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Hans Joachim de Bruyn-Ouboter

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Realismus

(kgc). Hans Joachim de Bruyn-Ouboter wurde 1947 in Wuppertal-Barmen geboren. Der Hobby-Historiker verdient seinen Lebensunterhalt als Lehrer (Oberstudienrat) am städtischen Gymnasium Sedanstraße. Er ist Ingeborg verheiratet und Vater der Tochter Laura, wohnt an der Heinrich-Janssen-Straße in der Barmer Südstadt.
Barmen ist mehr als nur die Gemarke
Hans Joachim de Bruyn-Ouboter ist bereits in frühen Lebensjahren ehrenamtlich für seine Heimatstadt tätig geworden und hat sich mit der Herausgabe eines Buches über die Barmer Südstadt, deren Bürgerinteressen der Heidter Bürgerverein seit 1904 vertritt, verdient gemacht. Darüber hinaus hat sich de Bruyn zum besten Kenner der Barmer Stadtgeschichte entwickelt, zahlreiche Führungen zu entsprechenden Themen durchgeführt und 1994 die Chronik für das 415 Jahre alte Barmer Gymnasium an der Sedanstraße verfasst, die bisher am umfassendsten diese Stadtgeschichte (2008: 200 Jahre Stadt Barmen) dokumentiert. Mitgewirkt hat er an der Veröffentlichung der „Oberbarmer Gemeindegeschichte“, die 2002 von Fritz Mehnert herausgegeben wurde. Das jüngste Werk aus seiner Feder hieß „Wuppertal – die bergische Metropole“. Hansjörg Finkentey, Vorsitzender des Heidter Bürgervereins: „Es zeichnet ihn aus, historische (Er-) Kenntnisse bildhaft darzustellen und sie in einen Kontext zur Gegenwart zu stellen. Dem Gestern verbunden – das Heute gestalten! Maßgeblich hat Herr de Bruyn-Ouboter die Fragen und Anregungen der Bürgerinitiative zur Unterschutzstellung der Wuppertaler Schwebebahn im BGV thematisiert und sich für den Erhalt historischer Bauteile besonders bemüht.“
Bergischer Geschichtsverein
De Bruyn-Ouboter ist seit 1993 stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Wuppertal des Bergischen Geschichtsverein und Leiter des BGV-Hauptvereinsreferats für Denkmal- und Stadtbildpflege. Im Interesse des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Wuppertal, ist Hans Joachim de Bruyn-Ouboter seit 1995 als sachkundiger Bürger beratend im Wuppertaler Ausschuss für Denkmalpflege, jetzt Ausschuss für Stadtentwicklung usw., tätig und vertritt die Interesse der historischen Belange dieser Stadt. Für den Geschichtsverein hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter 1993 die 17. Folge der „Wuppertaler Biographien“ herausgegeben.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Für den Rheinischen Verein hat sich Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als 2. Vorsitzender besonders zu lokalen Bezügen geäußert, z.B. zum historischen Teil der Friedrich-Ebert-Straße und der Familie Bayer, zur Cleff’schen Kornmühle, zum Erhalt von Wupperbrücken und zur Schwebebahn.
Ein Ergebnis seiner unermüdlichen Bemühungen war 1997 die nach heftigen Protesten erfolgte unter Denkmalschutz gestellte Schwebebahn. Über zehn Jahre später waren die zu erhaltenden bzw. zu rekonstruierenden Bahnhöfe Werther Brücke, Völklinger Straße, Landgericht und Wagenhalle Oberbarmen noch immer nicht dauerhaft gesichert. Kaum eine andere Person kennt das Innenleben von Stadt und Politik besser als Hans Joachim de Bruyn-Ouboter.
Bergischer Ring
Den „Bergischen Ring“, zu dessen Zielen neben der Vernetzung verkehrshistorischer und kulturgeschichtlicher Museen auch ein Nahverkehrmuseum gehört, hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter 2000 mit anderen Gleichgesinden aus der Taufe gehoben und sich in die Vorstandspflicht nehmen lassen. Stellvertretender Vorsitzender war er von 2001 bis 2004, anschließend 1. Vorsitzender. Er koordiniert, moderiert und betreibt Marketing und Medienarbeit.
Förderverein Historische Schwebebahn
Mit Blick auf den Förderverein Historische Schwebebahn erinnert sich Mitinitiator Professor Hans Fried Schierk: „1998 hat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter die Initiative für die Errichtung eines Schwebebahnmuseums ergriffen und in unendlicher Kleinarbeit durch persönliches Engagement verschieden orientierte Vereine der Region im „Bergischen Ring“ zusammen gefasst. Eine der in jener Zeit aus dem Netzwerk hervor gegangenen Organisationen war der Förderverein Historische Schwebebahn. Für diese Vereinsentwicklung wäre eine Mitwirkung von Herrn de Bruyn-Ouboter im Vorstand wünschenswert gewesen, doch war es ob seiner Zeitkapazitäten nur möglich, ihn für den Beirat zu gewinnen. So konnte er sein persönliches Interesse für die historische Schwebebahn ausdrücken und Wissen einbringen.“
Printmedien
Von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter sind zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden zur Wuppertaler Stadtgeschichte, zur Denkmalpflege und zur Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte erschienen. Als Herausgeber zeigte er für diese wichtigen Bücher verantwortlich: „die Barmer Südstadt“, „Wuppertal – die Bergische Metropole“, und die Geschichte des Gymnasiums Sedanstraße.
Ehrungen
Am 4. September 2008 erhielt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter aus Händen von Horst Pankatz, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, und in Anwesenheit von Oberbürgermeister Peter Jung, den vom Landschaftsverband verliehenen „Rheinlandtaler“. Die Stadt Wuppertal würdigte seine Verdienste mit dem „Wuppertaler 2008“.


04.09.2008, Pressedienst des Landschaftsverbandes Rheinland zur Verleihung des Rheinlandtalers an Hans Joachim de Bruyn-Ouboter im Rathaus der Stadt Wuppertal

Horst Pankatz, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Landschaftsverbandes Rheinland möchte ich Sie ganz herzlich zu dieser Feierstunde begrüßen. Ich freue mich, dass uns ein so schöner Anlass zusammen führt, nämlich die Verleihung des Rheinlandtalers an eine Person, die sich in besonderem Maße um die rheinische Geschichte und Kultur – insbesondere in Wuppertal – verdient gemacht hat. Die Rede ist von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter.

Mit dem Rheinlandtaler zeichnet der Landschaftsverband Rheinland seit 1976 ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege, Volkskunde, Landes- und Sprachgeschichte aus, um nur einige Beispiele anzuführen. Die Träger des Rheinlandtalers haben sich um die Auszeichnung verdient gemacht, durch hervorragende Leistungen, die auch überörtlich Beachtung fanden, beziehungsweise finden. Ich freue mich, dass sich der Kreise der Trägerinnen und Träger heute um Herrn de Bruyn-Ouboter erweitert.

Unsere heutige Hauptperson ist bekennender Wuppertaler! 1947 in Wuppertal geboren und aufgewachsen, hat er sich schon als Schüler für die regionale Kultur interessiert und begeistert. Dies hat sich dann auch in der Wahl seiner Studienfächer niedergeschlagen. Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Kölner Universität waren die von ihm mit Enthusiasmus betriebenen Fächer. Die Arbeitswelt betrat Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte und ist heute Oberstudienrat am Gymnasium Sedanstraße in Wuppertal-Barmen.

Dass für ihn sein Beruf Berufung ist, zeigt sein überwältigendes ehrenamtliches Engagement. Sein Interesse an Geschichte endet bei Weitem nicht an der Klassentür. Dabei sind seine Interessen weit gestreut, sei es die Wuppertaler Stadtgeschichte, die Denkmal- und Stadtbildpflege oder die Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte.

Seit 1989 engagiert sich Hans Joachim de Bruyn-Ouboter in der Abteilung Wuppertal des Bergischen Geschichtsvereins, zunächst als Mitglied des Beirates, seit 1993 als Stellvertretender Vorsitzender und Leiter des Referats für Denkmal- und Stadtbildpflege. Seit 1994 stellt er sein Wissen zusätzlich dem Gesamtverein zur Verfügung und leitet dort nicht nur das gleich lautende Referat, sondern ist zugleich auch Mitglied im Beirat des Gesamtvorstandes.

Als wäre das noch nicht genug, ist er seit 1999 auch Beiratsmitglied des Ortsverbandes Wuppertal des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und zeichnet für zahlreiche Stellungnahmen verantwortlich.

Sein besonderes Interesse und herausragendes Engagement gilt dem „Bergischen Ring e.V.“. Im Jahr 2000 haben sich zwölf verkehrs- und industriehistorische Vereine aus dem Bergischen Städtedreieck Remscheid, Solingen und Wuppertal, sowie aus Erkrath-Hochdahl (Lokschuppenmuseum) und Radevormwald-Dahlerau (Textilstadt Wülfing) zum „Bergischen Ring“ zusammen geschlossen. Sie alle besitzen einerseits industriehistorisch wichtige und schöne Gebäude und Verkehrsanlagen, andererseits historische Fahrzeuge. Zweck des Vereins ist die Förderung, Pflege und Erhaltung von Kulturwerten der Heimatkunde, der Jugend- und Volksbildung. Insbesondere sollen bedeutende Bahnstrecken, historische Bahn-Fahrzeuge und damit in Zusammenhang stehende Gebäude erhalten und betrieben werden. Das Interesse am gesamten Eisenbahnwesen und Eisenbahnbetrieb, dazu das Verständnis für dessen volkswirtschaftliche, infrastrukturelle und energiepolitische Bedeutung soll geweckt und gefördert werden. Durch den Betrieb der historischen Bahnstrecken mittels der historischen Fahrzeuge sollen diese erhalten bleiben und einem breiten, insbesondere jungen Publikum bekannt gemacht werden.

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter war von Anfang an dabei und ist einer der Gründungsväter des „Bergischen Rings“. Von 2001 bis 2004 war er Stellvertretender Vorsitzender, seit 2004 lenkt er die Geschicke des Vereins als erster Vorsitzender. Der „Bergische Ring“ ist ein Erfolgsprojekt der bekannten „Regionale 2006“. Wie hoch die Arbeit geschätzt wird, zeigen die bewilligten Fördermittel des Ministeriums für Bauen und Verkehr, z.B. für die Restaurierung historischer Busse und die Wiederinbetriebnahme der „Wupperschiene“. Das ist die über 16 Kilometer lange, wunderschöne Eisenbahnstrecke entlang der Wupper von Oberbarmen/Rauental über das altbergische Beyenburg und die „Textilstadt Wülfing“ bis zur Wuppertalsperre. Das wird eine attraktive Museumsbahn der Bergisch-Märkischen Region. Auf einmalige Weise verknüpft der „Bergische Ring“ Freizeit, Touristik und Gastronomie, lebendige Industriegeschichte und Museen, Landschaft und Kultur durch Eisenbahn und Straßenbahn, Omnibus und Oberleitungsbus.

Wer sich für Geschichte interessiert, sollte immer auch eine gute Spürnase für Quellen und Fundorte haben. So gesehen ist Hans Joachim de Bruyn-Ouboter auch ein echter Spürhund. Denn er fand die verloren geglaubten Teil des Wuppertaler Stadtmodells wieder. Diese waren während des Zweiten Weltkrieges angefertigt worden, um die Neuplanung Wuppertals, umgesetzt ab 1948, zu unterstützen. Dieses fast vollständige Modell kann heute im Historischen Zentrum an der Engelsstraße betrachtet werden.

Durch akribische Recherche gelang es ihm, die als verbrannt geglaubten Altakten des Archivs der ehemaligen Reformierten Kirchengemeinde Barmen-Gemarke – die wichtigsten frühneuzeitlichen Aktenbestände Barmen – wieder aufzuspüren. Damit ließ sich beweisen, dass das heutige Gymnasium Sedanstraße nicht erst 1823, sondern bereits 1579 als „Barmer Schule“ gegründet worden war. Welch eine Korrektur um fast 300 Jahre!

Wussten Sie, dass zwischen Unter- und Oberbarmen bis weit ins 16. Jahrhundert hinein die Rechtsgrenze zwischen der „Blutgerichtsbarkeit“ des bergischen Amtes Elberfeld und des märkischen Amtes Wetter und die kirchliche Grenze der Parochien (Kirchbezirke) Elberfeld und Schwelm verlief? Ich darf eine überzeugende Lösung verraten: Unterbarmen gehörte ursprünglich zur Fränkisch-Karolingischen Grafschaft Duisburg und zur Villikation (Hofesverband) Elberfeld. Oberbarmen war ursprünglich Teil einer westfälischen Grafschaft und der Villikation Schwelm.

Wenn man sich für Regionalgeschichte, Denkmalpflege und regionale Kultur interessiert, dann auch zwangsläufig für die Wechselwirkung mit der modernen Entwicklung, sei dies nun beispielsweise Kulturpolitik oder Stadtentwicklung. Die Leitlinien eines solchen bewussten Bürgersinns, wie ihn Hans Joachim de Bruyn-Ouboter in idealer Weise verkörpert, lassen sich mit dem Prinzip des „Erhaltens und Gestaltens“ gut umschreiben. So setzt sich de Bruyn-Ouboter schon seit mehr als zwei Jahrzehnten intensiv für die denkmalgerechte Rekonstruktion drei Schwebebahnstationen, ihrer Schwebebahn und der Wagenhalle Oberbarmen ein, sowie für die Einrichtung eines Schwebebahnmuseums der „Schwebebahnstadt Wuppertal“.

Jeder, der mit ähnlichen Projekten einmal befasst war, weiß um die Aufmerksamkeit dieser Verfahren. Doch Herr de Bruyn-Ouboter ist geprägt, von der Überzeugung, dass Denkmäler einen unverzichtbaren Beitrag zur Imagebildung und Identifikation der Bürger mit ihrer Region leisten können. Und zudem können Denkmäler in der Außenwirkung für „nachhaltige Strukturverbesserungen“ und ein neues, zukunftsfestes Städteprofil in der Bergischen Region sorgen.

Bei vielen Aktionen fällt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter gleichermaßen als Ideengeber, Initiator und Mitglied in wichtigen Regional-, Heimat- und Geschichtsvereinen auf. Viele seiner Aktivitäten sind durch Kooperationen und Allianzen entstanden, durch die fruchtbare Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Initiativen.

Zahlreiche Publikationen zur Wuppertaler Stadtgeschichte tragen die Handschrift von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter. So die Publikation „Wuppertal – die bergische Metropole“ und „Die Barmer Südstadt“. Für den Bereich der Denkmal- und Stadtbildpflege wird auf den Beitrag in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins „120 Jahre Denkmal- und Stadtbildpflege im Bergischen Geschichtsverein“ verwiesen. Aber auch der Wuppertaler Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsgeschichte hat sich der Rheinlandtaler-Empfänger gewidmet. Ein Beispiel ist der Aufsatz in den „Beiträgen zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals“ zur Wuppertaler Stadtplanung in der Zeit zwischen Gustav Stresemann und Ludwig Erhard. Ungezählt sind die grundlegenden Ausführungen zur bereits erwähnten Wuppertaler Schwebebahn, die für de Bruyn der Inbegriff von Wuppertal, das Rückgrat der Stadt, ist.

Hans Joachim de Bruyn-Ouboter ist ein ausgemachter Lokalpatriot, der folglich zum Wohne seiner Heimatstadt auch als sachverständiger Bürger seit vielen Jahren in der Bezirksvertretung aktiv ist: seit 1993 in dem für Denkmalpflege zuständige Ausschuss, seit 2005 im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Stadtmarketing als gemeinsamer Vertreter des BGV und RVDL.

Zum Schluss seines Vortrages hat Horst Pankatz dem neuen Rheinlandtaler-Empfänger nicht nur Gesundheit und Erfolg gewünscht, sondern auch empfohlen: „Bitte bleiben Sie Ihrer Stadt Wuppertal, die Sie liebevoll als „Rheinisches Aschenputtel“ bezeichnen, treu!“ Den Rheinlandtaler empfindet der Landschaftsverband Rheinland mit Blick auf Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als Anerkennung und Motivation.

Oberbürgermeister Peter Jung
In seinem Grußwort lobte Oberbürgermeister Peter Jung im 1. Sitzungszimmer des Rathauses am Barmer Johannes-Rau-Platz neben dem herausragenden Einsatz und die erworbenen Verdienste um den Bergischen Ring und viele Denkmäler die liebenswürdige und sachliche Art von Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: „Bei ihm empfindet man Symphatie füreinander und ist für das ausgeprägte Bürgerengagement dankbar.“

Reaktion auf die Laudatio
Sich selbst bezeichnet Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als „überzeugten Rheinländer“. Die Früchte seiner ehrenamtlichen Arbeit sind das Ergebnis eines Geflechtes von Personen und Beziehungen. „Mitmacher“ nutzen die Vorarbeiten und Studien vorangegangener Mitbürger, wie Michael Metschies, Gerd Helbeck und Martin Lücke, zur Fortsetzung von Themen und Vorgängen. „Dazu ist ein langer Atem notwendig“, gesteht de Bruyn ein. Längst ist der PC sein Archiv. Parteipolitik macht er, ohne Mitglied einer Partei zu sein. In den Sachen seiner Aufgabengebiete und persönlichen Überzeugungen ist er parteiisch und kämpft mit Argumenten und Worten.
Das historische Erbe in Form überkommener und zu pflegender Denkmäler ist für de Bruyn-Ouboter ein Standortfaktor! Das Wuppertaler Stadtbild ist trotz namhafter Verluste noch immer einmalig. Würde aber beispielsweise keiner der alten Schwebebahnhöfe im historischen Stil neu gebaut, bliebe ein Alleinstellungsmerkmal auf der Strecke. „Um optische Glanzpunkte erkennen und bewahren zu können, brauchen wir Bilder in unseren Köpfen“, ist de Bruyn überzeugt. Heute würde niemand mehr das sanierte Köbo-Haus am Schwebebahnhof Döppersberg in Frage stellen und am Wall sind zwei historische Fassaden sorgfältig wiederhergestellt worden. In Wuppertal gibt es sogar „Bauhäuser“, wie sie von Walter Gropius in den 1920er Jahren konzipiert wurden.
„Wir können Einmaliges anbieten, aber Marketing ist unser Problem“, gesteht Hans Joachim de Bruyn-Ouboter im Blick auf den „Bergischen Ring“, dessen Vorsitzender er ist. Zu seinen Kopfbildern zählt die Inbetriebnahme der Wuppertalbahn („Wupperschiene“) von Oberbarmen nach Wilhelmstal, bis direkt an die Wuppertalsperre. Dort soll das Projekt der „Regionale 2006“ mit der kölnischen „Regionale 2010“ verbunden werden, weil Radevormwald als Stadt im Oberbergischen Kreis Regionale-Gebiet ist. Unter de Bruyns Führung haben die Bergischen Museumsbahnen, die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Wuppertaler Stadtwerke und die Solinger Obus-Freunde von Regionale-Förderungen profitiert. Dass die Oldtimerbusse der VhAG nicht mehr nach einem festen Fahrplan rollen, sondern sich auf Sonderfahrten konzentrieren, ist eine betriebswirtschaftliche Maßnahme und damit Teil des Marketingproblems. „Das Bergische Land braucht eine Imageförderung,“ ist de Bruyn-Ouboter sicher. Ein weiteres Bild ist aus der Gründungszeit des „Bergischen Rings“ in seinem Kopf geblieben: ein Schwebebahnmuseum in einem historischen Schwebebahnhof, in Kombination mit einem Besucherzentrum. Dafür ist der Zug (fast schon) abgefahren, wenn nicht eine der Stationen Werther Brücke, Völklinger Straße oder Landgericht sorgfältig abgebaut, gelagert und wieder aufgebaut wird. Alle anderen historischen Bahnhöfe stehen auf der Verlustliste. Wieder geht etwas Einmaliges verloren!


Text für die „Wuppertaler Rundschau“
Aus Bildern im Kopf entsteht ein einmaliges Stadtbild
Rheinlandtaler an Hans Joachim de Bruyn-Ouboter
(kgc). Der Landschaftsverband Rheinland würdigt seit 1976 die Verdienste rheinischer Bürger für ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege, Stadtbildpflege, Volkskunde, Landes- und Sprachgeschichte. Über 30 Wuppertaler wurden bisher ausgezeichnet. Zu den Besitzern gehört nun auch Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, der sich außerdem auf den „Wuppertaler 2008“ freuen darf. Von außerordentlichen Verdiensten und herausragendem Einsatz sprach auch Oberbürgermeister Peter Jung, der de Bruyn-Ouboter wegen seiner liebenswürdigen, sachlichen Art im harten Kampf um Projekte schätzt.
Allein das Jahrzehnte andauernde Engagement um Geschichtsforschung und Publikation, Bewahrung von Denkmälern und Stadtbildpflege, jeweils unter den Dächern des Bergischen Geschichtsvereins und des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, würden die Auszeichnung rechtfertigen. Doch der 1947 geborene, in Barmen wohnende Oberstudienrat und Lehrer am Gymnasium Sedanstraße hat längst den gestaltenden Part übernommen. Das Gründungsmitglied des „Bergischen Rings“ übernahm 2004 den Vorsitz und kümmert sich aktiv um Fördermittelaquisition, Fahrbetrieb und Vermarktung des Produktes, das von den Straßenbahnen der Bergischen Museumsbahnen über die Oldtimerbusse der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft bis zum Museumsbetrieb auf der „Wupperschiene“ reicht. Dabei verhehlt der Freizeithistoriker nicht das Marketingproblem von Stadt und Region, einmalige Produkte aktiv zu vermarkten. Mitunter sind von solchen Entscheidungen sogar Arbeitsplätze abhängig.
Wenn Hans Joachim de Bruyn-Ouboter als geborener und bekennender Wuppertaler und Rheinländer von Bildern in seinem Kopf spricht, dann meint er Visionen, die am Anfang stehen. Betroffen sind Baudenkmäler, die erhalten und saniert werden müssen, wie das Köbo-Haus am Döppersberg und Handelshäuser am Wall, die das einmalige Wuppertaler Stadtbild prägen. „Darauf darf unsere Stadt, weil sie im Wettbewerb zu anderen Städten steht, ebenso wenig verzichten, wie auf historische Teile der Schwebebahn“, ist de Bruyn überzeugt. Deshalb kämpft er seit Jahren mit großem Zeit- und Energieaufwand, auch als sachkundiger Bittsteller und Motivationskünstler bei den politischen Parteien, um den Erhalt des Erscheinungsbildes der Bahnhöfe Werther Brücke, Völklinger Straße und Landgericht. Dabei bleibt er pragmatisch, weil es ihm weniger um die Bausubstanz als um das Aussehen (Stadtbild) geht: „Wir können Einmaliges anbieten, deshalb dürfen wir es nicht ohne Not zerstören.“ Damit meint er ein weiteres Bild in seinem Kopf: ein Schwebebahnmuseum in einem historischen Bahnhof als Besucherzentrum. Eigentlich sollte so das Zentrum des „Bergischen Rings“ aussehen, doch (fast) alle Originalbauteile wurden bisher verschrottet. „Drei Chancen haben die Verantwortlichen noch, wollen sie sich nicht den Vorwürfen gegen ihre Vorgänger aussetzen, die die Barmer Bergbahn vor 49 Jahren stillgelegt haben“, konstatiert Hans Joachim de Bruyn-Ouboter und sucht im Rathaus weiter den sachlichen Dialog. Offener Dank für diesen Einsatz und Freizeitaufwand sind „Rheinlandtaler“ und „Wuppertaler“.
Noch in diesem Jahr erscheint, passend zum Jubiläum „200 Jahre Stadt Barmen“, ein Buch mit der Barmer Geschichte, das den früheren Band „Die Barmer Südstadt“, ergänzt.


Horst Pankatz (l.) überreichte Hans Joachim de Bruyn-Ouboter (M.) den „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes Rheinland und staunte selbst über die lange Verdienstliste. Mit dem Geehrten freuten sich Frau Ingeborg (2.v.r), Tochter Laura (2.v.l.) und Oberbürgermeister Peter Jung (r.), weil etwas Glanz auch auf die Stadt Wuppertal abgefallen ist.
Foto: Conrads