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Marianne Beckmann

(kgc). Ein Herz, das ganz und gar für Heckinghausen und das Wuppertal geschlagen hat, schlug am 6. November 1998 nicht mehr. Im Alter von 77 Jahren kam der Tod überraschend und doch so leise, wie ihn viele Menschen wünschen. Gerade von einer Krankheit genesen, entschlief Marianne Beck-mann in ihrem Haus Krautstraße 66.

Marianne Beckmann hatte sich noch gar nicht als alt empfunden. Gerd Kohler, damals Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen, erinnerte sich, als er der 1994 zum Ehrenmitglied ernannten Seniorin in mehreren Jahren Freikarten für Mitgliederfahrten überreichen wollte und Marianne Beck-mann ablehnte: „Ne, da sind nur alle Lütt, dat ist nix für mich.“ In dieser sicher nicht ganz richtig wie-dergegebenen Ausdrucksweise (Wie heißt sie in Platt richtig?) sollte trotzdem ihre Liebe zur Plattkal-lerei deutlich werden, die sie gemeinsam mit der verstorbenen Hannelore Fischer aus der Kleestraße und anderen Senioren gepflegt hatte.

Marianne Beckmann wurde am 2. August 1921 in Barmen geboren und ist ein Spross der Familie Rüggeberg. Kein Wunder also, dass ihre Sammelleidenschaft auch die Familienchronik der Barmer Linie der Schwelmer Sippe derer von Rüggeberg seit 1600 einschließt. Sie besuchte die Schulen Klee- und Meyerstraße. Unvergessen war Rektor Rössing, den sie als guten Pädagogen in Erinne-rung hatte. 57 Jahre nach der Entlassung fand ein Klassentreffen statt, zu dem Marianne die Vorar-beiten geleistet hat. Vater Emil Rüggeberg betrieb von 1929 bis 1938 in der Heckinghauser Straße 132 die Gaststätte „Zum leckeren Dröppken“. Damaliger Trinkspruch: „Kehre ein und lass dich nie-der, hat`s geschmeckt, dann komme wieder!“ Von 1939 bis 1967 war in der Krautstraße die Gast-stätte („Eher Restaurant als Pinte“) Eichholz/Rüggeberg gepachtet. Tante Meta war älteren Hecking-hausern noch ein Begriff. Ebenso Mariannes Schwestern Lotte Huth (Konditorei) und Lore Kamper-mann.

Am 1. April 1938 begann Marianne Beckmann eine Lehre in der Stadtverwaltung und sie lernte alle Ämter kennen, hatte mit der Baupolizei, dem Sozialamt, Garten- und Forstamt und schließlich dem Hauptamt zu tun, aus dem sie 1981 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Immer wieder trafen sich die ehemaligen Auszubildenden unter dem Namen „Neue Olympianer“ einmal im Jahr. Der Kreis wurde natürlich immer kleiner. „Mutter“ Marianne organisierte die Veranstaltungen mit der ihr eigenen Präzision. Der Zweite Weltkrieg bescherte ihr von 1942 bis 45 eine Dienstpflicht bei der Wehrmacht. Als Luftnachrichten- bzw. Flugmeldehelferin machte sie Station in Braunschweig, Duisburg, Holland und Pillau. Ihr Mann, der in Heckinghausen bekannte Malermeister Helmut Beckmann, starb 1981. Auf ihre Kinder Heiner (49) und Cornelia (41) war sie ebenso stolz, wie auf die Enkel.

Auf ihre Neigungen angesprochen, gestand Marianne Beckmann Vielseitigkeit ein, die vielleicht ein wenig auf Kosten von Spezialitäten ging: Zeichnen, Malen, Singen. Gemalt und gebastelt hat sie bis in die letzten Lebensjahre, doch über allem rangierte der Garten hinter dem Haus in der Krautstraße, den sie über 40 Jahren bewirtschaftet hat. Allein die Gartenzwerge deuteten auf Heimatliebe hin, die nahezu in allen Aktivitäten deutlich wurde. Heimat, das war ihr Stadtteil Heckinghausen und die ehe-maligen Rüggeberg`schen Bleicherwiesen auf dem Kikuth-Gelände in der Gosenburg. Mit großer Leidenschaft hat Marianne Beckmann alles über den Bezirk, ihre Familie und andere Sammelgebiete zusammen getragen. Ereignisse und Gespräche wurden aufgezeichnet und können so der Nachwelt nützlich sein. Präzision und ein ausgeprägtes Gedächtnis waren die positiven Eigenschaften der mo-bilen, geistig frischen Ruheständlerin. Auf die Freizeitkonkurrenz Fernsehen angesprochen, lüftete sie ihr kleines Geheimnis: „Westernfilme mit großen Prügeleien sehe ich für mein Leben gern.“ Dann fällt die Mütze Schlaf eben mal kleiner aus.

Marianne Beckmann stammte aus der Familie Rüggeberg, die viele Heckinghauser Bürger aus Be-richten in Heckinghauser Jahrbüchern des Bezirksvereins kennen. Ihr Elternhaus stand an der Kraut-straße 61, wo der Heimatdichter Gottfried Walter Dicke alias Waldemar von Wichelkus in der Kneipe von Meta Rüggeberg verkehrt hat. Auch deshalb hat sich Marianne Beckmann viele Jahre für ein Denkmal für den Heimatdichter eingesetzt und weilte voller Stolz bei der Einweihung des Denkstei-nes am Eingang zum Murmelbachtal.

Das Lokal, das später den Namen „Krautdöppen“ trug, war nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige Gaststätte in Heckinghausen mit einem Saal, in dem sich Vereine treffen konnten. „Bis Ende der 1950er Jahre spielte sich auch das Vereinsleben des Bezirksvereins durch seinen Vorgänger, die Arbeitsgemeinschaft Handel-Handwerk-Gewerbe (AGH), dort ab“, erzählte Wolfgang Meyer, bester Kenner der Geschichte Heckinghausens.

Marianne Beckmann war das erste Ehrenmitglied des Bezirksvereins Heckinghausen. Die Ehrung wurde ihr zuteil, weil sie sich nicht nur für die Erinnerung an den Gastronomen Gottfried Walter Dicke (Heimatdichter „Waldemar van Wichelkus“) eingesetzt hat, sondern maßgeblich das Vereinsarchiv aufgebaut hat. Rund 20 Jahre hatte sie Fotos und Postkarten gesammelt und schließlich eine ganze Reihe an Ordnern in die Geschäftsstelle an der Werle´straße 36 getragen. Frau Beckmann arbeitete jede Lokalzeitung nach bezirklichen Themen durch und sicherte interessante Zeitungsausschnitte. Gerd Kohler damals: „Der Bezirksverein und der Stadtteil Heckinghausen verlieren eine geachtete Persönlichkeit, die sich um den Bürgerverein und die Heckinghauser Geschichte verdient gemacht hat. Sie wird uns in dankbarer Erinnerung bleiben.“ Die Beisetzung von Marianne Beckmann fand am 12. November 1998 auf dem Friedhof Norrenberg statt.