. Der SV CDG ist vor allem als Handball-Talentschmiede bekannt geworden. Später war eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn Grün-Weiß notwendig. Die Heimstätte, die Sporthalle Wichlinghausen, befindet sich innerhalb des Schulzentrums am Krühbusch.
Die vielen Aktivitäten ließen kaum Zeit für die Pflege ausgeprägter Hobbies, einmal abgesehen von der geliebten Zeitungs- und Buchlektüre, denn auch Frau und drei Kinder verlangten ihr Recht. Ein neues Betätigungsfeld eröffnete sich in den letzten Jahren mit der zeitweiligen Betreuung von drei Enkelkindern, wobei der mehrfache Einsatz als „alleinerziehender Großvater“ nur ein Intermezzo des letzten Jahres geblieben ist, nachdem Diepenthals Frau nunmehr auch den verdienten Ruhestand erreicht hat.
Dass dies alles nur mit regelmäßigem Fitnesstraining zu schaffen war (Jogging, Fußball, Volleyball, Fahrradfahren) liegt auf der Hand, verhinderte aber auch nicht eine vor Jahren notwendig werdende Bypass-Operation. Man darf gespannt sein, welche Aktivitäten der Ruheständler in der nächsten Zeit entwickelt, aber dem Kabarett und dem SV CDG bleibt er erst einmal treu.

17.03.2008

Wolfgang Fehl

(kgc). In den Kirchen gibt es viele Christen, die sich mehr oder weniger aktiv am Gemeindeleben beteiligen. Das war nie die Sache von Wolfgang Fehl. Seit Jahrzehnten singt er in der Kantorei Barmen-Gemarke und er war Presbyter, als 1984 die lutherischen und reformierten Protestanten in Oberbarmen fusionierten. Die Vereinigte Kirchengemeinde Wupperfeld hatte eine Kirche zu viel. Deren Alte Kirche blieb Gemeindekirche und Predigtstätte. Die benachbarte, jüngere Immanuelskirche stand zur Disposition. Die über Wuppertals Grenzen hinaus bekannte Kantorei Barmen-Gemarke drohte ihre Heimat zu verlieren. Wolfgang Fehl übernahm die Initiative und gründete 1983 mit Gleichgesinnten einen Trägerverein, um Immanuelskirche und Obendiekhaus vor dem Abriss zu bewahren und sie zum Kulturensemble zu entwickeln. Es war das erste Unternehmen dieser Art in Deutschland, lange bevor die Kirchen öfter solche Wege gehen mussten. Über zwei Jahrzehnte freuten sich Wuppertals Oberbürgermeister, gegenwärtig Peter Jung, der Wolfgang Fehl zu „Mister Immanuelskirche“ ernannte: „Die wunderbare Immanuelskirche wurde als Ort der Kultur langfristig gesichert, dient für Gottesdienste, Ausstellungen, Vorträge, Kirchen- und andere Musik. Jedes Requiem ist ein Genuss!“

Als Wolfgang Fehl das ehrenamtlich getragene Unternehmen Immanuelskirche startete, sollte der Sakralbau durch Vermietungen am Leben erhalten werden, dienten die Einnahmen zur Deckung der laufenden Kosten. Ein kaufmännisches Geschenk vor kulturellem Hintergrund. Der 1937 Geborene ahnte nicht, dass er ein – auf die äußere Fassade bezogen – marodes Bauwerk übernommen hatte. Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts spitzten sich die baulichen und finanziellen Probleme so zu, dass die ehrgeizigen Sanierungspläne zu scheitern drohten. Ein Baustopp mit Nachdenkzeit war die Folge. Oft entmutigt, blieb Fehl eine Festung in der Brandung. Der Bankkaufmann nutzte alle Möglichkeiten und seine Fachkenntnisse, um Geld aus verschiedenen Quellen zu beschaffen und steuerte Architekten, Statiker, Bauleute aller Art. Der „Mann für alle Fälle“ avancierte zum Fachmann für tausend Details. Seine Hartnäckigkeit und Freundlichkeit ließen manch scheinbare Mauer einstürzen. Immer um das Wohl von Chor und Kirche besorgt, ist Wolfgang Fehl jetzt auf dem besten Wege, dass zu Ende zu bringen, was er damals angefangen hat. Immerhin ist die Sanierung der Fassaden mit Glockenturm und dessen Uhrwerk und mit Hilfe der „Regionale 2006“ die Modernisierung des Innenraums mit neuer Beleuchtung und dem neu gestalteten Foyer praktisch fertig, doch fehlt zum guten Ende immer noch Geld.
Die nach langen stummen Jahren wieder erklingenden Glocken sind unüberhörbarer Dank an den Mann, der, tatkräftig von seiner Frau Trudi unterstützt, ein Beispiel für ehrenamtliches Engagement der besonderen Art liefert. Er hat nie gefragt, was andere für ihn persönlich tun können, sondern was diese Menschen für „seine“ Kirche leisten können. Und dafür, dass die so erhaltene Immanuelskirche als „Barmer Stadthalle“ in Kulturkreisen seit langem überregional einen herausragenden Ruf genießt, empfing Wolfgang Fehl mehrmals besondere Auszeichnungen, zusammen mit seiner Frau 1988 den „Wuppertaler“, 1996 aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, 2005 den „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes Rheinland und aktuell 2010 den Michael-Metschies-Preis, dessen Verleihung am 21. November in der Immanuelskirche erfolgt.
Besondere Freude für Wolfgang Fehl: mit „seiner“ Kantorei Barmen-Gemarke, die regelmäßige Kantate-Gottesdienste ausrichtet, singt er noch immer hochwertige Werke. Chorleiter Wolfgang Kläsener will auch auf diese Stimme nicht verzichten.