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Barmer Anlagen: Wahrzeichen echten Bürgersinns

Sonderdruck als Stiftung durch Fr. Staats GmbH, W.-Barmen, „Wuppertaler Stadt-Anzeiger“, Herausgeber und Autor unbekannt, 1953:
Barmer Anlagen: Wahrzeichen echten Bürgersinns
Geschaffen aus Allgemeinsinn, Naturfreude und Opferbereitschaft von Barmer Bürgern
Es wird wohl niemand in Wuppertal geben, jedenfalls nicht unter denen, die sich noch Sinn für die Natur und ihre Schönheiten bewahrt haben, der nicht den Plan von Stadtverwaltung und Stadtvertretung begrüßen würde, aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Stadt Wuppertal die Hardt zu einer beispielhaften Grünanlage, zu einem „Jubiläumspark“ auszugestalten. Inzwischen sind Einzelheiten über das Projekt, das von Gartenbaudirektor Balke mit Energie und Sachkunde vorangetrieben wird, bekannt geworden, die die Hoffnung zulassen, dass sich Wuppertal hier auf der Mitte zwischen Barmen und Elberfeld eine Grünanlage schaffen wird, die von allen Bürgern als wirkliches Jubiläumsgeschenk von bleibendem Wert angesehen werden kann.
Uns ist bekannt, dass ursprünglich nicht die Hardt für dieses Werk vorgesehen war, obwohl man vor allem in der Stadtverwaltung von Anfang an gerne einen Platz finden wollte, der weder „zu sehr“ in Barmen, aber auch nicht in Elberfeld, liegen sollte. Wir, die wir immer wieder die Forderung nach kommunalpolitischer Gerechtigkeit erheben, haben für diese Sorgen ein gewisses Verständnis, hätten uns jedoch auch vorstellen können, dass die Platzwahl für den „Jubiläumspark“ auf die Barmer Anlagen gefallen wäre, wo geradezu ideale Voraussetzungen für ein solches Vorhaben gegeben sind. Andererseits müssen wir anerkennen, dass der Barmer Verschönerungsverein, der im kommenden Jahr auf 90 Jahre erfolgreicher und beispielloser Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit zurück blicken kann, nicht bereit sein kann, seinen Bereich ohne weiteres in die Regie der Stadt zu übertragen. In einer Zeit, in der immer wieder mit Recht über mangelnde Initiative und auch Opferbereitschaft der Bürgerschaft geklagt wird, in der immer wieder der Ruf nach der „Hilfe von oben“ laut wird, sollte jede Einrichtung begrüßt und gefördert werden, in der der Bürgersinn noch lebendig ist wie in den Barmer Anlagen des Verschönerungsvereins.
So möchten wir (wer?) denn angesichts des Vorhabens auf der Hardt alle Verantwortlichen bitten, über diesen Plänen weder den Respekt vor der Leistung des Barmer Verschönerungsvereins, noch die Notwendigkeit der Förderung der Barmer Anlagen zu vergessen. Wir freuen uns, dass uns Gartenbaudirektor Balke ausdrücklich bestätigt hat, dass ihm die Barmer Anlagen immer besonders am Herzen liegen werden, wie sich denn auch die Stadt in den letzten Jahren zu einer Steigerung ihres Beitrages für diese große Erholungsstätte der Bevölkerung verstanden hat.

Die Gedanken, die der Dichter Emil Rittershaus formulierte, waren schon bei der Gründung des Barmer Verschönerungsvereins 1864 für alle Beteiligten richtungsweisend. Nachdem die ersten Zeichnungen zur Gründung eines Verschönerungsvereins für die Stadt Barmen ungefähr 1.200 Taler erreicht hatten, berief der provisorische Vorstand auf den 08.12.1864 eine Generalversammlung aller interessierten Mitbürger ein. Es erschienen u.a.: Oberbürgermeister Bredt, Wilhelm Werle´, August Engels, Johann Wilhelm Fischer, Carl Theodor Rübel, Friedrich von Eynern, Robert Barthels, Emil Blank, Oskar Schuchard und Friedrich Wilhelm Ostermann. Dem ersten Vorstand gehörten die Herren Werle´, Blank, Fischer, Barthels, Schlieper, Wemhöner und Wolff an, ferner als Ehrenmitglieder Oberbürgermeister Bredt und Stadtbaumeister Fischer. Vom 1. Januar 1866 ab bewilligte die Barmer Stadtvertretung einen jährlichen Zuschuss von 300 Talern. Zur Beschaffung der Mittel für den Grundstückserwerb fand am 05.10.1869 eine Verlosung statt, um die sich besonders Kassierer Otto Schüller verdient gemacht hat. Sie erbrachte eine Netto-Überschuss von mehr als 66.000 Mark. Gartenbaudirektor Joseph Clemens Weyhe aus Düsseldorf konnte so die unteren Anlagen anlegen. 1876 erwarb ein von Bankdirektor Hinsberg geleitetes Konsortium das Gut Fischertal. Und so ging es noch Jahr um Jahr weiter. Als 1880 Ludwig Ringel starb, vermachte er dem Verein 100.000 Mark als „Ludwig-Ringel-Stiftung“, deren Zinsen für die Zwecke des Verschönerungsvereins verwendet werden sollten. Die Stadt dankte ihrem Ehrenbürger 1886 durch den Bau des Ringeldenkmals im gleichnamigen Tal. 60.000 Mark der Stiftung, die die Stadt in Staatspapieren angelegt hatte, sind inzwischen verloren gegangen. 1886 stiftete die Familie Toelle den bekannten Aussichtsturm auf den Südhöhen. 1889 und 1890 wurden weitere Grundstücke erworben. 1891 aber überließ der Verein Gelände für den Bau der Bergbahn. Auch der Ehrenfriedhof liegt auf Vereinsgelände. 1895 wurde der Grundstein für die Stadthalle gelegt, die dem Zweiten Weltkrieg (Angriff auf Barmen am 30.05.1943) zum Opfer gefallen ist. 1896 wurden weitere Grundstücke am Marper Bach erworben. Wie groß die Opferfreudigkeit war, beweist das Ergebnis eines 1901 in der Stadthalle abgehaltenen Basars, bei dem vor allem der Vorsitzende Robert Barthels mitwirkte: über 34.000 Mark betrug der Überschuss. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins stifteten 30 Mitglieder 1914 den Alpengarten im Fischertal. In diesem Jubiläumsjahr verfügte der Verschönerungsverein über 405.000 Mark an Stiftungsgeldern, zu denen noch die Zinsen aus einer 100.000 Mark-Stiftung von Ludolph Hoesch kamen. Die Stadt Barmen erhöhte 1913 ihren jährlichen Zuschuss auf 13.000 Mark, während 2.500 Mitglieder 17.000 Mark Beiträge zahlten.
Wir haben mit Absicht die ersten 50 Jahre des nunmehr fast 90-jährigen Bestehens so ausführlich geschildert, weil heute viele unserer Mitbürger, die in den Barmer Anlagen Freude und Erholung suchen, sich zweifellos nicht mehr bewusst sind, dass sie dieses wunderschöne Fleckchen Erde vor allem den Männern jener Zeit zu verdanken haben. Mit Recht aber hat Emil Rittershaus in seinem Gedicht ausgerufen, dass es nicht nur zu schaffen, sondern auch zu erhalten und zu mehren gilt. Dieser Forderung ist der Barmer Verschönerungsverein bis heute gerecht geworden. Nie darf dabei vergessen werden, welche Schäden der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, nicht nur in den Anlagen selbst, sondern auch in den alten Barmer Familien, die traditionsgemäß dem Verschönerungsverein besonders verbunden waren. Jede Stiftung – und es sind in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg außerordentlich viele Stiftungen gemacht worden – ist heute wesentlich höher zu veranschlagen  als in längst vergangenen, glücklicheren Zeiten. Dass die Barmer Anlagen wieder ein Schmuckstück unserer Stadt sind, dessen Glanz sich in fleißiger Arbeit mehr und mehr steigert, ist vor allem das Verdienst der vielen Freunde und Förderer des Verschönerungsvereins, nicht zu vergessen aber auch die unermüdliche Arbeit der Geschäftsführerin Fräulein Kugel.
Vor allem das letzte Jahr brachte bei der Behebung von Kriegsschäden sichtbare Erfolge. So konnte mit erheblichen Kosten der untere Teich entschlammt werden. So wurden aber auch  150 Bänke und 7 neue Schutzhütten gestiftet. Wir erinnern auch an die prachtvolle Dahlienschau am Toelleturm und manche andere Bepflanzung in den Anlagen. Die Stadt will das beschädigte Ringel-Denkmal instandsetzen lassen, während die Arbeitskräfte des Verschönerungsvereins dabei sind, unterhalb des Denkmals einen neuen Promenadenweg zu schaffen, der eine herrliche Aussicht auf die Stadt bietet. Parallel zur Straßenbahn der Linie 4, im Wald längs der Lönsstraße, ist ein weiterer Promenadenweg im Bau, der einmal den Namen des verstorbenen Förderers, Direktor Schwarzschild, tragen wird.
Viele Probleme hat der Barmer Verschönerungsverein noch zu lösen, bis die Barmer Anlagen dem Idealbild entsprechen. Mehr noch als bisher sollten sich immer weitere Kreise der Bürgerschaft an diesem Werk für die Allgemeinheit beteiligen, um diesem Schmuckstück unserer Stadt zu weiterem Glanz zu verhelfen.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch die hochherzige Stiftung des Kinderspielplatzes und des Trinkbrunnens durch Wuppertaler Firmen, ferner die zahlreichen Geschenke in Gestalt von Sach- und Dienstleistungen für die Barmer Anlagen. Heute umfassen die Barmer Anlagen ein Gebiet von etwa 300 Morgen.