Home » 2010 » Februar » 10 (Seite 2)

Archiv für den Tag: 10. Februar 2010

Heinrich Schmeissing

Als Mitbegünder der Wuppertaler CDU wurde Heinrich Schmeissing (1905-1979) 1946 in den ersten frei gewählten Rat der Stadt berufen, dem er bis 1958 angehörte – von 1951 bis 1956 als Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. Als Stadtkämmerer (1958 – 1967) und Stadtdirektor war Heinrich Schmeissing bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst 1970 in verantwortlichen Ämtern tätig.
Von seinen zahlreichen weiteren Ämtern seien erwähnt: Aufsichtsratsvorsitzender der Wuppertaler Stadtwerke (1951-1956), Aufsichtsratsvorsitzender der Bergischen Elektrizitätsversorgung sowie in verschiedenen Gremien der Stadtsparkasse, Mitglied des Kreissynodalvorstandes des Kirchenkreises Barmen und Initiator zur Gründung des Wuppertaler Sportvereins.
In den entscheidenden Jahren des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg hat Heinrich Schmeissing die Entwicklung der Stadt maßgeblich mitgestaltet. Er war Träger des Ehrenrings der Stadt Wuppertal. Immer hat Heinrich Schmeissing sich in und für Langerfeld engagiert, so auch 1928 als Mitbegründer des Bürgervereins.
Nach Heinrich Schmeissing wurde 1990 im Bezirk Schmitteborn in Langerfeld eine Straße benannt.

Heinz Hötter

Aus dem Jazz-Buch „Sounds like whoopataal – Wuppertal in der Welt des Jazz“, von Rainer Widmann:

Heinz Hötter wurde am 5. September 1923 in Barmen geboren und ist 2003 in Essen gestorben. Er studierte Kompositionslehre an der Musikhochschule Köln. 1945 kam er zum Rundfunk, arrangierte und komponierte für das Kleine Unterhaltungsorchester des NWDR in Köln, bei dem er zeitweise auch als Dirigent beschäftigt war. Harald Banter engagierte ihn ab 1952 als Pianisten und Arrangeur für  seine „Media-Band“. Für diese kleine Bigband-Besetzung, zu der ausgefallene Instrumente wie Horn und Fagott gehörten, schrieb er Arrangements und Kompositionen und war an vielen Rundfunkaufnahmen beteiligt. Bei Konzerten mit Jazz-Solisten wie Hans Koller, Albert Mangelsdorff und dem Barmer Wolfgang Sauer wirkte er mit. Als Komponist brachte Heinz Hötter Klavierstücke und Symphonische Werke für Chor und Orchester, wie auch Werke für Jazz- und Sinfonie-Orchester, heraus. Er komponierte die Oper „Odysseus“ und die Vorspannmusik zum WDR-Mittagsmagazin. Außerdem war er als Dozent an der Musischen Bildungsstätte Remscheid und an der Universität Münster tätig.

Heinz Kluncker

Der frühere Vorsitzende der Gewerkschaft „Öffentliche Transporte und Verkehr“ (ÖTV), Heinz Kluncker, hatte seine Wurzeln in Unterbarmen und ist als einer der bekanntesten Gewerkschafter in die Geschichte der deutschen Arbeiterschaft eingegangen.

Heinz Kluncker wurde am 20. Februar 1925 in Barmen als Sohn eines Schlossers und Drehers geboren. Wohnhaft war die Familie in der Haspeler Schulstraße. Er wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Milieu auf und besuchte in der Zeit von 1931 bis 1939 in Unterbarmen die Volksschule.

Von 1939 bis 1942 absolvierte er eine kaufmännische Lehre in der arisierten Wuppertaler Textilgroßhandlung Jäger-Grote & Co. Zu dieser Zeit sympathisierte er mit den Nationalsozialisten. Nach kurzer Tätigkeit als Expedient wurde Heinz Kluncker zum Arbeitsdienst verpflichtet. Im Juli 1943 wurde er entlassen und einen Tag, nachdem er seine Tätigkeit bei den Wuppertaler Stadtwerken aufgenommen hatte, zum Wehrdienst eingezogen.

Heinz Kluncker desertierte im Juni 1944 in Frankreich. Hintergrund dieser Entscheidung waren seine Erfahrungen, die er im Rahmen seines militärischen Einsatzes gemacht hatte und ihn in Bezug auf seine jugendlichen politischen Überzeugungen gänzlich desillusionierten. Er wurde als Kriegsgefangener nach den USA verschifft und erst 1946 wieder nach Europa verbracht. Für ihn selber waren diese Jahre prägend geblieben.

Im Sommer 1946 kehrte er nach Wuppertal zurück und nahm eine Tätigkeit bei der neu gegründeten Polizei auf. Diese legte er bereits im Dezember 1948 nieder, weil er, gerade der sozialdemokratischen Partei beigetreten, das Angebot erhielt, als Parteisekretär der SPD verantwortlich die Jugendarbeit zu entwickeln. Robert Daum, Alfred Dobbert u. a. zählten zu den Förderern von Heinz Kluncker, der sich rasch in der Wuppertaler SPD einen Namen machen konnte. Er beendete diese Tätigkeit Ende 1949, um das Wuppertal zu verlassen und ein Studium an der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg aufzunehmen. 1952 begann er seine berufliche Laufbahn bei der Gewerkschaft ÖTV, als Volontär in der Tarifabteilung der Hauptverwaltung, in Stuttgart. 1964 wurde Heinz Kluncker mit 39 Jahren zum jüngsten Vorsitzenden einer DGB-Gewerkschaft gewählt. Bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt 1982 erfolgte seine Wiederwahl unangefochten. In der Zeit seiner Arbeit als Vorsitzender fand die Angleichung der Löhne und Gehälter des öffentlichen Dienstes an die Privatwirtschaft statt. Heinz Kluncker wurde zum Synonym der erfolgreichen deutschen Gewerkschaftsbewegung der 1960er und 1970er Jahre. Dabei war er geschätzter Gesprächspartner und Ratgeber von Politikern aller Parteien. Er war dabei einer der ersten deutschen Gewerkschafter, die sich in der Nachkriegszeit erneut international engagierten und Akzeptanz fanden. So wurde er 1973 zum Präsidenten der Internationale der öffentlichen Dienste gewählt. 1977 und 1981 wurde er in dieser Funktion bestätigt und 1985 zu deren Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt.

Heinz Kluncker hat nach seiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche ehrenamtliche Funktionen inne gehabt. Besonders lag ihm in der Zeit, als er gesundheitlich noch in der Lage war, der Wiederaufbau gewerkschaftlicher Strukturen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina am Herzen. Dabei koppelte er dieses politische Engagement, welches er auf Wunsch des europäischen Gewerkschaftsbundes ausübte, mit humanitären Hilfsaktionen. Dabei setzte er sich besonders für ein Kinderkrankenhaus in Tuzia ein und überbrachte 1996 persönlich die vom gesammelten Geld erworbenen Geräte. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang, wie er durch zahlreiche Gewerkschaftsveranstaltungen bundesweit reiste und für „sein“ Projekt geworben hat. Aber dies war typisch für ihn. Er hatte immer die reale Lebenssituation von Menschen vor Augen.

Sein Anliegen war dabei zutiefst von seiner Jugenderfahrung geprägt. Heinz Kluncker war überzeugter Humanist und Demokrat und dem Primat der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Er war einer der Wuppertaler, die aus seinen Erfahrungen in der Zeit des Faschismus ihre Kraft und ihre Motivation geschöpft haben, sich engagiert am Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaftsordnung zu beteiligen. Dabei ist er trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen immer ein „Wuppertaler Jong“ geblieben, der engen Kontakt zur Familie, Freunden und politischen Weggefährten pflegte. Unvergessen sind seine Auftritte vor seinen Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen und seine spontanen Besuche im Gewerkschaftshaus.

Auf Einladung der Stadt wurde er zu seinem 75. Geburtstag durch einen offiziellen Empfang geehrt. Wichtig an diesem Tag war ihm das Treffen mit Auszubildenden der Wuppertaler Stadtwerke, denen er aus seinem Leben erzählte und denen er mit auf den Weg gab, dass Engagement im politischen Gemeinwesen unverzichtbar für den Bestand und die Weiterentwicklung einer demokratischen Gesellschaft sind.

Heinz Kluncker hat sich bleibende Verdienste erworben. Er ist der Repräsentant der Wuppertaler Gewerkschaftsbewegung nach dem Faschismus geworden. Sein Leben ist zudem bestens geeignet, den Weg der Generation junger Wuppertaler nachzuzeichnen, die ihre Schulzeit und Jugend im Faschismus verbracht haben.

Heinz Kluncker ist am 21. April 2005 nach langer, schwerer Krankheit in Stuttgart gestorben.

25.03.2008

Heinz Niedt

(kgc). Am 18. Oktober 1997 feierte Heinz Niedt mit einer großen Gratulantenschar seinen 75. Geburtstag. Bereits am 17. Mai 1997 konnte er mit seiner Frau Else (73) am Weserstrand ein Gläschen auf das 50-jährige Ehejubiläum erheben. Sichtbarstes Zeichen für ehrenamtliches Engagement für die Mitmenschen war die Überreichung der Bronze-Statue „Bergischer Schmied“ durch seinen Oberbarmer Turner-Bund. Heinz Niedt gehörte in die Kategorie „Mann für alle Fälle“, von der man nicht weiß, ob es sich um eine aussterbende Rasse handelt …
Heinz Niedt wurde am 18. Oktober 1922 in Barmen geboren. Groß geworden ist er im Oberdörnen. Nach einer Lehre als Klempner und Installateur trat er 1947 in die Dienste der Wuppertaler Berufsfeuerwehr, die er durch Pensionierung verließ. So unspektakulär sein berufliches Leben verlief, umso turbulenter war die Freizeitgestaltung. Dem Fußballhobby frönte der 10-jährige durch den Beitritt in den Verein Viktoria 96, einem Vorläufer des heutigen ASV. Außerdem wurde der junge Heinz Mitglied im Radsportverein „Blitz“ Barmen und blieb bis 1948. 1940 Soldat geworden, folgte nach Kriegsende der Umzug nach Oberbarmen, wo seine Frau Else in der Schwarzbach („Schwatte Beek“) groß geworden ist. Der 1947 besiegelten Ehe entstammt der heute 42jährige Sohn Rüdiger. Von 1948-1954 spielte Niedt Tischtennis im TT-Verein der Feuerwehr, war einige Jahre Vereinsvorsitzender. Fußball spielte er von 1954-1972 bei Grün-Weiß Wuppertal und war bis 1969 Mitglied im Beyeröhder TV. 1974 fand Heinz Niedt seine entgültige sportliche Heimat, als er in den Oberbarmer Turner-Bund eintrat und neben dem Turnen das Singen zu seiner Sache machte. 1981/82 war er 1. Vorsitzender des OTB. 1987 wurde er Oberturnwart und OTB-Abteilungsvorsitzender Turnen. Er leitete die Gruppen Sport mit Älteren, ältere Fußballer (Fußballtennis) und Training Leichtathletik. Im OTB hielt er außerdem die Kontakte zu Stadt- und Sportverwaltung, sowie zum Turngau. Er richtete Veranstaltungen und Fahrten (Herrentouren) aus. Für die Gesangsabteilung war der Baß-Sänger Schriftführer und Wanderwart.
In den fünfziger Jahren besuchte Heinz Niedt Jugendleiter-Lehrgänge und wurde Kampfrichter in der Leichtathletik. Von 1969-1971 war er Jugendleiter der Grün-Weiß-Handballer. Von 1964 bis in die Anfänge des dritten Jahrtausends war Niedt jede Woche als Sportabzeichenprüfer unterwegs, auf dem Sportplatz an der Ronsdorfer Scheidtstraße, überall zwischen Beyenburg, Sudberg und Wülfrath, und in den letzten Jahren auf Löhrerlen. In der Vereinigung „Älterer Turner“ wirkte der Barmer mit Wohnsitz Heidt als Vereinskassenwart mit. 1975 wurde er Vorstandsmitglied des Stadtsportbundes. Für seine vielfältigen Aktivitäten wurde Heinz Niedt mit der Ehrenplakette des Stadtsportbundes (1986), dem Ehrenteller des Turngau Wuppertal (1990) und der Verbandsehrennadel des Rheinischen Turnerbundes (1995) ausgezeichnet. Der OTB ernannte sein Allround-Talent zum Ehrenmitglied.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters sprühte Heinz Niedt bis Anfang des 21. Jahrhunderts vor Lebenslust. Von Krankheiten war er weitgehend verschont geblieben, hielt sich mit Bewegung durch Tennis, Turnen, Laufen und Springen fit. Freudig begleitete er die sportliche Entwicklung der Jugend, beispielsweise der Turnküken seines OTB. Die gemeinsamen Interessen von Heinz und seiner „Assistentin“ Else Niedt, einer OTB-Sängerturnerin, mündeten in der Goldenen Hochzeit. Dann begann die für beide unerträgliche Leidenszeit seiner Frau. Später musste er seinem Alter Tribut zollen – der Körper spielt nicht mehr mit. Als schönste Orte bezeichnete Heinz Niedt den Sportplatz, die Turnhalle und die Konzerträume, „weil man dort Freude hat und Freunde trifft“.

31.10.2005

Helmut Braselmann

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller

Am 18. September 1911 geboren und am 23. Februar 1993 gestorben. Helmut Braselmann hat 81 Jahre gelebt und hat als Olympiasieger im Feldhandball 1936 und Handball-Weltmeister 1938 Wuppertaler Sport-geschichte geschrieben!

Der deutsche Reichstrainer Otto-Günther Kaundinya hatte im Feldhandball-Endspiel 1936 im Berliner O-lympiastadion vor 100.000 Zuschauern gegen Österreich (10:6 für Deutschland) Spielern mit NSDAP-Parteibuch von Polizei und Militär den Vorzug gegeben. Deshalb fand sich Helmut Braselmann von TURA Barmen auf der Reservebank wieder. In den Spielen zuvor gegen die Schweiz (16:6) und die USA war er im Einsatz und bekam deshalb ebenfalls die Goldmedaille überreicht. 1938 gehörte der Linksaußen von TURA Barmen zum Team, das ebenfalls in Berlin die Weltmeisterschaft mit einem Sieg über die Schweiz gewann.

Helmut Braselmann erlebte mit TURA Barmen große Zeiten: 1933 Westdeutscher Meister. 1934 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften. Am 6. April 1951 ist er mit Grün-Weiß in die Handball-Oberliga Nieder-rhein aufgestiegen. Damals trug Kamerad Heinz Ohlig ihn auf den Schultern und die Fans umjubelten ihn. Eines seiner Erfolgsrezepte: vor jedem Spiel einen Schnaps trinken, zusammen mit seinem Mannschafts-kameraden Helmut Winkelmann.

Insgesamt absolvierte Helmut Braselmann zwischen 1935 und 1938 für TURA Barmen sechs Feldhandball-Länderspiele. Seit 1936 war er mit Emmi, geborene Zimmermann, verheiratet, die 1985 verstarb. Wegen der Hochzeit wollte er die Olympia-Teilnahme absagen, doch seine junge Frau hat ihn zur Berlin-Reise überredet. „Ich habe es nicht bereut“, gestand Braselmann später. Beruflich war er Fernfahrer, später selbstständiger Transportunternehmer.

Zweiter Weltkrieg: In Wien erlitt Braselmann 1943 im Fronteinsatz einen Schulterdurchschuss und wurde ins Feldlazarett eingeliefert.

Für den Vorgängerverein von Grün-Weiß 89/02 Wuppertal bestritt Helmut Braselmann noch bis zu seinem 58. Lebensjahr in Höfen Feldhandballspiele. Später kümmerte sich ein Freundeskreis um Lothar Heder-mann rührend um den Rentner, zu dessen Ehren zum 80. Geburtstag am 18. September 1991 im Clubhaus im Höfen ein großer Empfang ausgerichtet wurde. Als man ihn zum Ehrenmitglied ernennen wollte, antwor-tete Braselmann: „Das bin ich schon, aber der Emil Maurer (früherer Vorsitzender von Grün-Weiß) hat das früher nicht so genau genommen.“ Der bescheidene Sportsmann Helmut Braselmann hat um seine Person nie viel Aufhebens gemacht. Er hing an seinen Grün-Weißen, die Grün-Weißen an ihm. Er war 66 Jahre Vereinsmitglied!

Helmut Hirsch

(kgc). Manchen Menschen ist nur ein kurzes Leben auf Erden beschieden, andere dürfen sich über ein langes Leben freuen, das aber gegen Ende nicht immer nur Freude ist. Jedenfalls: der bekannte Historiker Helmut Hirsch hat 102 Jahre gelebt und einen langen Abschnitt deutscher Geschichte miterlebt!
Anfänge und Emigration
Helmut Hirsch wurde am 2. September 1907 in Barmen als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sein Vater Emil war Mitbegründer der Wuppertaler Volksbühne und Sozialdemokrat des linken Flügels. Der Vater wurde von den Nationalsozialisten inhaftiert und im KZ Kemna gefoltert. Der junge Helmut Hirsch studierte in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre in München, Berlin, Bonn, Köln und Leipzig Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und Zeitungskunde. In der Abschlussphase seiner Dissertation wurden die deutschen Universitäten durch das nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler gleichgeschaltet. Deshalb war es Helmut Hirsch nicht mehr möglich, in Deutschland zu promovieren. Die Nazis zwangen ihn zur Emigration und er floh mit seiner Frau Eva Buntenbroich über das Saarland und Frankreich (Paris) in die USA. In Chicago schloss er sein Studium mit der Dissertation ab, unterrichtete als Professor europäische Geschichte und reifte zu einem bedeutenden Historiker heran.
Miteinander
1945 hat Helmut Hirsch in Chicago das Roosevelt College mit gegründet. Es war die erste Hochschule ohne Diskriminierung bezüglich Rasse, Klasse, Religion oder Nation.
Heimkehr
Als 50-jähriger kehrte Helmut Hirsch 1957 nach Deutschland zurück, lehrte ab 1972 an der Universität Duisburg und lebte in Düsseldorf. 1997 ernannte ihn die Heinrich-Heine-Gesellschaft zum Ehrenmitglied. Dem Düsseldorfer Heine-Institut hat er zu Lebzeiten einen Teil seiner Forschungsbibliothek vermacht und kam immer wieder zum Arbeiten in die dortige Bibliothek.
Arbeiterbewegung
Helmut Hirsch war zuletzt ältestes Mitglied des deutschen Pen-Zentrums (Sitz in Darmstadt). Er hat unter anderem viel gelesene Werke (Monografien) über August Bebel, Friedrich Engels und Rosa Luxemburg publiziert und geht als Buchautor und Historiker der deutschen Arbeiterbewegung in die Geschichte ein.
Verdienste
Für seine Verdienste wurde Helmut Hirsch mit dem Bundesverdienstkreuz und in Wuppertal mit dem Von-der-Heydt-Preis ausgezeichnet. Die Stadt gab zu seinem 100. Geburtstag im Barmer Rathaus einen Empfang.
Erinnerung
Nach seinem Ableben am 21. Januar 2009 drückte Oberbürgermeister Peter Jung die Trauer der Heimatstadt Wuppertal in einem Kondolenzbrief an die Witwe Marianne Hirsch aus: „Helmut Hirsch wird in unserer Erinnerung als Mensch weiterleben, für den Geschichte und Wissenschaft, vor allem aber die Menschen, einen ganz wichtigen Stellenwert hatten.“

Helmut Kahlhöfer

(kgc). Helmut Kahlhöfer wurde 1914 in Barmen (Heidt, Albertstraße 27) geboren, besuchte die Wupperfelder Oberrealschule (heute Carl-Duisberg-Gymnasium) und studierte in Köln und Salzburg Orgel, Klavier und Dirigieren. Seine Tätigkeit als Kirchenmusiker begann 1937 in Köln. 1945 wurde er Kantor bei der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke an der Immanuelskirche, wo er 1946 die Kantorei, zunächst als „Chörchen“ beschrieben und bis 1948 aus anderen Chören verstärkt, gründete. Es war eine Zeit, in der die musikalische Gestaltung von reformierten Gottesdiensten noch in den Kinderschuhen steckte, weil lange Zeit abgelehnt. Mozart statt Barock- Motetten und Kantaten waren scheinbar Provokationen. In diesem Zusammenhang hat das Gartenhaus der Villa von Webereibesitzer Carl Wilhelm Halstenbach am Diek eine Rolle gespielt, wo Kahlhöfer wohnte und Fabrikantenkinder und andere Jugendliche zum gemeinsamen Singen um sich gruppierte. 1954 wurde er Kirchenmusikdirektor und 1965 Professor an der Folkwang-Hochschule Essen. Dort übernahm er die Hauptfachklasse Chorleitung und den Hochschulchor. Mit der Kantorei Barmen-Gemarke hat Kahlhöfer Musik des 20. Jahrhunderts einstudiert, die Meisterkonzert-Reihe etabliert, Konzertreisen in nahe und ferne Länder absolviert und Funksendungen und Schallplatten eingespielt. Das Bach-Triptychon (1983-85), die Matthäus- und Johannes-Passion und die Hohe Messe, blieben als Höhepunkte im Gedächtnis der Besucher haften. Die Leitung der Kantorei gab der Von der Heydt-Preisträger (1976) am 14. Juni 1987 an Prof. Manfred Schreier, den Vorgänger von Wolfgang Kläsener, ab. Am 15. Mai 1988 ist Prof. Helmut Kahlhöfer, der zuletzt auf Hatzfeld wohnte, gestorben und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Heckinghauser Straße.
Ausführlich gewürdigt hat Prof. Dr. Joachim Dorfmüller Leben und Werk Helmut Kahlhöfers in den „Wuppertaler Biographien, 17. Folge“ (Born-Verlag, 1993).

Helmut Thielicke



Der Theologe Professor Helmut Thilelicke wurde am 4. Dezember 1908 in Barmen geboren. In seinem Buch „Zu Gast auf einem schönen Stern“ hat er auf seine Leben und seine Spuren in der Heimat zurückgeblickt. Es war die Kindheit und Jugendzeit von 1908 bis 1928. Beschrieben hat er die damals gutbürgerlicher Eduardstraße, wo er mit seinen Eltern wohnte, und die Schule in der heutigen Germanenstraße. Sein Abitur „baute“ Thielicke, nach der Aufnahmeprüfung im Jahr 1919, 1928 am baulich imposanten Humanistischen Gymnasium an der Bleicherstraße in Barmen, das später zum Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld geworden ist. Das Schulgebäude ist nach der Zerstörung am 30. Mai 1943 nicht wieder aufgebaut worden. Heute befinden sich vis-a-vis der katholischen Kirche St. Antonius ein Parkplatz und die katholische Grundschule St. Antonius. Konfessionell fühlte er sich der evangelischen Kirchengemeinde Barmen-Gemarke zugehörig, wo er wohl besondere Erinnerungen mit dem Barmer Buchhändler Emil Müller verband.
Helmut Thielicke verließ das Wuppertal zu Studien der Philosophie und Theologie in Greifswald, Marburg, Erlangen und Bonn. 1936 wurde er Dozent für systematische Theologie in Erlangen. Danach erhielt er eine Professur in Heidelberg, wo er 1940 als Hochschullehrer durch das Nationalsozialistische Regime um Adolf Hitler gewaltsam abgesetzt wurde. Grund war seine Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche. Professor Helmut Thielicke wurde 1941 Gemeindepfarrer in Ravensburg, unterlag aber zeitweilig dem totalen Rede- und Reiseverbot. Während dieser Zeit arbeitete er an theologisch-anthropologischen Fragestellungen anonym in der Schweiz.
Von 1942 bis 1945 war Helmut Thielicke Leiter des Theologischen Amtes der Württembergischen Landeskirche in Stuttgart. Er suchte die Verbindung zur Widerstandsbewegung um Carl Goerdeler. Er begann umfangreiche Gottesdienstreihen über große Themen des christlichen Glaubens und der Bibel, die später in Hamburg fortgesetzt wurden.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und Untergang des so genannten „Dritten Reiches“ wurde Helmut Thielicke 1945 Professor für systematische Theologie in Tübingen, 1951 Rektor der dortigen Universität und Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz. 1954 wurde er an die Universität Hamburg berufen, wo er 1960 bis 1961 als Rektor amtierte. Ab 1956 hielt Thielicke zahlreiche Gastvorlesungen und Vorträge im Ausland, beispielsweise in den USA, Kanada, Japan, Südafrika, Australien und Neuseeland.
Nach seiner Emeritierung gründete Professor Helmut Thielicke die Projektgruppe Glaubensinformation, durch die er seine Erfahrungen von der Kanzel weitergeben und junge Prediger unterstützen wollte.
Helmut Thielicke ist am 5. März 1986 im Alter von 77 Jahren in Hamburg gestorben.

Literatur:
Helmut Thielicke, Das Leben kann noch einmal beginnen, Taschenbuchausgabe 1980, Quell-Verlag.
Helmut Thielicke, Zu Gast auf einem schönen Stern, Taschenbuchausgabe 1987 bei Bastei-Lübbe.

Herbert Schade

Aus dem Buch „Wuppertals Olympiageschichte“ (1996, Verlag J.H. Born GmbH) mit freundlicher Genehmigung von Herausgeber und Autor Peter Keller:

Der am 26. Mai 1922 geborene Herbert Schade wurde erstmals 1947 in der Bestenliste des Westdeutschen Leichtathletikverbandes an achter Stelle genannt. 1948 schaffte er den vierten und 1949 den zweiten Platz bei den 5.000 Meter Meisterschaften. 1950 lief er seinen ersten von 12 deutschen Rekorden, mit 5:53,2 Minuten über 2.000 Meter. Anteil am großen Erfolg Schades hatte sein BTV-Trainer Arthur Lambert („Gro-ße Läufer kommen aus dem Wald“). Die Ohligser Heide war bevorzugtes Trainingsgebiet.

1951 kamen für Herbert Schade die erste der bis 1958 auf 34 ansteigenden Berufungen der Nationalmann-schaft. Er nahm als Aktiver an zwei Olympischen Spielen 1952 in Helsinki (Bronzemedaille über 5.000 Me-ter) und 1956 in Melbourne (Neunter über 10.000 Meter, 12. über 5.000 Meter) teil, außerdem an den Eu-ropameisterschaften 1954 und an 31 Länderkämpfen. Der achtmalige Deutsche Meister stellte in den Jah-ren 1950 bis 1956 absolute Weltklasse dar, hatte aber 1952 seine beste Saison. Höhepunkt war der Ge-winn der Bronzemedaille über 5.000 Meter in Helsinki, wo er erst im Endspurt vom legendären Emil Zato-pek, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, und dem Kolonialfranzosen Alain Mimoun überspurtet wurde. Schade blieb nur knapp hinter seinem frischen Deutschen Rekord zurück.

1951 und 1952 ist Herbert Schade vom Bundespräsidenten Theodor Heuss mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet worden, 1955 vom Deutschen Leichtathletikverband mit dem Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis.

Bis 1952 ist Herbert Schade für den Barmer Turnverein 1846 gestartet und wechselte dann zum Solinger LC, dessen Vorstand er bis Ende der 1980er Jahre angehörte. Ein Berufswechsel vom Bäcker zum städti-schen Sportamt der Stadt Solingen, kam seinen sportlichen Ambitionen entgegen.

Nach der aktiven Läufer-Laufbahn arbeitete Herbert Schade einige Jahre ehrenamtlich als DLV-Langlauftrainer. In dieser Funktion nah, er 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teil. Von 1967 bis 1973 war er Lehr- und Sportwart im Landesverband Niederrhein. Die Olympischen Spiele 1972 in München erlebten ihn als Chef der deutschen Leichtathleten. Fast zwei Jahrzehnte war Schade führend im Landes-leistungsausschuss des Landessportbundes NRW tätig. und 12 Jahre lang, von 1978 bis 1990, Vorsitzen-der der aus dem „Club der Alten Meister“ hervorgegangenen Vereinigung ehemaliger Leichtathleten.

Am 1. März 1994 ist Herbert Schade gestorben.

Herbert Schmitz

(kgc). Nächstebreck und das Dorf Bracken sind untrennbar mit dem Namen Schmitz verbunden. Einerseits wegen der familiären Hausbandweberei, aber auch durch Herbert Schmitz und sein ehrenamtliches Engagement um das Wohl der Nachbarschaft und ihrer Mitmenschen.
Licht der Welt
Herbert Schmitz wurde am 29. Mai 1929 in Nächstebreck, Bracken 18 (heutige Nummer 35), als Sohn des Hausbandweberehepaares Hermann und Anna Schmitz, geborene Köster, geboren. Mit seinen beiden Zwillingsbrüdern Hermann und Werner ist er in behüteter Umgebung der Familie aufgewachsen.
Schulische Bildung
Von 1935 bis 1943 besuchte Herbert Schmitz die Volksschule an der Wittener Straße. Anschließend ging der Junge zur Handelsschule, musste den Besuch aber kriegsbedingter Weise 1944 mit dem Notabschluss-Zeugnis beenden. Im März 1945 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen und kam in eine Kaserne in der Nähe des Oberbergischen Ortes Waldbröl. Herbert Schmitz erinnert sich: „In den ersten Wochen des Zweiten Weltkrieges kam ich dann Mitte April nach Hause, bevor die amerikanischen Truppen einmarschierten und den Krieg beendeten.“ Nach Kriegsende begann Schmitz eine Lehre in der elterlichen Bandweberei zur Ausbildung als Facharbeiter. 1948 hat er die Ausbildung mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Zu dieser Zeit hatte er aber schon an der Textilingenieurschule seine Ausbildung zum Ingenieur angetreten. 1950 hat Herbert Schmitz sein Examen mit Auszeichnung bestanden.
Familie
Herbert Schmitz hat 1953 seine Frau Ingeborg, geborene Leimbach, geheiratet. Tochter Barbara wurde 1956 geboren, Sohn Ralf 1961.
Berufliche Entwicklung
Nach der schulischen Ausbildung ist Herbert Schmitz in die Industrie gegangen und trat seine erste Anstellung bei der Firma Arthur Krommes in Unterbarmen am Haspel an. 1952 wechselte er zur Firma Julius Boos jun.. Heutiger Name: Boos Textil. Der Betrieb an der Liegnitzer Straße in Wichlinghausen wurde von Theo Kader geführt. Herbert Schmitz: „Ihm bin ich für meine berufliche Weiterentwicklung sehr zu Dank verpflichtet.“ Schmitz erhielt 1965 Prokura. In der Firmenleitung war er ab 1980 für den Bandbereich in Wuppertal und für das Gesamtcontrolling der beiden Werke Wuppertal und Goch zuständig. Insgesamt war Herbert Schmitz über 40 Jahre für Boos tätig!
Einsatz für Arbeitsschutz und Sicherheit
Seine Firma hat Herbert Schmitz ab 1973 bei der Textil- und Bekleidungsgenossenschaft zur Teilnahme an den konstituierenden Sitzungen angemeldet, die zweimal im Jahr stattfanden. Er war in drei Ausschüssen tätig und blickt zurück: „Es war mir immer ein Anliegen, etwas für die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erreichen. 1973 wurde ich außerdem zum Beisitzer an das Sozialgericht Düsseldorf berufen und nahm dieses Ehrenamt 25 Jahre lang wahr. Ein Vierteljahrhundert gehörte er der Berufsgenossenschaft an.
Nachbarschaft
Herbert Schmitz hat 1985 gemeinsam mit Nachbarn in der kleinen Nächstebrecker Siedlung Bracken das Dorffest ins Leben gerufen, das im zweijährigen Abstand stattfindet. Zu den gemeinnützigen Tätigkeiten gehört die Gestaltung des Umfeldes. Über 25 Altstadtlaternen zieren heute den Ort, der einst den Haltepunkt Nächstebreck an der „Kohlenbahn“ von Hattingen über Sprockhövel und Schee nach Wichlinghausen hatte. Zu den monatlichen Aktivitäten gehört die Pflege des alten Bahnhofsgeländes. Daneben unterstützen die Brackener mit Spenden Schulen, Kirchen und Vereine. Herbert Schmitz: „Seit 1986 sind wir als gemeinnütziger Verein anerkannt und tragen den Namen „Interessenten der Dorfgemeinschaft Bracken“.“
Politik
1987 ist Herbert Schmitz in die Christlich Demokratische Union eingetreten.
Für Nächstebreck
1988 hat Herbert Schmitz von seinem erkrankten Vorgänger Werner Flasdieck den Vorsitz des Bürgervereins Nächstebreck übernommen: „Ich habe mich bis zum Rücktritt im Jahr 2002 gerne für die Belange der Nächstebrecker Bürger eingesetzt.“ Aus gesundheitlichen Gründen hat er im März 2002 auf der Jahreshauptversammlung den Vorsitz niedergelegt. Als Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Hermann-Josef Richter zum ersten Vorsitzenden gewählt. Schmitz rückblickend: „Ich bin der Meinung, dass wir damit eine gute Wahl getroffen haben, weil Hermann-Josef Richter schon als CDU-Vorsitzender und Wuppertaler Bürgermeister einer der unseren war und sich in Jahrzehnten Verdienste um Nächstebreck erworben hat.“ In der gleichen Versammlung wählten die Mitglieder Herbert Schmitz zum Ehrenvorsitzenden.
Anerkennung
Als Anerkennung seiner verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten hat Herbert Schmitz 1991 das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Gutes tun und darüber reden! Diesem Motto folgend zeichnet der Bürgerverein Nächstebreck seit 2009 verdiente Mitbürger für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Goldenen Ehrennadel aus. War der inzwischen verstorbene Siegfried Hüsemann 2009 erster Empfänger, folgte ihm am 19. Mai 2010 anlässlich des Jahresempfangs in Herbert Schmitz ein weiterer langjähriger Weggefährte des Bürgervereinsvorsitzenden Hermann Josef Richter. Dem Lob seines Nachfolgers antwortete Herbert Schmitz mit ungebrochener Einsatzbereitschaft: „Trotz meiner 81 Jahre helfe ich gerne, wenn Hilfe gebraucht wird.“ Schmitz drückte Wichtiges in wenigen Sätzen aus: „Ideen kann man alleine entwickeln, aber das Umsetzen gelingt nur in der Gemeinschaft. Wir haben in Nächstebreck viel erreicht. Dankbar bin ich für viele Freundschaften, die mir durch den Bürgerverein ermöglicht wurden.“